Es ist weg.

Das Hotel ist weg.

Mir fehlt was.
Mir fehlen die Treppentexte,
mir fehlt der König,
mir fehlt Maurice,
mir fehlt Yelis,
mir fehlt die Liebe,
mir fehlen die Ausrutscher
und die Missverständnisse.

Begann es einst sehr schleppend und ohne viel Elan,
so sehr häng ich doch dran,
an diesem Wahn,
zu schreiben, was das Herz mir sagt,
zu korrigieren des Geistes Rat,
zu sitzen in näckischer Rund,
wo jeder plappert nach seinem Mund.

Doch nicht ein böses Wort drang je über die Lippen,
was blieb, das war das Klopfen in den Rippen.

Nie zu wissen, wer es war,
aber immer zu wissen, dass etwas geschah,
mit dem jungen Dichter, der dahinter saß.

Sicherheit

Beim Zappen durch die gefühlten 1000 Programme im TV lasse ich mir die Frage, was Glück bedeutet noch einmal durch den Kopf gehen und merke, dass ich von der falschen Perspektive aus gedacht habe. Glück bedeutet nicht, zu bekommen, was man schon lange wollte – im materiellen Sinn.images

Glück kann und MUSS ebensogut Stabilität und Sicherheit sein. Für uns selbstverständlich. Doch für viele andere Menschen in anderen Ländern, wie der Ukraine oder Griechenland und Syrien leider nicht. Denken wir uns doch lieber einmal in sie hinein und nicht in uns oder die neue Schuhen von der und der Marke, die wir schon lange haben wollten.

Amy

 

Wohin?

15 Jahre…

15 Jahre sind wir jetzt verheiratet. 15 Jahre, die ausgereicht haben, um uns auseinanderzuleben und die Entscheidung zu treffen, dass wir unsere Ehe wieder in Schwung bringen wollen.

Und was hat es gebracht?

Nichts.

Einsamkeit, eine Begegnung in der Sauna und noch mehr Einsamkeit.

Vergeudete Zeit.

Warum merke ich das erst jetzt, wo alles vorbei ist?

Das Hotel in Schutt und Asche und immer noch keine Spur von Johannes. Jetzt hab ich nicht mal mehr mein Handy. Wenn er jetzt – nach Tagen – auf eine meiner Nachrichten antworten würde, würde ich es nicht einmal mitbekommen.
Wie soll ich ihn wiederfinden?

Will ich ihn wiederfinden?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wohin mit mir.
Nach vorne gehen? Zurückblicken?

Vielleicht setze ich mich einfach erst einmal irgendwo hin.

Martha

Lavendel

Es kann so schnell gehen…
Eben noch habe ich neben Natascha an der Bar gesessen, jetzt sitze ich neben ihr am Krankenhausbett.
Halte ihre Hand, betrachte sie. Nichts weiter.

Sie schläft jetzt, ganz ruhig, atmet regelmäßig ein und aus, und die Hustenkrämpfe scheinen fürs Erste vorbei.

Das Radio läuft, irgendein Song, Lachen und Freude und Glück und ich muss es ausschalten, kann es nicht ertragen. Zu viel passiert, zu viel ungewiss.
Es sind noch andere hier, habe ich gehört. Nicht alle. Einige haben es rechtzeitig rausgeschafft, andere nicht. Ich weiß nicht, wer… Ich will es gar nicht wissen.
Gesehen habe ich noch niemanden, seit wir hier sind. Ich will bei ihr sein, wenn sie aufwacht.

Eben noch habe ich darüber nachgedacht, ob sie perfekt für mich ist, jetzt weiß ich es.

Sie ist immer noch wunderschön, und obwohl alles an uns nach Rauch und Qualm stinkt, duften ihre Haare noch immer nach Parfum.
Lavendel.

Thomas

Auf das Ende!

Alles brennt. Alles geht in Flammen auf. Sogar mein Ego.
Dieser Brand könnte endlich der Anstoß dazu sein, mit mir selbst zu brechen.
Für immer.
Habe so viel Zeit damit verbracht, den prolligen Macho aus mir zu machen, für den mich alle halten -bis ich bemerkte, dass ich das nicht sein will.
Will niemand sein.
Was hält mich noch hier, was hat mich je gehalten?
Nichts.
Schnappe mir den guten Whisky und sperre mich ein. Bleibe hier. Bleibe der Macho, den jeder in mir sieht.
Wozu sollte ich mich bemühen den anderen etwas zu beweisen, wenn ich nicht einmal mir selbst etwas beweisen will?
Irgendwie beruhigend zu wissen, dass gleich alles zu Ende geht. Doch den Whisky, den guten alten Whisky, den nehme ich noch mit.

Wenn ich mir selbst schon ein Ende setze, dann verdammt nochmal mit Geschmack!

Zukunft?

Erst jetzt kann ich mich wirklich dran erinnern.
Das ging alles so schnell und der Schock sitzt einfach zu tief. Die Flammen, der Qualm und der Alarm.

Man steckt all seine Mühen in diesen Job und dann ist alles aufeinmal nur ein Haufen Asche- im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Feuerwehrmänner meinten, dass eine komplette Renovierung nötig ist. Wir sollten uns für die paar Monate wohl lieber einen anderen Job suchen, weil da irgendwas mit der Versicherung nicht stimme.
Hab einpaar bekannte Gesichter gesehen, aber ich weis nicht, ob alle in Sicherheit waren.
Will ich es überhaupt wissen?

Zeit sich anzuziehen. Der Sommer in Australien bei meiner Familie wird mir guttun. Auf der Farm gibt es immer was zu helfen.

Bis hoffentlich bald, mélange.

Lily

Wunder geschehen!?

Ich mache mir zu viele Gedanken.
Um mich – mein Kind – meine (gescheiterte) Ehe..
Doch es kann so schnell gehen.
Dem Leben kann so schnell ein Ende gesetzt werden – und.. und du selbst wirst nicht einmal gefragt!

Heute Nacht.. da brannte das Hotel, in dem wir eine Zeit verweilt sind.
Wir sind unverletzt, aber geschockt.
Wenn man diese lodernden Flammen sieht, dann zieht das Leben ganz schnell an einem vorbei.
Es kommen einem Gedanken in den Sinn, die man sonst immer erfolgreich weggeschoben hat im Alltag.
Wo ich nun bin?
Ich habe meinen Mann angerufen und er war außer sich vor Freude.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir noch einmal über das ein oder andere reden möchten und uns über unsere Zukunft klar werden wollen.
Sollte man so viele Jahre wegschmeißen?
Liebe ich ihn noch? Liebt er mich?
Was wird aus unserer Tochter?

Fragen – Fragen – Fragen.. Die Zeit wird Antworten geben.

Macht es gut!

Marie

schon so spät…
Ich sitze hier immernoch im Krankenhaus bei Yeliz.
Zum Glück hat sie sich durch den Brand im Hotel nur eine leichte Rauchvergiftung zugezogen!
In ein paar Tagen ist sie wieder fit.
Ich hoffe es !
Ich weiß, ich dürfte garnicht mehr hier sein..
Aber es hat noch keiner bemerkt.
Ich weiß noch nicht so recht wohin mit mir..
Solange sitze ich hier bei ihr.
Ich lese ihr aus meinem Buch vor, welches ich bei mir trug, als der Brand ausgelöst wurde.
Es ist von Marc Augé und heißt: Tagebuch eines Obdachlosen.
Irgendwie sehe ich mich darin wieder. Vielleicht versteht Yeliz dann, wieso ich so bin und was mir wiederfahren ist bevor ich sie kennen lernte.
Wie sie hierhin gekommen ist?
Yeliz war leider im Hotel. Ich zum Glück gerade auf dem Weg dorthin.
Dann sah ich plötzlich das Hotel in Flammen stehen.
Da war der Rettungswagen und Yeliz. Alles war abgesperrt. Ich konnte nicht zu ihr.
Ich wusste nicht was ich machen sollte.
Dann wurde mir gesagt sie sei hier im Krankenhaus.
Ich bin dann direkt zu ihr und ich bleib hier bei ihr, aufjedenfall.
Wir sind mittlerweile so gute Freunde geworden.
Uns verbindet die Liebe zur Literatur!
Dort fing unsere Freundschaft auch an, als wir uns in der Bibliothek kennen lernten.
Ich glaube, nein ich bin mir sicher! – wir werden diese Liebe zu Büchern immer teilen.

Maurice

Gescheitert

Berlin, du grauer Segen. Ich komme zu dir zurück.

Berlin, du grauer Segen. Ich komme zu dir zurück.

Ich wache schweißgebadet auf, die Sonne lacht bösartig durch einen Spalt zwischen den Gardinen. Als wollte sie mich hämisch darauf aufmerksam machen, wie verkorkst ich doch sein muss, dass ich mitten im Hochsommer bis abends schlafe anstatt den Nachmittag zu nutzen und schwimmen zu gehen oder zumindest mit einem guten Buch ein Café zu besuchen oder mich überhaupt sozial zu integrieren. Eben das tun, was die Welt so tut.
Verdammter Sommer, normalerweise wäre die Sonne längst da, wo sie hingehört – weit weg von mir, wo man sie nicht sehen kann!
Ich denke eine Limo am Kiosk zu kaufen hätte schon ausgereicht um meinen weißhaarigen Psychologen glücklich zu machen. Seine Augen hätten hinter der Hornbrille gestrahlt und ich hätte den Hoffnungsschimmer gesehen und das leichte Zucken eines Lächeln um seine Mundwinkel, weil er gedachte hätte, „für den Jungen gibt es ja doch noch eine Rettung“.

Aber die gibt es nicht – ich habe keine Limo gekauft.
Ich habe bis abends geschlafen.
Betrunken.

„Sie müssen lernen, Ihre inneren Unsicherheiten zu überwinden“ hat er gesagt. „Sie müssen lernen, sich nicht mehr abzuschotten – Sie sind genauso Teil dieser Gesellschaft wie ich oder Molly am Empfang“ hat er gesagt. Doch die Gesellschaft will mich offensichtlich nicht und das ist okay. Ich will sie schließlich genauso wenig.
Oder?

Ich richte mich verschlafen auf und wanke ins Badezimmer. Meine Zigaretten und mein Glas Whisky stehen noch am gleichen Platz wie vorhin.
Nach der halben Flasche muss ich zum Bett gewankt und eingeschlafen sein.
Tja, Scheiß Leben haben die Verrückten, die Neurotiker, die Kranken.

Der Qualm brennt in meinen Augen und der Selbsthass steigt mit jedem Zug, droht mich zu verschlingen – ein grimmig dreinblickendes Monster, voller Gier, voller Hunger und Wut.

Ich werde abreisen, ich kann nicht mehr.
Was soll ich hier noch?
Ich habe es verbockt.
Wie immer.

Vielleicht gehe ich zu meiner Frau.
Nein.
Ich reise ab und gehe zu meinem Therapeuten und erzähle ihm mit Schadenfreude wie hoffnungslos ich bin, wie verloren.
Oder ich reise einfach nur ab in meine winzige, dunkle Berliner Wohnung und trinke dort weiter.
Ja, guter Plan!
Projekt soziale Integration: gescheitert.
Das akzeptiere ich – Scheitern ist ein Charakteristikum meines Daseins.
Von jedem Dasein – aber von meinem ganz besonders.

Benebelt vom Whisky werfe ich meine Klamotten in meine Reisetasche.
Bloß keine Zeit verschwenden, eine weitere Nacht überlebe ich nicht.

Ich sehe mich ein letztes Mal um – blicke auf die Scherben meines Muts, auf das Ende des Neuanfangs, nehme den Zimmerschlüssel mit der großen, goldenen Sieben und verschließe mein neues, gleich zu Beginn zerbrochenes Leben hinter mir.
Ich gebe mich dem Abgrund hin und während ich meine Reisetasche über die Schulter werfe und den Flur entlang gehe, zurück zum Ausgang, merke ich, wie mich meine innere Dunkelheit verschlingt und mir grinsend die Worte „Du Versager!“ vor die Füße kotzt.

Danke, Welt!
Und Tschüß.

Tom

finally

… sie haben es geschafft! Der erste Schritt ist gemacht: Er lächelt ihr zu. Sie rückt ein Stück näher. Er streicht sich durchs Haar. Sie streicht sich durchs Haar. Er streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Ich wende mich ab und mixe einen Drink für den merkwürdigen Kerl. Immerhin hat er es nach nahezu zwanzig Minuten an die Bar geschafft. Irgendwie sympathisch. Er scheint richtig zu arbeiten. Da hat er eine Belohnung verdient.

Lily

Herbst (2)

Heute ist es kalt wie im Herbst. Die Leute an der Bar bestellen Tee. Ende Juni. Ich sitze drinnen und schreibe weiter, denn Yeliz fragt unaufhörlich „Was ist passiert?“ und ich antworte seit Wochen „Diese Frage kann Literatur nicht beantworten“ und schreibe weiter:

„Kurz darauf entfesselte sich der Wahnsinn der Welt. Man stellte mich an die Wand wie viele andere auch. Weswegen? Wegen nichts. Die Gewehre gingen nicht los. Ich sagte bei mir: Gott, was machst du? Ich habe dann aufgehört, mich unsinnig aufzuführen. Die Welt zögerte – und kam dann wieder ins Gleichgewicht. Mit der Vernunft kam mir auch die Erinnerung zurück, und ich sah, daß ich selbst an den schlimmsten Tagen, wenn ich mich ganz und gar unglücklich glaubte, fast immer äußerst glücklich war. Das gab mir zu denken.“

Maurice

Glück?

Jetzt stehe ich hier im Schuhgeschäft und probiere die Schuhe an, die ich mir so lange als Geschenk für mich selbst gewünscht habe. Heute gönne ich sie mir. Mir allein. Warum ich mir selbst dieses Geschenk mache? Nun, meine Mutter sagt immer ,,Schuhe verschenkt man nicht, sonst läuft derjenige einem weg!“ Ob das stimmt? Keine Ahnung…
Alles, was ich weiß, ist folgendes:
Jetzt, wo ich die Schuhe in meinem Schuhschrank stehen habe, finde ich sie gar nicht mehr so besonders. Meine Freude hielt nur kurz und ich frage mich: Wieso machen sie mich nicht mehr so glücklich wie zu dem Zeitpunkt, als ich sie noch nicht besaß, aber mich über ihre Präsenz im Schaufenster gefreut habe?
Was bedeutet eigentlich Glück?

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Amy

Ronja

Bist du süß und keiner wusste wie du heißt. Alle hatten sie eine Heidenangst vor dir. Ich hab‘ aber gleich den Anhänger an deinem Halsband entdeckt – Ronja, das ist so ein schöner Name, der passt zu dir. Puhh, wenn du dich schon langweilst, dann versuch‘ es mal mit Zähneputzen! Unten im Shop gibt es Kaustangen mit Pfefferminzgeschmack – mal sehen, ob du die magst – nächstes Mal bring ich dir welche mit. Hey! Das tut weh! Runter von meinem Fuß, deine Krallen sind nicht aus Schaumgummi und – verdammt, eine Laufmasche – Misttöle, du wiegst doch mindenstens 40kg! – Oh ‚tschuldige! Ach komm schon, das magst du doch, hier, hinter den Ohren, oder nicht? Kommt nicht nochmal vor, du bist so ’ne Liebe, ich würd‘ ja zu gern‘ noch Stunden hier sitzen und dich kraulen, aber dafür werd‘ ich nicht bezahlt und den Blick hättest du sehen sollen, als ich Jürgen gefragt habe, ob ich mit dir Gassi gehen darf. Liegt bestimmt an diesem supersexy Kittel in hellblauem Poly-was-auch-immer. Das ist keine rote Uniform mit Goldknöpfen. Steht Seyed richtig gut, aber der hat solche Angst, der traut sich nie. Stell’dir vor, ich kann’s kaum glauben, aber Jürgen überlegt sich’s und vielleicht sehen wir uns bald wieder: „Dann tausch‘ ich eben Klamotten mit Seyed“ hab ich ihm an den Kopf geworfen – ganz schön dreist, was? Ist immerhin mein Chef aber Maggie stand daneben und meinte, das wäre kein übler Gedanke – so, auf zur 2 und du, du legst dich jetzt hier auf’s Bett und bestimmt kommt dein Frauchen bald zurück – Küsschen!
Lovelyn

Geldgewinn

Höre diese Woche immer wieder, dass irgendeine Frau bei Wer wird Millionär nichtmal die erste Frage beantworten konnte.
Mal ehrlich: die erste Frage ? Nach 45 Sekunden rausgeflogen!

Wenn ich mich mal anmelden würde, hätte ich locker die Millionen in der Tasche. Aber ich mache mich doch nicht zum Affen.

Wobei ein gefülltes Portemonnaie natürlich nicht schaden würde bei dem Hungerlohn und dem mickrigen Trinkgeld.

Dennis

Blind?!

Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird. Jeder kann es sehen. Jeder kann es fühlen. Bis auf die beiden. Die haben keine Bretter vor dem Kopf, das sind ganze Holzbauten! Man möchte sie fast an die Hand nehmen, wie kleine Kinder und ihnen erklären, was das zwischen ihnen ist. Aber das würde meine Kompetenzen wahrlich übersteigen. Manchmal kann dieser Job verdammt frustrierend sein.

Lily

Lohnverhandlung

Jürgen sagt, wenn er uns allen, also auch den Aushilfen, den Mindestlohn zahlen würde, könne er dicht machen. So gut laufe der Laden nicht. Zauberer hin oder her. Der bekäme auch nicht viel.

„Immerhin hat der studiert.“
„Ja, ich weiß, ich nicht. So what?! Als hätte ich all die Jahre, die der Zauberer was auch immer studiert hat, nur rumgehangen. Ich hab gearbeitet seit ich 16 bin. Und der Typ ist jetzt mehr wert, oder was?“
„Seine Shows sind eine gute Werbung. Werbung ist teuer.“
„Mindestens den Mindestlohn musst du uns zahlen. Allen. Auch Seyed.“
„Wenn ich das mache, bin ich in null komma nix pleite.“
„Wenn du das nicht machst, streiken wir!“
„Wer ist wir?“

Jürgen nervt!

Lovelyn

Treppentexte II

Maurice hat weitergeschrieben. So richtig schlau werde ich nicht daraus. Wenn mich jemand fragen würde ‚was hat er erlebt‘, ich wüsste nicht, was ich antworten sollte. Obwohl wir reden. Er schreibt:

„Ich habe Menschen geliebt, ich habe sie verloren. Ich bin darüber wahnsinnig geworden, denn das ist die Hölle. Aber mein Wahnsinn blieb ohne Zeugen, meine Verstörtheit kam nicht zum Vorschein, nur mein Innerstes war wahnsinnig. Manchmal wurde ich wütend. Man sagte zu mir: Warum sind sie so ruhig? Dabei brannte ich am ganzen Körper. Nachts strich ich heulend durch die Straßen, am Tag arbeitete ich friedlich.“

Und ich lese.

Yeliz

erzählen

Es ist Sommer. Ich war am Rhein. Dort habe ich den Kurs für den Abend vorbereitet. Über Mittag, als es besonders heiß war, saß ich mit Yeliz in der Bibliothek. Sie fragt, warum ich hier bin. Einfach ist es nicht, das zu erzählen. Aber welche Geschichte lässt sich leicht erzählen. Yeliz bat mich, weiterzuschreiben.

Maurice

Zwischen Hoffnung und Furcht

Natascha.
Nur noch Natascha in meinem Kopf.
Wäre sie die Frau, auf die ich all die Jahre gewartet habe?
Bin ich verliebt? Ach was.. Ich kenne sie kaum.
Ihr Aussehen.. wunderbar. So ein schöner Mensch kann nur einen tollen Charakter haben.
Sie ist schön. Wirklich schön. Das meine ich so, wie ich es sage.
Nahezu perfekt… für mich…
Ihre Haare duften nach Parfum. Nicht aufdringlich, sondern einladend.
Lade ich sie auf einen Drink ein?
Soll ich? Soll ich nicht?
Meine Gedanken machen mich verrückt.
Wieso nicht?
Vielleicht an der Rezeption mal nach der Zimmernummer oder der Durchwahl fragen?
Ich versuche mein Glück….

Thomas

Fahrstuhlbekenntnisse

Was war das denn?
Das war ja wohl die merkwürdigste Begegnung die ich jemals in einem Fahrstuhl hatte. Und davon hatte ich schon einige!
Ich will in den Fahrstuhl einsteigen und hochfahren. Die Tür öffnet sich und ein Mann starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich starre zurück. Hoffentlich sah ich dabei nicht genau so doof aus wie er. Auf einmal rennt er raus, ich steige ein.
Er dreht sich zu mir um und steigt wieder ein.
Er steht seitlich zu mir. Wir fahren.
„Hallo“, sagt er. „Hi“, sag ich.
Auf einmal drückt er panisch auf den „öffnen“-Knopf.
Ich steige in der nächsten Etage aus. Er fährt wieder runter.
Irgendwie gruselig. Hoffentlich nicht nochmal im Fahrstuhl.

Natascha

Laurie kommt wirklich

Geschafft! Gerade bin ich angekommen. Morgen liest Laurie. Ich habe Fotos gesehen. Sie ist ganz jung. Wie sie wohl spricht? Eine Feministin. 2015. Wer nennt sich freiwillig so? Genug zu sagen hat sie ja. Die Lage für Frauen ist vielerorts miserabel. Ob sie darüber reden wird? Abtreibungsverbot. Beschneidung. Vergewaltigung. Kopftuchverbot. Oder spricht sie über Kapitalismus?

Ich war vorhin zum Essen unten. Im Restaurant stand ein Typ. Er hat sich ewig nicht gesetzt. Der komische Kerl aus der Bibliothek war auch da und hat ihn angestarrt als wollte er ein Loch in ihn bohren. Schon ein bisschen seltsam hier. Auch die Frau beim Einchecken. Ganz jung und total sympathisch. Aber gestottert hat sie, so sehr, dass ich sie gar nicht richtig verstanden habe. Hat trotzdem geklappt. Ich hab wieder das coole Zimmer mit dem Balkon.

Stella

frühstücken

Habe den Herumsteher heute wiedergesehen. Hat das Frühstück runtergeschlungen, nachdem er einen rekordverdächtigen Sprint zum Buffet und dann zu seinem Tisch gemacht hat. Wollte Augenkontakt zu ihm aufnehmen, aber er guckte nur auf den Boden oder auf seinen Teller. War er einfach im Stress oder was ist sein Problem ?

Maurice

Frühstück

Tief durchatmen.
3
2
1
Ich stoße die Tür zum Frühstücks-Saal auf: LÄRM.
Viele Menschen, klappernde Teller, Gespräche, Schmatzen, Schlürfen und schlimmeres – Willkommen in der Hölle!

Es kostet mich Überwindung nicht direkt wieder kehrt zu machen, aber ich muss das schaffen!
Schnell zum Buffet den Teller mit Brötchen und Belag bestücken, schnell eine Tasse mit Kaffee füllen, schnell hinsetzen, schnell essen und trinken, schnell wieder raus.
Mit Bauchschmerzen statt Sättigung ziehe ich mich zurück auf mein Zimmer. Vielleicht klappt es morgen besser.

Tom

Zauberer

Der neue Kollege ist gut! Macht nicht nur eine gute Show, macht auch gute Stimmung.
Jürgen hat sich beruhigt, das Wochenende im Hotel, trotz Sonnenschein draußen, war gar nicht schlimm. Wäre ich unterwegs gewesen, hätte ich Ally vermisst.
So habe ich mit Seyed geredet und super Essen in der Küche von unserem komischen Koch gehabt. Er hat für Seyed gekocht, weil der Heimweh hatte. Ich habe einem neuen Gast zugeschaut, der immer ewig braucht, bis er sich an die Rezeption ran traut. Und halt dem Zauberer.

Amy

König III

Wer will König sein?
Wer will das Zepter halten?
Wer will oben sitzen?
Wer will den schweren Mantel tragen?
Wer will die Königin neben sich?
Wer will Vasallen?
Wer will Gefolgschaft?
Wer will niemals allein sein?
Wer will immer allein sein?
Wer will den Ton angeben?
Wer will für sich tanzen lassen?
Wer will ernsthaft heute ein König sein?

Yeliz

Heute bin ich A-a-alphamädchen!

„…die kann nur rumstehen und schön aussehen“ und darauf folgte dann noch so ein schmieriges, ekelhaftes lachen. Er denkt ernsthaft ich höre das nicht…
Ich hasse diesen Mann! Nein, ich hasse ihn nicht, Hass ist ein Gefühl.
Ich kann ihn nicht ausstehen.

Er ist ständig da. Will immer Zimmer 8 und leert immer die Minibar (dabei ist er nur 2 bis maximal 3 Tage hier). Aber die Krönung ist, dass er immer, wenn er auf mich zu kommt und einchecken will irgendeinen blöden Spruch rauslässt. „Oh Frau Nicholls mit Brille, so ungewohnt intelligent“ oder „Wenn sie so einparken wie sie sprechen, muss ihr Auto ja total zerbeult sein“. Bloß, weil ich manchmal noch ein bisschen stottern muss. Dabei hat sich das schon so sehr gebessert. Das hat mir Dr. Heyne gestern noch bestätigt.

Es macht mich wütend, dass er mich jedes Mal wie ein Dummchen aussehen lässt. Aber nicht heute! Heute sag ich ihm meine Meinung dazu. Es dauert nicht mehr lange, so um 15 Uhr müsste er kommen. Und dann sag ich ihm, was ich immer schonmal sagen wollte..irgendwie freu ich mich dann in SEINE verdutze Visage zu blicken.

Maggie

blicken

Ein neuer Gast ist im Hotel. Es ziehen täglich Menschen ein und aus. Er ist mir aufgefallen und ich werde ihn nicht vergessen. Ein Herumsteher. Blickte sich in der Lobby um. Blickte und blickte. Kartografierte den Raum. Fenster, Mann, Rezeption, Frau, Klingel, Mann, Durchgang zum WC, Pflanze, Sofa, Frau, Frau, Pflanze, Fenster, Sessel, Mann, Drehtür. Er warf den Dingen und Menschen Blicke zu. Sie nahmen sie nicht auf und so musste er lange da herumstehen. Ich saß auch in der Lobby und sah ihm dabei zu. Auch ich nahm keinen seiner Blicke auf. Am Ende setzte er zum Sprung an. Die Rezeptionistin schaute kurz auf, lächelte, tippte seine Daten in den Computer und legte einen Schlüssel auf die Rezeption. Dann verschwand er.

Maurice

Therapie

Eine halbe Stunde stand ich verloren in der Rezeption. So viele Leute, so viele neue Eindrücke.
Mir ist das unangenehm, diese Massen, diese Öffentlichkeit. Ich fühle mich dann wie gelähmt und kann mich nicht bewegen. Mein Therapeut hat gesagt, ich müsste mich daran gewöhnen und mich meinen Ängsten stellen. Ich soll mich selbst mit unangenehmen Situationen konfrontieren. Also habe ich ein Zimmer in diesem Hotel in Düsseldorf gebucht und hier bin ich nun. Wie es mir dabei geht? Scheiße. Vielleicht war das ganze doch eine blöde Idee. Ich komme ja doch nicht damit klar. Eine halbe Stunde stand ich verloren in der Rezeption, wusste nicht wohin mit mir, war völlig verstört. Erst als es später wurde und die Lobby sich leerte, konnte ich mir ein Herz fassen und am Empfang nach meinem Zimmer fragen. Die Dame, die mir alles erklärte war nett. Auf ihrem Namensschild konnte ich den Namen Lily lesen. Was sie wohl von mir hielt? Schließlich hatte sie mich die ganze Zeit beobachtet wie ich dastand ohne etwas zutun. Bestimmt findet sie ich bin ein Freak. So wie immer alle von mir denken. Immer bin ich anders, der einzige Freak unter Normalos!
Ich wälze mich in dem fremden Bett und versuche nicht an den nächsten Tag zu denken. Schlafen. Ich muss endlich schlafen…

Tom

Ansteckend

Heute scheinen wirklich alle gute Laune zu haben. Kein Gast beschwert sich, kein Kollege meckert oder lästert.
Und das, obwohl es draußen so grau ist.. im Juni.
Aber ich lasse mich von der guten Laune anstecken! Einfach mal genießen.

Lily

Zurück im Leben

Der Urlaub tat gut. Genau das was ich gebraucht habe. Aber ich bin froh wieder in meinem Zimmer im Melangé zu sein. Es ist schön ein Zimmer in einem Hotel zu haben, um welches sich das Personal kümmert. Eine Wohnung würde sich einfach nicht lohnen, so oft wie ich unterwegs bin. Aber was macht man nicht alles für den Job. Gleich gehts auch schon wieder los. Die Arbeit ruft. Nur noch kurz an die Bar, einen Kaffee trinken. Diesmal ohne Milch.
In Düsseldorf war Japantag. Ich verstehe dieses ganze Spektakel um Mangas und diese Verkleidungen nicht. Was finden die Leute daran so toll? Ich frage Dennis gleich mal. Vielleicht kann er es mir sagen.

Coco

vertan

Ups, die Lesung mit Laurie ist erst nächste Woche. Ich fahr jetzt nach Hamburg. Vielleicht schaff ich’s auf dem Rückweg. Das Hotel ist cool. Samstag Abend gab es hier eine Zaubershow. Und Düsseldorf ist super, Cosplayer überall!

Stella

Liebeskummer

Liebeskummer hatte ich schon häufig. Er ist schmerzhaft, stürmisch und kann 2-7 Tage dauern. Man trinkt unheimlich viel Alkohol, heult sich die Augen aus und knutscht aus der Verzweiflung heraus mit irgendwelchen Typen.

Aber SO habe ich noch nie empfunden. So einen Liebeskummer hatte ich noch nicht:
Es ist ein Kummer, der ganz tief unten sitzt. Er ist immer da, aber nicht so offensichtlich. Er dauert lange – jetzt schon 3 Jahre – mal mehr, mal weniger. Er ist nicht besonders stark. Es ist eher ein kleiner stiller stechender Schmerz, sobald ich an IHN denke. Dann tut es für 2,3 Sekunden höllisch weh.

Es ist der Liebeskummer der großen unerfüllten Liebe.

Natascha

Chef oder Schäfchen?

Der Jürgen dreht echt am Rad! Regt sich nur noch auf. Unseren bekloppten Koch hätte er beinahe rausgeschmissen. Wenn der so weitermacht, geh ich.
Und ganz ehrlich: Was haut der Geld raus für einen Zauberer!? Wir arbeiten hier für fast nix und der Typ streicht sich bestimmt ein fettes Honorar ein. Jürgen w a r mal ein guter Chef. Und jetzt?

Lovelyn

Plötzliches Weinen

Ich sag’s ja immer wieder. Wie ein Teenager mit verrückten Hormonen.
Heiße Tränen rollen über meine Wangen. Ich finde das sehr unangenehm. Nicht die Tränen, sondern dass sie
heiß sind.
Wo ist Johannes?
Ich hab ihm vor 17 Stunden geschrieben, aber keine Reaktion. Hat er mich jetzt einfach so verlassen?
Hat er eine Freundin? Oh Gott, er hat mich für eine Jüngere verlassen. Wer ist sie? Wo kommt sie her?
Wo ist Johannes?
Es tut plötzlich so weh. All dieser angesammelte Schmerz von den ganzen letzten Jahren. Unsere Probleme haben sich einfach aufgestaut. Auf einmal kommt alles wieder hoch.
Ich kann nicht mehr.
Reiß dich zusammen Martha. Du bist doch sonst so fröhlich und immer unterwegs.
Jetzt liegst du hier wie ein Häufchen Elend in deinem riesigen Hotelbett ohne deinen Mann und heulst.
Heulst wegen deiner Ehe und deiner Hinterhältigkeit und wegen allem. Was ein Scheiß!
Du brauchst Alkohol.
Wo ist Johannes???

Martha

Karussellfahrt

Vielleicht kommt Thomas ja nachher noch. Ich warte mal. Mit Alkohol kann ich ganz gut das Warten verkürzen. Mit Gedanken auch.
Furchtbar. Sie sind kaum zu stoppen. Wie ein Karussell. Ich bin wie ein Karussell. Ja! Das ist eine gute Beschreibung für mich.. Vielleicht finde ich später in der Bibliothek ein Buch über Gedanken-Karussells. Da muss sich was ändern.
Wie Thomas mich wohl sieht? Wie die Katastrophe, die ich tatsächlich bin? Ich mag ihn. Er ist klug und sieht gut aus. Ich hasse es, dass ich ihn mag.
Irgendwann wird er Fragen stellen. Fragen, die ich nicht beantworten möchte.

Natascha

Kitchen-Strip

Ich schmeiß mich weg.
Alter. Hier wird auch jeder eingestellt. Ja gut. Er ist schon länger hier als ich, aber wie wäre es mit einem psychologischen Gutachten? Auch gerne nachträglich.
Ich meine mich stört es nicht. Ich bin ja ein Kerl. Aber stellt man sich mal vor, dass eine von unseren Perlen in die Küche kommt und ihn SO sieht. Das ist doch sexuelle Belästigung. Also könnte man sagen.
Ich mein, wenn man ihn kennt, weiß man ja eigentlich, dass er niemanden wirklich belästigen will. Er ist einfach so. Also, man kann ihn echt lieb haben. Und eine Freundin hat er auch immer. Wobei ich das wirklich verrückt finde. Wer will denn bitte mit so hem verrückten Typen zusammen sein. Kinder hat er auch. Wer lässt sich denn bitte schwängern von so einem?

Aber kochen kann er.

Dennis

Treppentexte

Maurice schreibt für mich!
Er legt die Texte im Treppenhaus aus.
In der erste Etage finde ich diesen:

„Ich bin umhergeirrt, bin von Ort zu Ort gegangen. In Zeiten der Ruhe hielt ich mich in einem einzigen Zimmer auf. Ich war arm, dann reicher, dann wieder ärmer als viele. Als Kind hatte ich heftige Leidenschaften, und alles, was ich begehrte, erhielt ich. Meine Kindheit ist verschwunden, meine Jugend dahingegangen. Was liegt daran! Ich bin glücklich über das, was war, was ist, gefällt mir, was kommt, kommt mir recht.“

In der zweiten diesen:
“Ist mein Dasein besser als das der anderen? Das mag sein. Ich habe ein Dach über dem Kopf, viele nicht. Ich bin nicht aussätzig, und ich bin nicht blind, ich sehe die Welt, welch außergewöhnliches Glück! Ich sehe den Tag – den Tag, außerhalb dessen nichts ist. Wer könnte mir das nehmen? Und wenn dieser Tag verlischt, verlösche ich mit ihm; dieser Gedanke, diese Gewißheit versetzt mich in Entzücken.”

Oder hat er sie verloren?

Yeliz

Chef

Jürgen ist wirklich anstrengend im Moment! Er schimpft und schreit und wir machen alles falsch. Mamma Mia! Gut, dass ich heute früh Schluss habe. Ich geh zum Japantag. Hoffentlich regnet es nicht.

Amy

Geld

Yeliz habe ich ein paar Tage nicht gesehen. Das letzte Mal saß sie in der Bibliothek und hat geschrieben. Ich wollte sie nicht stören. Langsam geht mein Geld aus. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen.

„Ist mein Dasein besser als das der anderen? Das mag sein. Ich habe ein Dach über dem Kopf, viele nicht. Ich bin nicht aussätzig, und ich bin nicht blind, ich sehe die Welt, welch außergewöhnliches Glück! Ich sehe den Tag – den Tag, außerhalb dessen nichts ist. Wer könnte mir das nehmen? Und wenn dieser Tag verlischt, verlösche ich mit ihm; dieser Gedanke, diese Gewißheit versetzt mich in Entzücken.“

Ein paar Stunden als VHS-Lehrer? Da kann man auch abends arbeiten. Das würde mir gefallen.

Maurice

Arbeit

Es ist wirklich höchst interessant, in einem so großen Hotel zu arbeiten. Das war vermutlich die bisher beste Entscheidung meines Lebens, die Stelle als Empfangsdame in diesem Betrieb anzunehmen. Man trifft die unterschiedlichsten Individuen, zahlreiche Charaktereigenschaften lernt man kennen und man übernimmt einen Teil der Verantwortung, die ein solches Haus mit sich bringt. Auch wenn ich zugeben muss, dass manche Gäste teilweise wirklich unerhört sind. Wir Mitarbeiter sind auch nur Menschen und können nicht überall gleichzeitig sein! Aber damit muss ich mich wohl arrangieren und stets die Etikette bewahren.
Lily

Wut

So eine Scheiße! Ich hoffe der Zauberkünstler macht seinen Job richtig. Wenn er nur einen Fehler macht, streiche ich ihm die Hälfte seines Gehalts. Mein Puls ist schon wieder auf 180. Ich sollte echt mal mehr Sport machen. Und aufhören zu rauchen sowieso. Meine Frau liegt mir deswegen auch schon im Nacken. „Nie hast du Zeit für mich“, „Kümmer dich um die Kinder“. Ich will einfach mal meine Ruhe haben. Und zum Arzt sollte ich auch mal. Das stechen hört nicht auf. Und das Küchenpersonal macht sowieso was es will. Irgendwann schmeiß ich die alle raus.
Jürgen

Typisch Hotel

Schon mein viertes Shooting diese Woche. Bei den ganzen Ländern und Städten, weiß ich langsam gar nicht mehr was ich als mein Zuhause bezeichnen soll. Das Taxi vielleicht? Oder doch den Flughafen?
In jedem Hotel ist immer wieder dasselbe Muster erkennbar. Genervter Concierge, gestresste Rezeptzionistin, schlecht gelaunte Reinigungskräfte und der Barkeeper mit diesem „Es ist eh nur eine Frage der Zeit, bis ich dich ins Bett kriege“-Blick. Ätzend.
„Dry Martini“ konnte ich nur sagen, bis dieser hier –Dennis stand auf seinem Schild- mich mit genau jenem Blick ansah. „Lass ihn dir schmecken, Babe“.
Ich nippte nur kurz und ging direkt auf mein Zimmer. Nicht einmal meinen Drink konnte ich genießen.

Chloé

Laurie kommt und Japaner lassens krachen

Ich bin extra hergekommen, um sie bei der Lesung zu sehen. Ein Umweg übers Rheinland. Auf dem Weg von Karslruhe nach Hamburg. Am Wochenende treffe ich Freunde hier, sie stehen auf Mangas und sind ganz aus dem Häuschen weil Japantag ist. Ich war noch nie da. Das Hotel ist echt billig. Also manche Zimmer. Und die Bibliothek ist komisch. Hier ist immmer so ein Typ.

„Dieses Buch hilft euch nicht dabei, einen Mann zu finden, eure Frisur zu richten oder euren Job zu behalten. Dieses Buch handelt von Liebe und Sex, Schönheit und Ekel, Macht, Leidenschaft und Technik. Es handelt vom intimen Territorium des Tumults. Ich schrieb es in fremden Städten, im Gespräch mit halbwüchsigen Ausreißerinnen, radikalen Feministinnen, Anarchistinnen, Hipstern, Sexarbeiterinnen, verrückten Künstlerinnen, verurteilten Verbrecherinnen, transsexuellen Aktivistinnen und traurigen jungen Kleinstadtbewohnerinnen, die sich nach Abenteuern sehnten.
Das Buch richtet sich an die anderen, die sich nie zufrieden geben, denen es nie gut genug, denen es nie frei genug ist, wenn nur ein paar gleichberechtigt sind. Es ist für die Unsäglichen, die Unnatürlichen, die, die andere verschrecken. Die nicht tun, was man ihnen sagt. Die den Mund aufmachen, wenn sie es nicht sollen, und die nicht auf Knopfdruck lächeln. Die schräg sind und immer zu viel wollen. Wenn ihr so jemand seid oder sein könntet, dann ist dieses Buch für euch.“

Ich lese natürlich weiter.

Stella

Nach der Sauna

Es ist ein paar Tage her. Ich denke aber immer wieder dran. Es ist auch nicht das erste Mal. Diesmal trotzdem anders. Er war schön und ich ausgelassen. Sein Körper viel frischer als Johannes‘. Eine Verabredung, deren Ende schon abgemacht ist, hat eigentlich keinen Reiz. Ich mache die Tür auf. Er sitzt da. Ich bin nackt. Er ist nackt. Es macht Spaß. Schon die Vorstellung in einem öffentlichen Raum zu sein ist geil. Nachher spüre ich, wie alt ich bin. Er legt seinen Kopf auf meinen Bauch. So wohl habe er sich lange nicht gefühlt. Na super. Mamas Schoß. Dann noch ein Kommentar zum Busch und ich bin total raus. Johannes habe ich heute noch nicht gesehen.

Martha

König II

Der König, er hat mich inspiriert.

Mit dieser Energie, die in all seine Gliedmaßen floss und ihn so wunderschön tanzen ließ, sobald das A erklang.
Denn auch ich begann zu tanzen, aber es waren nur meine Hände und mein Geist, die tanzten. Sie tänzelten über das Parkett der Buchstaben und Worte.

Und ich schrieb nieder, was ich empfand, als ich ihn dort sah, den König, vor seinen Untertanen, umzingelt von all den stummen Herzen, denen auch ich angehörte.

Aber das A, es hat meinem Herz eine Stimme verliehen. Es ist nicht mehr stumm und regungslos. Es pulsiert und ruft:
A– wie Aufbruch!
B– wie Bereicherung!
C– wie Cappuccino!
D– wie Danke!
E– wie Einsa.. Erleben!
M– wie Maurice…

Wir haben uns schon einige Tage nicht gesehen.
Vielleicht gehen wir gemeinsam in ein Konzert, lauschen dem Klang des A’s und sehen dem König im Frack beim Tanzen zu.
Und vielleicht wird Maurices Herz auch eine Stimme verliehen.
Ich gehe ihn suchen.

Yeliz

schreiben

Yeliz hat gesagt, ich soll aufschreiben, was ich ihr erzählt habe. Sie ist mir sympathisch, ich mache es:

„Ich bin umhergeirrt, bin von Ort zu Ort gegangen. In Zeiten der Ruhe hielt ich mich in einem einzigen Zimmer auf. Ich war arm, dann reicher, dann wieder ärmer als viele. Als Kind hatte ich heftige Leidenschaften, und alles, was ich begehrte, erhielt ich. Meine Kindheit ist verschwunden, meine Jugend dahingegangen. Was liegt daran! Ich bin glücklich über das, was war, was ist, gefällt mir, was kommt, kommt mir recht.“

Maurice

Gedanken vor dem Einschlafen

Natascha erzählt mir nicht viel von sich.
Ich weiß, dass sie aufgrund eines Vorstellungsgespräches hier ist.
Wie alt sie ist? Ich weiß es nicht.
Hat sie Familie? Ich weiß es nicht.
Schade, dass ich es nicht weiß.
Sie ist einsam, glaube ich. So wie ich.
Bin ich einsam?
Ist man ohne Familie und mit nur wenigen Freunden, die man an einer Hand abzählen kann, einsam?
Oder macht die Gesellschaft mich zu einem einsamen Menschen, da sie Einsamkeit so definiert?
Fragen – Fragen – Fragen. Antworten keine.
Ich kann diese Fragen in meinem Kopf nicht ordnen und liege Nacht für Nacht wach und suche nach Antworten. Allein.
Sie ist geheimnisvoll.
Sie erzählt nicht viel, aber ihre Worte bringen mich zum Nachdenken.
Es lässt mich nicht schlafen. Sie lässt mich nicht schlafen.

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Thomas

König

Waschecht und aus Fleisch und Blut, stand er dort auf seinem Thron. Unter ihm saßen all seine Untertanen. Sie vergötterten ihn, folgten jeder seiner Bewegungen und ließen nie von ihm ab.

So dachten sie eine Zeit lang, sie wären allein, doch da waren viele stumme Herzen, die sie beobachteten; still und aus der Ferne. Stille Beobachter, die laut jubelten, sobald der König sich umdrehte und sie empfing.

Der König, eine mächtige und imposante Gestalt – doch er trug das Herz genau am rechten Fleck. Und dieses Herz glühte und sprudelte, als wäre es aus Feuer und Wasser zugleich. Und diese Energie glitt in Füße und Beine, in Rücken und Schultern, in Nacken und Kopf, in Arme und Hände, in Gesicht und Fingerspitzen und sie alle wurden augenblicklich stark und groß wie das Geäst eines Baums. Und doch waren sie beweglich und filigran wie kleine Stichlinge im Wasser.

So stand er da, vor seinen Untertanen und den stillen Beobachtern und tanzte wunderschön, stark und filigran. Und jedermann, der ihn so betrachtete und sein sprudelndes, glühendes Herz erblickte, der musste augenblicklich weinen, weil es vielleicht das Schönste war, was er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Und, was war es wohl, das des Königs Herz zum Sprudeln und Glühen brachte? Was war es, was ihn so wunderschön tanzen ließ?
Das A.

Yeliz

nichts

 

Ein Auszug aus Mozarts Tagebuch. Es ist also schön,  wenn man nichts erlebt. Ist es das? Inwiefern kann man „nichts“ erleben?  Vielleicht wenn man bloß rum sitzt. Oder wenn man keine Fortschritte erzielt. Ja, das wird es sein. Keine Fortschritte. Ich hasse es, wenn ich in meiner Entwicklung stehen bleibe. Ich muss mich wieder weiter entwickeln. Das war ein Zeichen!

Natascha

Giraffensuperkraft

Gott sei Dank. Die Giraffe ist wieder da.
Sie stand in der Bibliothek – komischer Ort für so ein Tier. Savanne würde besser passen.
Ist auch ganz egal. Hauptsache sie ist wieder aufgetaucht.

Wenigstens eine Konstante, eine Gewohnheit, ein Vertrauter. Die Giraffe ist wirklich alles, was sie im Moment noch an die guten Dinge glauben lässt und sie tröstet, wenn Mama es nicht kann. Eine Giraffe mit Superkräften, die einspringt, wenn Mama einfach selbst zu traurig ist.

Marie

Thekentratsch und Turteltauben

Ja, das habe ich doch gut gemacht, oder? Zwei verlorene Menschen zusammengeführt und der liebe Alkohol lässt auch die letzten Hemmungen im Gespräch fallen. Ich freue mich. Ich wäre ohnehin nicht der richtige Ansprechpartner für Fábio und Marie gewesen. Ich habe keine Kinder, keine Familie – nur Freunde. Jedenfalls sagt der Begriff „Verantwortung“ mir nicht allzu viel. Da ist es schon gut, oder vielleicht auch Schicksal, dass die beiden sich hier getroffen haben.

Und wem haben sie das alles wieder zu verdanken? Dem Onkel Dennis. Yeah.

Zwischendurch ist hier noch ein anderer Typ aufgetaucht. Voll der Hipster. Aber eigentlich ganz korrekt. Aber auch ganz schön drupp. Der will unbedingt noch irgendwo feiern gehen. Da ist er bei mir ja ganz richtig..Vielleicht kommen Fábio und Danielle noch mit. Wäre doch witzig. Mama-Marie bleibt denke ich mal hier.

Ach die Danielle. Die ist gut, die ist fit. Und gut sieht sie auch noch aus.

Dennis

Zu alt dafür!

Ich bin 42.
Ich verhalte mich wie ein Teenager mit wild gewordenen Hormonen.
Kaum kriselt es, guck ich mir andere Kerle an.
„Kaum“.. wir sind 15 Jahre verheiratet und es kriselt seit 2 Jahren durchgehend.
Da darf man ja wohl mal gucken!
JA MARTHA! GUCKEN, NICHT ANFASSEN.
42. 42. 42. Meine Güte, schon so alt?
Was habe ich mein ganzes Leben lang getan?
Und wieso leide ich zwei Jahre lang unter meiner Ehe. ZWEI JAHRE VERGEUDET.
Also, ich muss was erleben. Selbst wenn es Kribbeln im Bauch ist.
Auf zur Sauna! Hoffentlich ist er da.

Martha

Fragen

Fragen über Fragen.

Wieso musste das passieren?
Kann das wirklich wahr sein?
Bitte lass es ein Traum sein.

Bin ich alleine?
Kann mich bitte jemand in den Arm nehmen?
Ja, ich will auch mal in den Arm genommen werden.

Was wird aus uns?
Woher nehmen wir das Geld?
Alles kostet so viel Geld.

Wo ist Julias Giraffe eigentlich abgeblieben?
Bin ich eine schlechte Mutter?
Eine Rabenmutter, die dem Kind den Vater nimmt und alles, was sie bis dahin kannte.

Woher bekomme ich eine Wohnung?
Wie hole ich unsere Sachen aus der Wohnung?
Vielleicht frag ich mal den Alex.

So.Kind in der Kita, jetzt erst mal ein bisschen entspannen.
Wer bezahlt denn jetzt eigentlich den Kindergartenbeitrag?

Marie

Zweiter Tag!!

Eigentlich soll man so was ja am ersten Tag schreiben meine ich. Aber die Seite muss man ja auch erst ma finden. Jedenfalls arbeite ich jetzt doch im Mélange. Der Akzent auf dem Namen kommt voll gut, da können sich die anderen auf dem nächsten Treffen das eklige Grinsen wieder abschminken. Ich schlepp jetzt Kästen in den Keller von nem Edelschuppen. Soll Sue von mir aus studieren, mein Hotel hat nen Akzent. So.

Die anderen Angestellten scheinen voll nett zu sein. Bisschen überarbeitet vielleicht, aber darum wollen die mich ja. Heute morgen hab ich erst mal Make-Up drauf getan. Damit ich rein passe. Ich fühl mich jedenfalls super. Und die Sonne scheint auch. Zweiter Tag, ich bin voll dabei!

~*Jacqueline*~

die kleinen Dinge

Manchmal werde ich morgens wach und bin grundlos aufgeregt.
Diese innere Freude durchdringt meinen ganzen Körper. Vom kleinen Zeh bis zur Nasenspitze.

Worauf ich mich scheinbar so freue ..kann ich gar nicht sagen.

Aber ich genieße es. Schließlich genießen wir Menschen viel zu wenig im Leben.
Heute lass ich meine Augen den ganzen Tag auf!
Heute freue ich mich!

Heute feier ich, dass ich ’n Job habe und mir deswegen heute neue Schuhe kaufen kann.

Ah..klaro! Jetzt weiß ich es wieder..die neuen Schuhe, die ich mir heute kaufen wollte.

Hoffentlich spricht mich morgen jemand drauf an.

Oh Mist, schon 8. Durch die Lobby – hinter den Empfang – „Willkommen im Hotel Mélange, was kann ich für SIE tun?“

Amy

Vielleicht…

Vielleicht war es einfach zu lang. Zu kompliziert, zu verschieden, zu… erzwungen. Zumindest am Ende. Funktioniert auf jeden Fall nicht mehr… ist vielleicht auch ganz gut so. Mal sehen.
Ich hab’s auf jeden Fall durchgezogen. Koffer geschnappt und weg, auch wenn es schon allein wegen Mia schwierig werden wird. Kümmern werd ich mich auf jeden Fall um mein kleines Mädchen. Sie wollte ja eh nie Kinder. Aber erst mal sollte ich mir ein Zimmer besorgen. Nur übergangsweise, versteht sich.

Fábio

Verwirrung

Wo ist denn Johannes hin? Schon unterwegs? Ich verstehe es nicht: wir sind hier, um unsere Beziehung wieder zu verbessern, reden, weinen, lachen, feiern, umarmen (auf mehr will ich nicht direkt hoffen..zu optimistisch). Es wäre schön, wenn man beim Aufwachen schon mit all dem anfangen könnte. Sehr schade. Dabei ist es momentan schon so furchtbar. Nach 15 Jahren Ehe – wer hätte das gedacht.
Am besten gehe ich erst einmal zum Entgiften in die Sauna, da stand gestern eh so ein sexy Mitarbeiter! Auf auf!

– Martha

ohne

geht es auch, wenn ich einfach nicht mehr nach dem Zimmer frage? ich schlafe in der Bibliothek, dusche in der Sauna, frühstücke mit den anderen neben der Bar, tagsüber bin ich meistens draußen, gerne am Fluss, es fällt kaum auf, ich lese viel, trage meine Tasche hin und her, meistens sehe ich sicher so aus, als ginge ich irgendwohin, jetzt in die Bibliothek, das Mädchen ist nicht noch mal her gekommen, sie schreibt zwar, aber sie liest nicht, das Wort ‚Einsamkeit‘ und das Wort ‚uns‘ gibt es nicht in einem Satz, aber vielleicht bin ich ungerecht, ich bin raus aus der Gemeinschaft der Arbeit, war nie in der des Berufs

Maurice

Mütter

Nach den schrecklichen Kopfschmerzen von dem Wein letztens erstmal kein Alkohol mehr. Wie konnte der Typ nur so viel Mojitos trinken? Hoffentlich hatte der auch einen Kater.
Jetzt erstmal Mutti anrufen und gratulieren, ist schließlich Muttertag. Sollte sie echt mal öfter besuchen, aber zuerst muss ich das Vorstellungsgespräch morgen hinter mich bringen. Geht ja um meine Zukunft, das versteht sie schon. So sind Mütter eben.

Natascha

frischer Fisch

„Hat es Ihnen geschmeckt mein Herr?“
„Vorzüglich!! Es war vorzüglich! …
so einen frischen Fisch, Herr Ober, selten gesehen und gegessen!
Ich wiederhole: vorzüglich!!“
„Das stimmt mich äußerst glücklich mein Herr,
umsonst gelten wir nicht mit als die Besten der Stadt..
Darf ich Ihnen noch einen Wein bringen mein Herr?“
„Oh ja bitte, seien Sie so gut..“

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Paul

Mädchenbrause

Uff.. Heute wieder ’ne große Bestellung. Und wer darf diese Monster von Kisten wieder durch die engen Türen schleppen? Ich. Immer der Bernd. Bernd tu dies, tu das. Schlepp das hier hin, räum das da hin. Dieses mal wieder ganz viel Mädchenbrause. Irgendein Empfang für son’nen wichtigen Börsenfutzi.
Wäre ich doch nur Türsteher in dem kleinen Klub in der Nähe des Bahnhofs geblieben.. da konnte ich meine Muckis vor den Frauen spielen lassen. Hier am Lieferanteneingang sieht die ja keiner.. Naja, aber da gab es so gut wie keine Knete und der Chef mit seinen wechselnden Praktikantinnen war einfach ’n zu ekeliger Typ…
Moment.. haben wir nicht auch seit gestern ’nen Praktikanten hier? Na, da hat sich doch jetzt ’n neuer Mädchenbrauseträger gefunden.

Bernd

Alltag

„Ick hab die Schna*** jestrichen voll Dani! Ick kann nüsch mehr!!!
Jedem den Hintern hinterhertragen… immer aufjesetzt freundlich..
Allet machen se dreckig!! Dit kriechste nüsch mehr sauber! Weder Du, noch icke!
Und klauen tun se och sach ick Dir!! Pantoffeln, Bademäntel… und dit Dani, dit is die tooolle High Society … is klaa..
Haste die Tussi mit ihren überteuerten Pumps jesehn? Dani, dit is mindestens n Monatsjehalt von eenem von uns beeden!!!
Aber Dani ick sacht dir, ick bin seit 20 Jahren hier… dit is meen zweetes zu Hause… ick jehör hier hin, weeßte? Dit is meen Leben und meen Herz!!“

Manuela

lesen

Mit Yeliz in der Bibliothek, sie ist kurz raus, holt was zu trinken, sie weiss auch nicht, wo die sieben ist, ehrlich gesagt, bin ich ganz froh darüber, ich lese weiter: Es scheint, dass wir etwas über die Kunst lernen, wenn wir erfahren, was das Wort „Einsamkeit“ bezeichnen möchte. Diese Wort wurde vielfach missbräuchlich verwendet. Doch, „einsam sein“, was bedeutet das? Wann ist man einsam? Sich diese Frage zu stellen, soll uns nicht nur zu pathetischen Meinungen führen. Die Einsamkeit auf der Ebene der Welt ist eine Wunde, zu der hier nichts weiter auszuführen ist.

Maurice

Unglaublich

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Na toll, hier an der Bar ist ja auch ein Mann. Überall Männer.
Was macht er denn da? Einen Cocktail trinken? Alkoholiker vielleicht.
Oder gestresster Familienvater, der sich mal ’ne Pause gönnen möchte.

Uuund noch einen Mojito für ihn.
Ach, was soll’s. Setze mich auch mal an den Tresen. Ein kleiner Wein kann
ja nicht schaden…

Natascha

Feierabend..

„Einen Mojito bitte!“ – Es ist vier. Nachmittags.
Zu früh?
Glaub ich nicht. Alles Ansichtssache.
Harter Job. Langes Meeting heut.
Bin hier zu Gast. Ein ganzes Wochenende.
Ist nett hier. Komme öfter her.
Dann nach Hause. Zur Familie? Hab ich nicht. Wie gesagt… harter Job. Für Familie keinen Platz.
Ok, auch Ansichtssache..
Hätte ich mir schon gewünscht. Aber keine Zeit.

Gedankenkarussell – Schluss jetzt!

„einen Mojito noch, bitte!“

Thomas

immer noch

keinen Plan, unten sagten sie mir sieben, ich finde es aber nicht, gestern Abend habe ich mich dann in die Bibliothek gesetzt und gelesen, nachts war es da unheimlich zwischen den Büchern, wann sitzt man schon mal so lange zwischen so viel Papier, ich habe Feuchtgebiete gelesen, hat bestimmt jemand angelesen liegen lassen, ich fand den Film auch besser, als ich aufwachte, hatte ich Hunger und wollte raus in eine Bäckerei, an der Rezeption die, die hat geschlafen, den Vormittag habe ich in der Stadt verbracht, hier gibt es an jeder Ecke Kamps, jetzt bin ich müde, der, der an der Rezeption saß, hat auch gesagt: sieben

Maurice

Thekengeflüster

Es ist schon verwunderlich, wer sich heutzutage noch „Mann“ nennt.

Folgende Situation: Pärchen von oben bis unten in Louis, MK, Gucci und Dior geschmissen. Draußen: Regen.

Sie: „Schatz, ich freu mich auf’s Restaurant! (Blick nach draußen) – oh nein! Es regnet.“

Er (sichtlich besorgt und ein bisschen verzweifelt): „Schatz, deine Wildleder-Pumps!“

Was stimmt denn nicht mit ihm?

 

Dennis

Alleinsein

Hier bin ich also. Alleine. Weit weg. Es ist befreiend,  mal etwas anderes zu erleben und neue Leute zu treffen. Hier ist ja schon einiges los. Alleine bin ich irgendwie doch nicht.  Mit so vielen Menschen kann man nicht alleine sein. Oder bin ich mehr allein mit so vielen Menschen, als mit wenigen?? Und dieser Mann dort drüben… Ich flüchte mal lieber in die Bar, bevor er mich noch anspricht.

Natascha