Mitte

Legende

1) Potsdamer Platz: ehemals für Kleinstädter durchaus eindrucksvoller Verkehrsknotenpunkt (gewissermaßen ein ‚Inbegriff der hektischen Großstadt‘), den schon Erich Kästner bedichtete;
in der Nähe Standort „Potsdamer Straße“ der Staatsbibliothek zu Berlin (Potsdamer Straße 33), früher; Wohnhaus Fontanes (Potsdamer Straße 134c)

2) Bülowstraße 90: Verlagsgebäude des S. Fischer Verlags, Treffpunkt vieler Dichter der Weimarer Zeit

3) Die Niederkirchnerstraße verlief nicht nur die Berliner Mauer, von der hier heute noch Teile zu sehen sind. Sie hieß früher Prinz-Albrecht-Straße und war berüchtigt: Das Haus Nr. 8 war Hauptquartier der Gestapo. In der heutigen Niederkirchnerstraße 8 kann die Ausstellung „Topographie des Terrors“ besucht werden.

4) Hier spazieren wir, weil es sich so ergibt, am Bundesministerium für Finanzen vorüber. Würden wir der Wilhelmstraße weiter nach Norden folgen, kämen wir zum heutigen Wohnhaus des Dramatikers Rolf Hochhuth und zu ehemaligen Aufenthaltsorten von Achim und Bettina von Arnim, Friedrich Schleiermacher und Friedrich de la Motte Fouqué.

5) Auch wir verlassen die Romantiker nicht: Am Gendarmenmarkt stehen wir zunächst vor dem letzten Wohnhaus E.T.A. Hoffmanns, in dem er u.a. den späten Dialog „Des Vetters Eckfenster“ (1822), eines seiner letzten Werke schrieb.

6) Auf dem Gendarmenmarkt halten wir inne und sehen uns das in den Boden eingelassene Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung im Jahr 1933 an …

7) … diese fand auf dem Bebelplatz (ehemals Opernplatz) statt, den wir als nächstes aufsuchen.

8) Unsere nächste Station ist die Humboldt-Universität, die uns Gelegenheit gibt, uns mit dem Bildungskonzept ihres Gründers, Wilhelm von Humboldt auseinanderzusetzen.

9) Nur wenige Schritte entfernt liegt das Maxim-Gorki-Theater (Am Festungsgraben 2).

10) Hier sind, wie so oft in Berlin, gedankliche Zeitreisen in ganz unterschiedliche Epochen möglich. Am Hegelplatz sammelten sich einerseits die Bücherverbrenner 1933 zu ihrem Umzug mit den zu verbrennenden Werken. Gleichzeitig ermöglicht es uns eine Büste von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, uns auch ins frühe 19. Jahrhundert zurückzuversetzen.

11) In der Dorotheenstraße 27 stehen wir beim Hauptgebäude der Staatsbibliothek zu Berlin, einer der wichtigsten Bibliotheken des deutschsprachigen Raumes mit bedeutenden auch literarischen Beständen.

12) Die Liste zur Bewohnerschaft der Friedrichstraße liest sich wie ein Who-is-Who des kulturellen und literarischen Lebens Berlins, hier wohnten unter anderem Ludwig Ganghofer (Nr. 63), Christa Wolf (Nr. 133), Alexander von Humboldt (Nr. 139), Johann Gottlieb Fichte (139/141) oder Adalbert von Chamisso (Nr. 235). Wir stehen hier, was die Vielfalt des kulturellen Lebens auf der Friedrichstraße durchaus gut symbolisiert, vor dem Kulturkaufhaus Dussmann mit seiner großen, internationalen Bücherabteilung.

13) Am Bahnhof Friedrichstraße wäre zum einen der „Tränenpalast“ zu entdecken: In der früheren Ausreisehalle, in der sich zu DDR-Zeiten westdeutsche Gäste sich von ihren ostdeutschen Gastgebern trennen mussten, kann eine Ausstellung besucht werden. Außerdem können wir hier am Denkmal „Züge ins Leben – Züge in den Tod“ innehalten und uns vergegenwärtigen, dass vom Bahnhof Friedrichstraße sowohl rettende Kindertransporte als auch Deportationszüge abgingen. Insgesamt soll das Denkmal von Frank Meisler an jene Kinder erinnern, welche die NS-Vernichtungsaktionen etwa im Rahmen der Judenverfolgung oder des Euthanasieprogramms überlebten – und an jene, die zum Opfer der Vernichtungspolitik wurden.
Die Ecke, an der wir genau zum Halten gekommen sind, beherbergt in der Friedrichstraße 101 den Admiralspalast. Anfang des 20. Jahrhunderts als Wellness-Tempel erbaut, wurde er bald zum Varietétheater – dies entspricht auch seiner heutigen Nutzung.

14) Auf der Weidendammer Brücke betrachten wir den Kaiserlichen Reichsadler, der als Geländerverzierung dient und hören dazu Wolf Biermanns Ballade vom Preußischen Ikarus. Außerdem können wir auch Kästners Pünktchen und Anton zur Hand nehmen, in dem ebenfalls eine Szene auf der Weidendammer Brücke spielt.

15) Nun kommen wir zu einer späten und bis heute als Theater genutzten und geschätzten Wirkungsstätte Bertolt Brechts, dem Theater am Schiffbauerdamm, in dem das Berliner Ensemble spielt (Bertolt-Brecht-Platz 1).

16) Unsere vorletzte Station ist das Brecht-Haus in der Chausseestraße 125 (wer Lust hat kann übrigen in der Chausseestraße 131 noch das ehemalige Wohnhaus Wolf Biermanns besuchen, wo auch ein gleichnamiges Album entstanden ist): Das Brecht-Haus beherbergt heute ein Literaturforum, die Brecht-Weigel-Gedenkstätte und das Bertolt-Brecht-Archiv.

17) Gehen wir um das Haus herum, landen wir unweigerlich auf dem Dorotheenstädtisch-Friedrichwerderschen und Französischen Friedhof (Chausseestraße 126). Hier ruhen unter anderem Bertolt Brecht und Hanns Eisler, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Johannes R. Becher, Paul Dessau, Christa Wolf und George Tabori. Aber beispielsweise auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Christoph Wilhelm Hufeland. Auf Schritt und Tritt sind hier bekannte Geistesgrößen zu entdecken.