Über das Projekt

Der vorliegende Blog ist im Rahmen eines Projektseminars im Masterstudium mit dem Titel „Berlin in der Literatur“ entstanden, das im Sommer 2016 durchgeführt wurde. Inspiriert wurde er durch ein  früheres Blogprojekt von Misia Sophia Doms, Nora Emondts und Nina Hahne („Von der Wochenschrift zum Blog“), in dem wir die produktive  Energie dieser Arbeitsform in der Germanistik erstmals ausprobieren  konnnten (vgl. den Blog „Die Lebensläufer“,  http://wochenschriften-blog.phil.hhu.de).

Das Seminar war mit einer siebentägigen Exkursion nach Berlin verbunden, die durch den Lehrförderungsfonds der Universität Düsseldorf finanziell unterstützt wurde. Das Programm vor Ort wurde dabei größerenteils durch die Masterstudierenden selbst gestaltet. Jeweils zwei bis drei studentische Stadtteilpaten führten unsere etwas mehr als 20 Personen umfassende Reisegruppe durch verschiedene Berliner Stadtteile. Sie zeigten uns Schauplätze literarischer Texte, Filme und Lieder, aber auch Orte, die im literarischen und kulturellen Leben der Stadt eine wichtige Rolle spielen oder gespielt haben (etwa Dichterwohnhäuser und Künstlerkolonien, Literaturhäuser und Cafés). Ein Tages-Gehpensum von 10–15 Kilometern war dabei keine Seltenheit, die Mittagspausen mussten bisweilen verkürzt werden und am Ende der sieben Tage hatte jede(r) Blasen an den Füßen und schwere Beine, aber auch viele abwechslungsreiche Eindrücke im Kopf: Da wurde so manches Berlin-Bild, das allein von den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt geprägt war, radikal erweitert und am Ende fühlten wir uns alle schon als fast als ‚Ureinwohner‘ des vielseitigen Berliner Großstadtdschungels.

Einen Schlüssel zur Teilhabe an unseren intensiven Eindrücke möchten wir Ihnen hier in die Hand geben indem wir Ihnen unsere ‚Reisewege‘ in Blogform vorstellen. Post für post werden wir Ihnen kommentierte Karten über verschiedene Berliner Stadtteile sowie ausgewählte Begleitessays zugänglich machen.

Mit unserem Blog verfolgen wir folgende Ziele:

Erstens möchten wir unseren LeserInnen die große Vielseitigkeit der Berliner Kieze in ihrer Bedeutung für und in der Literatur vor Augen führen und sie dazu einladen, die vorgestellten Stadtteile anhand unserer Anregungen auch selbst in ihrer literarischen Bedeutung zu entdecken – und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern bei der nächsten Berlinreise auch ganz konkret.

Zweitens möchten wir mit unserem Blog exemplarisch zeigen, wie universitäre, aber auch schulische Exkursionen 2.0 aussehen könnten. Wir möchten Lehrende an Schulen und Universitäten ermuntern, Studierenden und SchülerInnen der Sekundarstufe II bei Exkursionen die Verantwortung für eine Stadtteilführung anzuvertrauen. Wenn Studierende ihre Kommilitonen und SchülerInnen ihre Mitschüler führen, profitieren davon beide Seiten, die ZuhörerInnen ebenso wie die jeweiligen StadtteilpatInnen. Die StadtteilführerInnen können eigene Akzente setzen und ihren eigenen Literatur-, Film- und Musikgeschmack bei dem geplanten Stadtteilspaziergang mit berücksichtigen, gleichzeitig gewinnen sie bei einer eigenständigen Erschließung eines Stadtteils aber auch einen anderen Zugang den bekannteren Sehenswürdigkeiten des jeweiligen StadtteilsHinzu kommen neu gewonnene Kompetenzen für das weitere Studium und für den späteren Beruf, etwa auf dem Gebiet der Quellen- und Literaturrecherche in verschiedenen Medien, der Präsentation von Wissen und bei der Planung komplexer Abläufe: Wer in Zweier- und Dreiergruppen eine Stadtteilführung konzipiert, muss sich über die Lage der gezeigten Sehenswürdigkeiten, über die bestmögliche Route von einer Station der Führung zur nächsten und über die Infrastruktur des Stadtteils (Verkehrsmittel, Restaurants/Imbisse usw.) genau informieren. Außerdem müssen die StadtteilpatInnen sich auf die Interessen und Bedürfnisse der anderen Mitwirkenden und ZuhörerInnen einstellen und die Uhr sorgfältig im Blick behalten. Wer später die Stadtteilführung auch noch eigenständig mit elektronischen Hilfsmitteln kartiert, erwirbt zusätzlich wertvolle Medienkompetenz.

Drittens möchten wir mit unserem Blog einen Beitrag zum Portfolio schulisch-universitärer Lehr- und Lernmethoden leisten: Zumindest im Kontext der Germanistik sind die Möglichkeiten der Geoinformatik in Lehre und Forschung noch kaum ausgelotet. Im hier dokumentierten Projekt soll skizzenhaft und exemplarisch gezeigt werden, wie die kultur- bzw. literaturwissenschaftliche Lehre von den in der Geoinformatik erarbeiteten Programmen profitieren kann.

Viertens wollen wir Sie mit unseren Blogbeiträgen herzlich zur Mitarbeit einladen: Im Rahmen unseres siebentägigen Exkursion konnte nur eine vergleichsweise kleine Auswahl Ost- und Westberliner Stadtteile erkundet und im Rahmen von Stadtteilspaziergängen vorgestellt werden – und das hier sukzessive zur Verfügung gestellte Material dokumentiert nur die von uns gemeinsam erprobten Führungen. Unsere Hoffnung ist, dass unser Exkursions- und Kartierungsprojekt im Rahmen eines Crowdsourcing von Schulklassen oder universitären Seminaren weiter ausgebaut werden könnte. Wir haben unsere Blogstrukturen gezielt so angelegt, dass mögliche ProjektpartnerInnen keine finanziellen Ausgaben durch eine Mitwirkung haben: Die von uns verwendete Software QGIS und die Kartengrundlage OpenStreetMap verursachen keine Kosten und sind auch für Laien auf dem Gebiet der Informatik benutzerfreundlich. Denkbar wäre langfristig auch eine Ausweitung und Ergänzung des Kartenmaterials zu erweiterten Multimedia-GIS-Dokumenten. Damit wäre etwa die Möglichkeit gegeben, künstlerische Darbietungen von SchülerInnen und Studierenden (z.B. selbstkomponierte und ‑getextete Songs oder die Rezitation selbstverfasster Gedichte) vor Ort aufzunehmen und als Videodokument in die Karte einzubinden. Ebenso ist an die Erarbeitung von stadtteilbezogenen Zeichnungen oder Bildern durch SchülerInnen und Studierendengruppen zu denken, die dann als Scans in die Karte eingebunden werden könnten usw. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Wir freuen uns auf eine Kontaktaufnahme und stehen jederzeit über das Feedback-Feld in der Rubrik „Kontakt“ für Lob, Kritik und Kooperationsangebote zur Verfügung.

Einstweilen wünschen wir Ihnen viel Freude im Großstadtdschungel Berlins!

Misia Doms (Seminarleiterin), Hendrik Cramer (Seminartutor und Blogmitverantwortlicher) und die Studierenden des Seminars „Berlin in der Literatur“