Archive for Dezember, 2015

Görres-Forum: Präsentation erster Seminarergebnisse


21 Dez

Am 5. April 2016 stellen wir im Rahmen des ‚Görres-Forums‘ unsere bisherigen Seminarergebnisse vor. Details zur Uhrzeit und zum genauen Ort der Veranstaltung kommen noch! Jetzt erstmal heißt es: Frohe Weihnachten und bis 2016!

Die öffentliche Vorstellung der Projektergebnisse am 5. April 2016 im Görres-Gymnasium fällt leider aus!

 

Rückblick – Ausblick: Seminarverlauf – 3. Update


21 Dez

Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit ist es, „auf Grundlage einer selbstformulierten Fragestellung durch Recherche und Argumentation zu wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn zu gelangen“[1]. Den Nachweis darüber bringen die Studierenden im Rahmen des Seminars „Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums“ im Besonderen durch die schriftliche Ausarbeitung Ihrer Projektarbeit.

Was bisher geschah

Zu Beginn des Semesters haben wir besprochen, dass wissenschaftliche Fragestellungen „eine Art Perspektive [sind], von der aus ein Thema bearbeitet und das dazu passende Material ausgewählt wird“[2] und, dass es sinnvoll ist, eine erste Fragestellung möglichst zu einem frühen Zeitpunkt festzuhalten, um einen Leitfaden für den eigenen Forschungsprozess zu haben. Dementsprechend haben die Studierenden…

  • nach eigenen Interessensbereichen einen Teilbestand der Bibliothek (d.h. einen Thembereich) ausgewählt,
  • passend dazu eine erste Fragestellung entwickelt,
  • die Möglichkeit gehabt, das Thema in einen größeren Forschungszusammenhang (Schul- und Bildungsgeschichte bzw. Buch-, Bibliotheks- und Wissensgeschichte) einzuordnen,
  • ihre wissenschaftliche Fragestellung im Rahmen des vorhandenen Buchbestandes kontextualisiert, indem sie den von Ihnen gewählten Teilbestand der historischen Lehrerbibliothek systematisch aufgenommen haben bzw. aufnehmen. Konkret bedeutet das, dass Sie sich die Quellen zu ihrer Fragestellung beschafft haben bzw. beschaffen.

Wie geht es 2016 weiter?

Die ‚manuelle‘ Inventarrevision wird anschließend in ein angelegtes DokuWiki übertragen. Dieser Arbeitsschritt wird insbesondere ab Januar 2016 erfolgen.

Methodik der Quellenerschließung – Teil 2: Erstellung eines DokuWiki-Eintrags

Ausschnitt der Hauptseite der DokuWiki zum Projektseminar

Ausschnitt der Hauptseite der DokuWiki zum Projektseminar

DokuWiki ist eine kostenfreie Wiki-Software, mit dessen Hilfe sich Informationen übersichtlich und einfach sortieren, archivieren und katalogisieren lassen; sie ist also ideal, um die Quellenerschließung und Inventarrevision der historischen Lehrerbibliothek im Görres-Gymnasium zu dokumentieren. Die vorerst zugangsgeschützte DokuWiki zum Projekt „Bildung durch Bücher?“ dient der Erstellung eines (ersten) „Online“-Katalogs der historischen Sammlung der Schulbibliothek mit dessen Hilfe sich sogar über ein Index nach bestimmten Kategorien suchen lässt!

(I) Ausschnitt eines Musterbeispiels für einen Katalog-Eintrag, angelegt in der DokuWiki

(I) Ausschnitt eines Musterbeispiels für einen Katalog-Eintrag, angelegt in der DokuWiki

(II) Ausschnitt eines Musterbeispiels für einen Katalog-Eintrag, angelegt in der DokuWiki

(II) Ausschnitt eines Musterbeispiels für einen Katalog-Eintrag, angelegt in der DokuWiki

[1] Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens für HistorikerInnen. Begleitmaterial zum Mentorat im Geschichtssudium, HHU Düsseldorf, Institut für Geschichtswissenschaft, S. 23.

[2] Fachhochschule Nordwestschweiz: Fragestellung. Verfügbar unter URL: http://www.schreiben.zentrumlesen.ch/glossar.cfm?pkyTermId=461&action=detail (zuletzt geprüft am 5.10.2015).

Bisheriger Seminarverlauf – 2. Update


18 Dez

IMG_1022

Methodik der Quellenerschließung – Teil 1

Im Folgenden berichte ich über die Kernarbeit unseres Seminars und damit über den nächsten Forschungsschritt: Die systematische Erschließung des Buchbestandes der historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums.

Systematische Aufnahme der Buchtitel in der Bibliothek

Orientiert an ihren Interessensbereichen und der zu Beginn des Semesters formulierten Fragestellung zum Buchbestand sind die Studierenden seit Ende November folgendermaßen vorgegangen: Sie haben an den entsprechenden Regalen in der Bibliothek begonnen, die vorhandenen Buchtitel ihrer gewählten systematisch-thematischen Abteilung mittels eines erstellten Formulars aufzunehmen. Zudem haben sie die jeweiligen Titelblätter und ggf. auch handschriftliche Anmerkungen in den Exemplaren abfotografiert.

Literatur des 20. Jahrhunderts - Raum A 419

Literatur des 20. Jahrhunderts – Raum A 419

Damit haben die Studierenden ihre jeweilige Forschungsfrage im Rahmen des vorhandenen Buchbestandes kontextualisiert und sich somit zielgerichtet die Quellen zur Beantwortung dieser Fragen beschafft. Die tabellarische Aufnahme diente somit auch als Mittel zu Zweck, um die eigene Fragestellung kritisch zu reflektieren und sie ggf. zu reformulieren – ein Schritt, der für fast alle Studierenden nach der Sichtung der Quellen notwendig wurde und wird und damit die Bedeutung der Quellenerschließung für den weiteren Forschungsprozess dokumentiert.

Inventarrevision des historischen Buchbestandes der Schulbibliothek

Mit der systematischen Aufnahme der Buchtitel leisten die Studierenden darüber hinaus aber auch noch einen wesentlichen Forschungsbeitrag für die Allgemeinheit: Sie vollziehen in der historischen Lehrerbibliothek eine dringend notwendige Inventarrevision!

Inventarrevision in der Turmbibliothek

Inventarrevision in der Turmbibliothek

Das ‚manuelle‘ Verfahren einer Inventarrevision haben Tobias Winnerling und ich bereits in einem vorangegangenen Projektseminar zu einem Teilbestand der Lehrerbibliothek, der Privatbibliothek des Ferdinand Deycks, mit Studierenden der Geschichtswissenschaften erprobt und so konnte auf diese Erfahrung zurückgegriffen werden.

Kurze Geschichte des heutigen Görres-Gymnasiums (Part II)


16 Dez

Es folgt der versprochene, zweite Beitrag zur Geschichte des heutigen Görres-Gymnasiums. Pascal Hiller und Maik Musial berichten über die Schulgeschichte zwischen 1773 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Düsseldorfer Gymnasium zwischen 1773 und 1813

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens am 21. Juli 1773 wurde die Schule der staatlichen Verwaltung unterstellt und in ein ‚Kurfürstliches Gymnasium‘ umgewandelt. Allerdings wurde der Unterricht auch weiterhin von ehemaligen Jesuiten geführt, die immer noch das Lehrpersonal stellten. Die Bedeutung des Lateinunterrichts sank, aber der Französischunterricht wurde eingeführt. Deutsch wurde nun Pflichtfach in allen Klassen. Die Finanzierung des Unterrichts wurde vorerst aus dem ehemaligen Vermögen des Jesuitenordens weitergeführt. Das Gymnasium erlebte während der Ex-Jesuitenzeit einen starken Niedergang, welcher sich in der Verringerung der Klassenzahl und dem Sinken der Schülerzahl auf 52 Schüler im Jahr 1798 widerspiegelt. Da viele ehemalige Jesuiten aufgrund ihres Alters verstarben mussten nun auch neue jüngere Lehrkräfte eingestellt werden. Die Kosten für das Gymnasium stiegen dabei immer weiter an.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde „eine Neuorganisation der Schule vorbereitet“[1], die zu einer Umgestaltung des Gymnasiums als großherzogliches ‚Lyceum‘ in säkularisierter Form (1805-1813) führte.

Grundlegende Literatur zum Thema

Die Schule in der Preußenzeit bis zum Ersten Weltkrieg

Als Düsseldorf in der Folge des Wiener Kongresses an Preußen gelang, wurde die Schule schließlich „als Königlich Preußisches Gymnasium der preußischen Schulverwaltung unterstellt“[2].

In Preußen wurde schon seit dem 18. Jahrhundert versucht, ein staatliches Bildungswesen nach den Idealen der Neuhumanisten zu organisieren. Dies spiegelt sich dann auch im fern von Berlin gelegenen Gymnasium in Düsseldorf wider. So wird das ehemalige Jesuitenkolleg zu einem klassischen, humanistischen Gymnasium umgestaltet. Die Arbeit von Schulleiter Karl Wilhelm Kortüm ist so gut, dass dies sogar von der Verwaltung anerkannt wird. Die Schule wird zu einem Elitegymnasium und Absolventen dieser Schule werden in der Universität Bonn wegen ihres Fleißes und ihrer Kenntnisse gern gesehen. Durch den guten Ruf der Schule braucht der ambitionierte Schulleiter mehr Lehrer. Es wächst aber nicht nur das Lehrerkollegium, sondern auch die Anzahl der Schüler und so wird das ehemalige Franziskanerkloster bald zu klein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich Düsseldorf zu einer Kunst- und Gartenstadt, womit die Stadt eine Beamtenschaft, die auf Bildung immer größeren wert legt, besitzt. Nachdem 1827 Theodor Brüggemann Direktor geworden war, wurde ein neues Schulhaus geplant und ausgeführt. 1830 zieht das Gymnasium in das von Adolph von Vagedes geplante neue, klassizistische Schulhaus an der Alleestraße ein. Ein Jahr später wird Brüggemann nach Koblenz versetzt und der junge Dr. Franz Wüllner übernimmt die Leitung für die nächsten zehn Jahre. Das seit den 1830er Jahren aufstrebende Düsseldorf zieht immer mehr Leute an und eine neue Schulform wird 1835 eingeführt, um die Bedürfnisse nach einer angemessenen Erziehung zu befriedigen. Die Konkurrenz mit der Realschule führt unter Wüllner zu einem Einbruch der Schülerzahlen. Das immer noch an den klassischen Fächern orientierte Gymnasium kann nicht mit der praxisorientierten Realschule mithalten. Latein und Griechisch sind immer noch wichtig und Bestandteil der Prüfungen, so dass viele Schüler sich weiterbilden und studieren müssen. Unter der Leitung von Dr. Karl Kiesel wird dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Druck des wirtschaftlich erstarkenden Bürgertums eine Veränderung im Lehrplan spürbar. Die alten Sprachen werden zugunsten der neuen Sprachen wie Deutsch und der Naturwissenschaften zurückgedrängt und so nähern sich Realschule und Gymnasium langsam an. Dadurch kann die Zahl der Schüler stabilisiert werden, wenn nicht sogar ein wenig erhöht. Dieser Trend wird unter Dr. August Uppenkamp fortgeführt, Englisch kommt als neues Fach hinzu und auch das Schulgebäude wird nochmals erweitert. 1906 zieht das Gymnasium, das ab diesem Zeitpunkt ‚Königliches Hohenzollern-Gymnasium‘ heißt, ein letztes Mal um – und zwar in das neue Schulgebäude an der Königsallee, wo es sich heute noch befindet.

Grundlegende Literatur zum Thema

  • Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007.
  • Masberg, Angelika: Schulalltag im Spiegel zeitgeschichtlicher Entwicklungen, Düsseldorf 1985, besonders S. 219- 341.

[1] Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007, S. 16.

[2] Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007, S. 19.

Vom Gymnasium Illustre zum Königlichen Hohenzollern-Gymnasium – Kurze Geschichte des heutigen Görres-Gymnasiums (Part I)


11 Dez

Pascal Hiller, Isabelle Kessel, Mandy Krüger und Maik Musial haben sich im November die Düsseldorfer Schul- und Bildungsgeschichte anhand wesentlicher Sekundärliteratur erarbeitet. Entstanden ist ein zweiteiliger Blog-Beitrag, der sich explizit mit der Geschichte des Düsseldorfer Görres-Gymnasiums von den Anfängen der Schule bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt.

Den Anfang machen Isabelle Kessel und Mandy Krüger. Sie beschreiben die Schulgeschichte unter dem ersten Rektor, Johannes Monheim, sowie die Übernahme des Gymnasiums durch den Jesuitenorden.

Die Schule unter Johannes Monheim ab 1545

Das erste bedeutsame Ereignis fand 1545 statt. In diesem Jahr „gründete Herzog Wilhelm V. eine höhere Bildungsanstalt“[1] in Düsseldorf dessen Rektor der Humanist Johannes Monheim wurde. In den von Monheim aufgegebenen Schulgesetzen finden sich Anweisungen und Lehren, welche die Schüler strikt zu befolgen hatten. So wurde großer Wert auf Disziplin und Frömmigkeit gelegt; Monheim hatte den Anspruch, die Schule zu der höchsten Bildungsstätte am Niederrhein zu machen und dementsprechend hoch waren auch die Anforderungen an die Schülerschaft. Das Pensum lag deutlich höher als das einer gewöhnlichen Lateinschule, die Schüler wurden dazu angehalten, kaum Pausen einzulegen, um den Fortschritt des Lernens nicht zu unterbrechen. Die behandelten Themen im Unterricht waren vielfältig und komplex, so wurde beispielsweise Griechisch und für künftige Theologen Hebräisch gelehrt, dennoch blieb Latein stets der eigentliche Kernpunkt der Bildung.

Der Weg zur anspruchsvollen Bildungsstätte wurde allerdings durch die konfessionellen Streitigkeiten getrübt; Monheim war der katholischen Kirche treu geblieben, trat jedoch „für eine Vermittlung zwischen dem strengen Katholizismus und dem protestantischen Gedankengut“[2] ein und sympathisierte offen mit den Reformatoren. Der daraus entstandene Konflikt mit den Jesuiten, welche die Düsseldorfer Schüler an ihre Schule in Köln locken wollten, um der Monheimschen Schule zu schaden, trieb den Niedergang des Gymnasiums voran. Johannes Monheim starb 1564 und damit verlor die Schule auch an Attraktivität und Leistungsniveau.

Grundlegende Literatur zum Thema

Das Gymnasium unter Leitung des Jesuitenordens (1620-1803)

Mit der Konversion Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg zum katholischen Glauben und seinem Herrschaftsantritt als Herzog von Jülich-Berg verankerte sich der Katholizismus wieder stärker in Düsseldorf. Somit warben nun verstärkt katholische Orden, unter anderem die Jesuiten, um die Führung der Schule an der Lambertuskirche. Mit dem Versprechen, zu Beginn des Schuljahres 1620/21 genügend Lehrer für den gesamten Unterricht bereit zu stellen, erwarb der Jesuitenorden schließlich die Führung der Schule. Von da an oblag der Schulbetrieb vollständig dem Orden, wurde aber weiterhin vom Staat finanziert. Dies war notwendig, weil es den Jesuiten untersagt war, Schulgeld zu erheben. Folglich war es auch armen Schülern möglich diese Schule zu besuchen. So wurde auch das Seminarium ad Sanctum Salvatorem mit Hilfe eines wohlhabenden Stifters eingerichtet, um den ärmeren Studenten freie Wohnungen und vergünstigte Mahlzeiten bereitstellen zu können. Die Jesuiten konnten sich in der Zeit ihrer Schulführung regelmäßig in der Gunst der jeweiligen Herrscher des Bergischen Landes sehen. Herzog Wolfgang Wilhelm erwarb für den Orden eine größere Wohnanlage auf der Mühlenstraße und beschloss 1625 infolge der wachsenden Schülerzahl in unmittelbarer Nähe zu dieser, den Grundstein für ein neues Schulgebäude zu setzten.

Der Orden legte allerdings keinen besonderen Wert auf die Anzahl der Schüler, sondern vielmehr auf deren Leistungen. Die wichtigsten Prinzipien der Schule waren Disziplin und Ehre. So gab es einen geregelten Stundenplan von jeweils 2 ½ Unterrichtsstunden am Vor- und Nachmittag sowie zusätzlichen Hausarbeiten. Die Lehrer folgten einem strengen Lehrkanon der den Studenten umfangreiches Wissen in Logik und Rhetorik, vor allem aber der lateinischen Sprache vermitteln sollte. 1719 erhielten die Jesuiten als Folge eines Streites mit den Franziskanern außerdem das Recht, Physik und Metaphysik zu lehren. Der Schwerpunkt lag trotzdem weiterhin auf der Unterrichtung mit antiken und religiösen Stoffen.

Zum Ende des Schuljahres fanden Prüfungen statt, bei denen unqualifizierte Schüler von der Schule verwiesen wurden. Allerdings wurden auch regelmäßig Preise für besonders gute Leistungen verliehen und öffentlich gemacht, um die Schule weiterhin interessant für potenzielle Stifter zu machen.

Der Orden führte die das Gymnasium in Düsseldorf, als auch zahlreiche andere Schulen in ganz Europa, jahrzehntelang nach dem gleichen Lehrkanon. Selbst nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) konnten die Patres in Düsseldorf „ihre bisherigen Tätigkeiten auf dem Gebiet der Seelsorge und in der Schule (bis 1803) ungehindert weiterführen“[3].

Grundlegende Literatur zum Thema

[1] Benedikt Mauer: „Görres-Gymnasium“, in: Das Grosse Düsseldorf Lexikon. Hrsg. von Clemens von Looz-Corswarem u.a., Düsseldorf 2012, S. 282.

[2] Masberg, Angelika: Schulalltag im Spiegel zeitgeschichtlicher Entwicklungen, Düsseldorf 1985, S. 68.

[3] Brzosa, Ulrich: Die Geschichte der katholischen Kirche in Düsseldorf. Von den Anfängen bis zur Säkularisation, Köln u.a. 2001, S. 306.

(Düsseldorfer) Bibliotheken als Wissensspeicher


02 Dez

In ihrem folgenden Beitrag beschäftigen sich die Studentinnen Julia Kräutler und Carolin Mönicks mit der (Düsseldorfer) Bibliotheksgeschichte und geben in Anlehnung an aktuelle Forschungen Einblick in die Bedeutung von Bibliotheken als Wissensspeicher und ihre Relevanz für die historische Forschung.

Deckenhohe Regale mit Büchern gefüllt, Stille und ein Ort fernab der Hektik und des Stresses verbinden wir mit einer Bibliothek. Doch sie ist so viel mehr als dies, sie ist ein Ort zum Stöbern, zum Entdecken, zum Forschen.

Zunächst zum Ursprung des Wortes. „Bibliothek“ leitet sich aus dem griechischen Wort „bibliothēkē“ ab und bedeutet wörtlich übersetzt „Ablage für Bücher“.[1]

Bibliotheken sind nicht einfach nur Sammlungen: das Ganze, sowie auch die einzelnen Teile der Sammlung folgen einem System, einer vorgegebenen Ordnung. Die Aufstellsystematik macht es nicht nur möglich einzelne Schriftstücke oder Werke dort zu finden, sie sagt auch einiges über ihren Sammler aus. Der Umfang des Bestandes, die gesammelten Bücher und ihre Aufstellsystematik, das heißt die Ordnungen des Wissens, können uns einiges über die Interessen der Sammler, aber auch der Bibliotheksnutzer verraten.

In der heutigen Zeit betrachten viele die Bibliothek als Ort der Ruhe und des Lernens. Sie sind jedoch vielmehr ein Reservoir an unterschiedlichsten Wissensbeständen, auch aus vergangenen Epochen, und das macht sie nicht zuletzt für die historische Forschung interessant.

Dieser Blogbeitrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die allgemeine Bibliotheksgeschichte und die Bibliotheksgeschichte der Stadt Düsseldorf. Außerdem beschäftigt er sich mit der Geschichte der historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums und dem Mehrwert von Bibliotheken für die Forschung.

Kurze Geschichte der Bibliothek

Die frühe Bibliotheksgeschichte beginnt bereits im griechisch-römischen Altertum. Für diese Phase der Bibliotheksgeschichte ist der Zusammenhang zwischen der Aufbewahrung von Wissen und der Nutzung dieses Wissens von Gelehrten wesentlich. Nach dem Untergang des Römischen Reiches bilden sich Klosterbibliotheken und es entstehen Universitätsbibliotheken. Während des Humanismus lag ein wichtiges Augenmerk auf der Pflege der Schriften des griechisch-römischen Altertums. Wichtig für diese Phase waren auch die Bestandssicherung und die systematische Edition von Schriften. Im Dreißigjährigen Krieg erlitten viele Bibliotheken durch Zerstörung oder Diebstahl starke Bestandschmälerungen. In Deutschland führte die Säkularisation zu einer der massivsten Veränderung der Bibliothekslandschaft. Von Kirchen gegründete Bibliotheken gingen in die Hand des „Staates“ über, so konnten Zentralbibliotheken ein Wachstum verzeichnen.[2]

Kurze Bibliotheksgeschichte der Stadt Düsseldorf

In Düsseldorf gab es zwei spätmittelalterliche Kirchenbibliotheken, die des Marienstiftes und die des Kreuzbrüderkonventes, die noch vor der Zeit der großen Klostergründungen in Düsseldorf entstanden. Ab dem 16. Jahrhundert gründeten sich die ersten weltlichen Bibliotheken, am Hof und wahrscheinlich auch am 1545 gegründeten Herzoglichen Gymnasium (heutiges Görres-Gymnasium).[3] Im 17. Jahrhundert entstanden viele neue Klöster mit eigenen Büchersammlungen. Zudem wurden vier Frauenkonvente gegründet. Aufgrund der heterogenen konfessionellen Situation in Düsseldorf konnten sich auch protestantische Kirchenbibliotheken entwickeln.

Durch die Ansiedlung eines Jesuitenkollegs und eines Kapuzinerkonvents auf Wunsch des Fürsten entstanden zwei weitere Bibliotheken, die ihre Bestände von anfänglichen Büchersammlungen für die Seelsorge auf wissenschaftliche Bestände ausweiteten. So entwickelten sie sich zu bedeutenden Bibliotheken und die Jesuitenbibliothek wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts zu einer kleinen kirchlichen Universalbibliothek. Die von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz als Herzog von Jülich und Berg veranlasste Gründung einer ‚öffentlichen Bibliothek‘ 1770 ist eine Art ‚Meilenstein‘ in der Bibliotheksgeschichte Düsseldorfs. Diese Bibliothek bestand zwei Jahrhunderte unter verschiedenen Namen und aus der ehemaligen Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf entstand 1970 die heutige Universitäts- und Landesbibliothek. In ihrem Bestand finden sich bedeutende historische Drucke und Handschriften „verschiedener Klöster, Stifter und Konvente des Herzogtums Berg, der Grafschaft Mark und des rechtsrheinischen Teils des Herzogtums Kleve“[4], deren Buchbestände in Folge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts in die ‚öffentlichen Bibliothek‘ eingegliedert wurden.

Bibliotheksgeschichte des Görres-Gymnasiums

Die Bibliothek des Gymnasiums bot vermutlich die Grundlage für den Unterricht. Sie verzeichnete ein starkes Wachstum vor allem in den ersten Jahren nach ihrer Gründung. Unter der Führung der Jesuiten (1620-1803) hat sich der Bestand der Bibliothek verachtfacht und die Schwerpunkte der Anschaffung lagen auf deutscher und französischer Literatur, Philosophie und Physik.[5] Nach Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Bibliothek des Jesuitenkollegs 1785 durch die kurfürstliche Verwaltung beschlagnahmt und ins kurfürstliche Schloss gebracht, wo sie in die Hofbibliothek eingegliedert wurde. Zwar gelang es den Jesuiten – sie waren trotz Ordensaufhebung immer noch für den Unterricht am nunmehrigen ‚Kurfürstlichen Gymnasium‘ zuständig – zwischenzeitlich die Rückgabe ihrer Bibliothek zu erwirken, im Zuge der Säkularisation wurde die Jesuitenbibliothek jedoch endgültig in die ‚öffentliche Bibliothek‘ eingegliedert.[6] Der Großteil der ehemaligen Jesuitenbibliothek gehört also zum Bestand der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, allerdings befinden sich in der historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums auch heute noch einige Werke mit einem Besitznachweis der Düsseldorfer Jesuiten, wie wir bereits feststellen konnten.

Nach der Eingliederung der Schule in das preußische Königreich, verfügte diese über einen Bücheretat, wodurch zu den schon bestehenden Sammlungsschwerpunkten neue (Geschichte, Kunst, Naturwissenschaften, Geographie, Mathematik, Pädagogik) dazu kamen. Ein Highlight der Bibliothek ist die umfassende Sammlung von 140.000 Schulprogrammen.

 Eigene Erfahrungen – ein Ausblick

Alte Gymnasialbibliotheken bieten historische Literatur aus fast allen Wissensgebieten, sie halfen den Lehrern bei der Unterrichtsvorbereitung und Forschung. Diese Bibliotheken sind komplexe Universen, in denen verschiedene Sachgebiete ihren Platz haben. Dort sind Erinnerungen und Erkenntnisse unterschiedlicher Generationen aufbewahrt, die für jeden interessante Entdeckungen bereithalten können. Zudem hat man die Chance sich noch nicht behandelte Problemkomplexe zu widmen. Lehrerbibliotheken bieten heute einen reichen Schatz an Quellenmaterial für die Forschung und auch die Erforschung der Schulgeschichte und der städtischen Bildungs-und Kulturgeschichte. Die Arbeit mit diesem Quellenmaterial eröffnet jedem Forschungsbegeisterten neue Perspektiven und Chancen.
Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums bietet uns ein breites Forschungsspektrum und darüber hinaus die Möglichkeit mit solch historischen Beständen arbeiten zu dürfen.

[1] Füssel, Stephan: Bibliothek. 1.-6., in: Jaeger, Friedrich (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 2, Weimar/Stuttgart 2005, Sp.163.

[2] Ebd., Sp. 163-165.

[3] Grundlegend zur Düsseldorfer Bibliotheksgeschichte vgl.: Finger, Heinz: Düsseldorfer Bibliotheken des Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Kaiser, Gert (Hrsg.): Bücher für die Wissenschaft. Bibliotheken zwischen Tradition und Fortschritt. Festschrift für Günter Gattermann zum 65. Geburtstag, München u.a. 1994, S. 213-235.

[4] Ebd., S. 213.

[5] Müller, Friedrich B./ Feldmann, Reinhard: Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums (1989), in: Handbuch der historischen Buchbestände [Online-Fassung].

[6] Pfannenschmid, Heino: Die Königliche Landes-Bibliothek zu Düsseldorf seit ihrer Stiftung bis zur Gegenwart: zum hundertjährigen Gedächtnisse der Begründung und Eröffnung dieser Anstalt (März – April 1770), Köln 1870.

Bisheriger Seminarverlauf – 1. Update


01 Dez

Forschendes Lehren und Lernen – die Methodik des Projektseminars

Entwurf des Forschungszyklus

Entwurf des Forschungszyklus

Der Aufbau des Projektseminars „Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums“ orientiert sich an einem typischen Forschungszyklus der Geschichtswissenschaften – von einer selbst formulierten wissenschaftlichen Fragestellung zum historischen Buchbestand der Bibliothek bis hin zur Vermittlung und Reflexion der Ergebnisse im Rahmen der Projektarbeit und der mündlichen Präsentation. Die Studierenden gestalten im Sinne eines forschenden Lehrens und Lernens somit den Forschungsprozess aktiv, erfahren und reflektieren diesen.

Bildschirmfoto 2015-12-01 um 12.31.06

Entwurf des Forschungsprozesses/ des Seminarplans

Einführung in den Forschungsgegenstand und Formulierung einer ersten Fragestellung

Nach einer Einführung in die Ziele des Seminars und die Abfrage der gegenseitigen Erwartungen von Studierenden und Projektleitung, haben wir in der ersten Seminarsitzung eine einstündige Einführung in die richtige und sorgsame Arbeit mit historischen Buchbeständen, durchgeführt von der Restaurationswerkstatt der ULB Düsseldorf, erhalten. Im Mittelpunkt stand die Frage: Woran erkenne ich ggf. Schimmel-kontaminierte Bücher und wie gehe ich mit diesen um? Die zweite Sitzung ging dann gleich in media res: Die Studierenden haben die historische Lehrerbibliothek im Görres-Gymnasium  kennengelernt und anhand von mir entwickelten und vorgegebenen Leitfragen den dort vorhandenen Buch- und Quellenbestand selbstständig erkundet. Anschließend erfolgte mit Hilfe des so genannten „wissenschaftlichen Dreisatzes“ die Formulierung einer ersten, eigenen Fragestellung zum Buchbestand der Schulbibliothek. Die Aufgabe hatte das Ziel, dass die Studierenden gleich zu Beginn des Seminars eigene Hypothesen und Forschungsfragen bilden, konkretisieren und diese auch verschriftlichen – eine wesentliche Kompetenz einer Historikerin bzw. eines Historikers. Im Anschluss daran haben wir in einer weiteren Sitzung gemeinsam den Forschungszyklus, sprich den Seminarplan, erarbeitet – ein Teilergebnis (Plan bis zu den Weihnachtsferien) können Sie oben sehen.

 Einordnung in den Forschungskontext und Relevanz-Diskussion

In den ersten Novemberwochen haben sich die sechs SeminarteilnehmerInnen in zwei Kleingruppen dem historischen Kontext der Düsseldorfer Schul- bzw. Lehrerbibliothek gewidmet und diese in Zusammenhang von historischer Schul- und Bildungsforschung bzw. in Bezug auf Buch-, Bibliotheks- bzw. Wissensgeschichte verortet. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit können Sie in Kürze auf diesem Blog lesen.

Im Rahmen dieses Forschungsschrittes erfolgte auch eine eintägige Exkursion in die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel – mit einer allgemeinen Führung in der Bibliotheca Augusta und zum dortigen Bestand sowie einer wissenschaftlichen Führung durch die Sonderausstellung Gedanken am Rande. Marginalien in Bild und Text 800-1800. Die dort ausgestellten Buchexemplare und ihre (vermeintlichen) Randbemerkungen sowie die zahlreichen Begleitinformationen, die wir von der Kuratorin Dr. Patrizia Carmassi erhalten haben, haben uns nochmals für die Arbeit in der historischen Lehrerbibliothek in Düsseldorf sensibilisiert. Auch im Görres-Gymnasium gibt es zahlreiche Buchexemplare, die Marginalien in verschiedenster Form aufweisen. Manche Werke sind sogar regelrecht durchgearbeitet – wie Sie noch sehen werden…

histbibgoerres

Blog des Projektseminars "Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums"