Kurze Geschichte des heutigen Görres-Gymnasiums (Part II)

16 Dez

Es folgt der versprochene, zweite Beitrag zur Geschichte des heutigen Görres-Gymnasiums. Pascal Hiller und Maik Musial berichten über die Schulgeschichte zwischen 1773 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Düsseldorfer Gymnasium zwischen 1773 und 1813

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens am 21. Juli 1773 wurde die Schule der staatlichen Verwaltung unterstellt und in ein ‚Kurfürstliches Gymnasium‘ umgewandelt. Allerdings wurde der Unterricht auch weiterhin von ehemaligen Jesuiten geführt, die immer noch das Lehrpersonal stellten. Die Bedeutung des Lateinunterrichts sank, aber der Französischunterricht wurde eingeführt. Deutsch wurde nun Pflichtfach in allen Klassen. Die Finanzierung des Unterrichts wurde vorerst aus dem ehemaligen Vermögen des Jesuitenordens weitergeführt. Das Gymnasium erlebte während der Ex-Jesuitenzeit einen starken Niedergang, welcher sich in der Verringerung der Klassenzahl und dem Sinken der Schülerzahl auf 52 Schüler im Jahr 1798 widerspiegelt. Da viele ehemalige Jesuiten aufgrund ihres Alters verstarben mussten nun auch neue jüngere Lehrkräfte eingestellt werden. Die Kosten für das Gymnasium stiegen dabei immer weiter an.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde „eine Neuorganisation der Schule vorbereitet“[1], die zu einer Umgestaltung des Gymnasiums als großherzogliches ‚Lyceum‘ in säkularisierter Form (1805-1813) führte.

Grundlegende Literatur zum Thema

Die Schule in der Preußenzeit bis zum Ersten Weltkrieg

Als Düsseldorf in der Folge des Wiener Kongresses an Preußen gelang, wurde die Schule schließlich „als Königlich Preußisches Gymnasium der preußischen Schulverwaltung unterstellt“[2].

In Preußen wurde schon seit dem 18. Jahrhundert versucht, ein staatliches Bildungswesen nach den Idealen der Neuhumanisten zu organisieren. Dies spiegelt sich dann auch im fern von Berlin gelegenen Gymnasium in Düsseldorf wider. So wird das ehemalige Jesuitenkolleg zu einem klassischen, humanistischen Gymnasium umgestaltet. Die Arbeit von Schulleiter Karl Wilhelm Kortüm ist so gut, dass dies sogar von der Verwaltung anerkannt wird. Die Schule wird zu einem Elitegymnasium und Absolventen dieser Schule werden in der Universität Bonn wegen ihres Fleißes und ihrer Kenntnisse gern gesehen. Durch den guten Ruf der Schule braucht der ambitionierte Schulleiter mehr Lehrer. Es wächst aber nicht nur das Lehrerkollegium, sondern auch die Anzahl der Schüler und so wird das ehemalige Franziskanerkloster bald zu klein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich Düsseldorf zu einer Kunst- und Gartenstadt, womit die Stadt eine Beamtenschaft, die auf Bildung immer größeren wert legt, besitzt. Nachdem 1827 Theodor Brüggemann Direktor geworden war, wurde ein neues Schulhaus geplant und ausgeführt. 1830 zieht das Gymnasium in das von Adolph von Vagedes geplante neue, klassizistische Schulhaus an der Alleestraße ein. Ein Jahr später wird Brüggemann nach Koblenz versetzt und der junge Dr. Franz Wüllner übernimmt die Leitung für die nächsten zehn Jahre. Das seit den 1830er Jahren aufstrebende Düsseldorf zieht immer mehr Leute an und eine neue Schulform wird 1835 eingeführt, um die Bedürfnisse nach einer angemessenen Erziehung zu befriedigen. Die Konkurrenz mit der Realschule führt unter Wüllner zu einem Einbruch der Schülerzahlen. Das immer noch an den klassischen Fächern orientierte Gymnasium kann nicht mit der praxisorientierten Realschule mithalten. Latein und Griechisch sind immer noch wichtig und Bestandteil der Prüfungen, so dass viele Schüler sich weiterbilden und studieren müssen. Unter der Leitung von Dr. Karl Kiesel wird dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Druck des wirtschaftlich erstarkenden Bürgertums eine Veränderung im Lehrplan spürbar. Die alten Sprachen werden zugunsten der neuen Sprachen wie Deutsch und der Naturwissenschaften zurückgedrängt und so nähern sich Realschule und Gymnasium langsam an. Dadurch kann die Zahl der Schüler stabilisiert werden, wenn nicht sogar ein wenig erhöht. Dieser Trend wird unter Dr. August Uppenkamp fortgeführt, Englisch kommt als neues Fach hinzu und auch das Schulgebäude wird nochmals erweitert. 1906 zieht das Gymnasium, das ab diesem Zeitpunkt ‚Königliches Hohenzollern-Gymnasium‘ heißt, ein letztes Mal um – und zwar in das neue Schulgebäude an der Königsallee, wo es sich heute noch befindet.

Grundlegende Literatur zum Thema

  • Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007.
  • Masberg, Angelika: Schulalltag im Spiegel zeitgeschichtlicher Entwicklungen, Düsseldorf 1985, besonders S. 219- 341.

[1] Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007, S. 16.

[2] Haefs, Peter: Die Schulstandorte des heutigen Görres-Gymnasiums (1545-2007), Düsseldorf 2007, S. 19.

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