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(Düsseldorfer) Bibliotheken als Wissensspeicher


02 Dez

In ihrem folgenden Beitrag beschäftigen sich die Studentinnen Julia Kräutler und Carolin Mönicks mit der (Düsseldorfer) Bibliotheksgeschichte und geben in Anlehnung an aktuelle Forschungen Einblick in die Bedeutung von Bibliotheken als Wissensspeicher und ihre Relevanz für die historische Forschung.

Deckenhohe Regale mit Büchern gefüllt, Stille und ein Ort fernab der Hektik und des Stresses verbinden wir mit einer Bibliothek. Doch sie ist so viel mehr als dies, sie ist ein Ort zum Stöbern, zum Entdecken, zum Forschen.

Zunächst zum Ursprung des Wortes. „Bibliothek“ leitet sich aus dem griechischen Wort „bibliothēkē“ ab und bedeutet wörtlich übersetzt „Ablage für Bücher“.[1]

Bibliotheken sind nicht einfach nur Sammlungen: das Ganze, sowie auch die einzelnen Teile der Sammlung folgen einem System, einer vorgegebenen Ordnung. Die Aufstellsystematik macht es nicht nur möglich einzelne Schriftstücke oder Werke dort zu finden, sie sagt auch einiges über ihren Sammler aus. Der Umfang des Bestandes, die gesammelten Bücher und ihre Aufstellsystematik, das heißt die Ordnungen des Wissens, können uns einiges über die Interessen der Sammler, aber auch der Bibliotheksnutzer verraten.

In der heutigen Zeit betrachten viele die Bibliothek als Ort der Ruhe und des Lernens. Sie sind jedoch vielmehr ein Reservoir an unterschiedlichsten Wissensbeständen, auch aus vergangenen Epochen, und das macht sie nicht zuletzt für die historische Forschung interessant.

Dieser Blogbeitrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die allgemeine Bibliotheksgeschichte und die Bibliotheksgeschichte der Stadt Düsseldorf. Außerdem beschäftigt er sich mit der Geschichte der historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums und dem Mehrwert von Bibliotheken für die Forschung.

Kurze Geschichte der Bibliothek

Die frühe Bibliotheksgeschichte beginnt bereits im griechisch-römischen Altertum. Für diese Phase der Bibliotheksgeschichte ist der Zusammenhang zwischen der Aufbewahrung von Wissen und der Nutzung dieses Wissens von Gelehrten wesentlich. Nach dem Untergang des Römischen Reiches bilden sich Klosterbibliotheken und es entstehen Universitätsbibliotheken. Während des Humanismus lag ein wichtiges Augenmerk auf der Pflege der Schriften des griechisch-römischen Altertums. Wichtig für diese Phase waren auch die Bestandssicherung und die systematische Edition von Schriften. Im Dreißigjährigen Krieg erlitten viele Bibliotheken durch Zerstörung oder Diebstahl starke Bestandschmälerungen. In Deutschland führte die Säkularisation zu einer der massivsten Veränderung der Bibliothekslandschaft. Von Kirchen gegründete Bibliotheken gingen in die Hand des „Staates“ über, so konnten Zentralbibliotheken ein Wachstum verzeichnen.[2]

Kurze Bibliotheksgeschichte der Stadt Düsseldorf

In Düsseldorf gab es zwei spätmittelalterliche Kirchenbibliotheken, die des Marienstiftes und die des Kreuzbrüderkonventes, die noch vor der Zeit der großen Klostergründungen in Düsseldorf entstanden. Ab dem 16. Jahrhundert gründeten sich die ersten weltlichen Bibliotheken, am Hof und wahrscheinlich auch am 1545 gegründeten Herzoglichen Gymnasium (heutiges Görres-Gymnasium).[3] Im 17. Jahrhundert entstanden viele neue Klöster mit eigenen Büchersammlungen. Zudem wurden vier Frauenkonvente gegründet. Aufgrund der heterogenen konfessionellen Situation in Düsseldorf konnten sich auch protestantische Kirchenbibliotheken entwickeln.

Durch die Ansiedlung eines Jesuitenkollegs und eines Kapuzinerkonvents auf Wunsch des Fürsten entstanden zwei weitere Bibliotheken, die ihre Bestände von anfänglichen Büchersammlungen für die Seelsorge auf wissenschaftliche Bestände ausweiteten. So entwickelten sie sich zu bedeutenden Bibliotheken und die Jesuitenbibliothek wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts zu einer kleinen kirchlichen Universalbibliothek. Die von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz als Herzog von Jülich und Berg veranlasste Gründung einer ‚öffentlichen Bibliothek‘ 1770 ist eine Art ‚Meilenstein‘ in der Bibliotheksgeschichte Düsseldorfs. Diese Bibliothek bestand zwei Jahrhunderte unter verschiedenen Namen und aus der ehemaligen Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf entstand 1970 die heutige Universitäts- und Landesbibliothek. In ihrem Bestand finden sich bedeutende historische Drucke und Handschriften „verschiedener Klöster, Stifter und Konvente des Herzogtums Berg, der Grafschaft Mark und des rechtsrheinischen Teils des Herzogtums Kleve“[4], deren Buchbestände in Folge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts in die ‚öffentlichen Bibliothek‘ eingegliedert wurden.

Bibliotheksgeschichte des Görres-Gymnasiums

Die Bibliothek des Gymnasiums bot vermutlich die Grundlage für den Unterricht. Sie verzeichnete ein starkes Wachstum vor allem in den ersten Jahren nach ihrer Gründung. Unter der Führung der Jesuiten (1620-1803) hat sich der Bestand der Bibliothek verachtfacht und die Schwerpunkte der Anschaffung lagen auf deutscher und französischer Literatur, Philosophie und Physik.[5] Nach Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Bibliothek des Jesuitenkollegs 1785 durch die kurfürstliche Verwaltung beschlagnahmt und ins kurfürstliche Schloss gebracht, wo sie in die Hofbibliothek eingegliedert wurde. Zwar gelang es den Jesuiten – sie waren trotz Ordensaufhebung immer noch für den Unterricht am nunmehrigen ‚Kurfürstlichen Gymnasium‘ zuständig – zwischenzeitlich die Rückgabe ihrer Bibliothek zu erwirken, im Zuge der Säkularisation wurde die Jesuitenbibliothek jedoch endgültig in die ‚öffentliche Bibliothek‘ eingegliedert.[6] Der Großteil der ehemaligen Jesuitenbibliothek gehört also zum Bestand der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, allerdings befinden sich in der historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums auch heute noch einige Werke mit einem Besitznachweis der Düsseldorfer Jesuiten, wie wir bereits feststellen konnten.

Nach der Eingliederung der Schule in das preußische Königreich, verfügte diese über einen Bücheretat, wodurch zu den schon bestehenden Sammlungsschwerpunkten neue (Geschichte, Kunst, Naturwissenschaften, Geographie, Mathematik, Pädagogik) dazu kamen. Ein Highlight der Bibliothek ist die umfassende Sammlung von 140.000 Schulprogrammen.

 Eigene Erfahrungen – ein Ausblick

Alte Gymnasialbibliotheken bieten historische Literatur aus fast allen Wissensgebieten, sie halfen den Lehrern bei der Unterrichtsvorbereitung und Forschung. Diese Bibliotheken sind komplexe Universen, in denen verschiedene Sachgebiete ihren Platz haben. Dort sind Erinnerungen und Erkenntnisse unterschiedlicher Generationen aufbewahrt, die für jeden interessante Entdeckungen bereithalten können. Zudem hat man die Chance sich noch nicht behandelte Problemkomplexe zu widmen. Lehrerbibliotheken bieten heute einen reichen Schatz an Quellenmaterial für die Forschung und auch die Erforschung der Schulgeschichte und der städtischen Bildungs-und Kulturgeschichte. Die Arbeit mit diesem Quellenmaterial eröffnet jedem Forschungsbegeisterten neue Perspektiven und Chancen.
Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums bietet uns ein breites Forschungsspektrum und darüber hinaus die Möglichkeit mit solch historischen Beständen arbeiten zu dürfen.

[1] Füssel, Stephan: Bibliothek. 1.-6., in: Jaeger, Friedrich (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 2, Weimar/Stuttgart 2005, Sp.163.

[2] Ebd., Sp. 163-165.

[3] Grundlegend zur Düsseldorfer Bibliotheksgeschichte vgl.: Finger, Heinz: Düsseldorfer Bibliotheken des Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Kaiser, Gert (Hrsg.): Bücher für die Wissenschaft. Bibliotheken zwischen Tradition und Fortschritt. Festschrift für Günter Gattermann zum 65. Geburtstag, München u.a. 1994, S. 213-235.

[4] Ebd., S. 213.

[5] Müller, Friedrich B./ Feldmann, Reinhard: Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums (1989), in: Handbuch der historischen Buchbestände [Online-Fassung].

[6] Pfannenschmid, Heino: Die Königliche Landes-Bibliothek zu Düsseldorf seit ihrer Stiftung bis zur Gegenwart: zum hundertjährigen Gedächtnisse der Begründung und Eröffnung dieser Anstalt (März – April 1770), Köln 1870.

Bisheriger Seminarverlauf – 1. Update


01 Dez

Forschendes Lehren und Lernen – die Methodik des Projektseminars

Entwurf des Forschungszyklus

Entwurf des Forschungszyklus

Der Aufbau des Projektseminars „Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums“ orientiert sich an einem typischen Forschungszyklus der Geschichtswissenschaften – von einer selbst formulierten wissenschaftlichen Fragestellung zum historischen Buchbestand der Bibliothek bis hin zur Vermittlung und Reflexion der Ergebnisse im Rahmen der Projektarbeit und der mündlichen Präsentation. Die Studierenden gestalten im Sinne eines forschenden Lehrens und Lernens somit den Forschungsprozess aktiv, erfahren und reflektieren diesen.

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Entwurf des Forschungsprozesses/ des Seminarplans

Einführung in den Forschungsgegenstand und Formulierung einer ersten Fragestellung

Nach einer Einführung in die Ziele des Seminars und die Abfrage der gegenseitigen Erwartungen von Studierenden und Projektleitung, haben wir in der ersten Seminarsitzung eine einstündige Einführung in die richtige und sorgsame Arbeit mit historischen Buchbeständen, durchgeführt von der Restaurationswerkstatt der ULB Düsseldorf, erhalten. Im Mittelpunkt stand die Frage: Woran erkenne ich ggf. Schimmel-kontaminierte Bücher und wie gehe ich mit diesen um? Die zweite Sitzung ging dann gleich in media res: Die Studierenden haben die historische Lehrerbibliothek im Görres-Gymnasium  kennengelernt und anhand von mir entwickelten und vorgegebenen Leitfragen den dort vorhandenen Buch- und Quellenbestand selbstständig erkundet. Anschließend erfolgte mit Hilfe des so genannten „wissenschaftlichen Dreisatzes“ die Formulierung einer ersten, eigenen Fragestellung zum Buchbestand der Schulbibliothek. Die Aufgabe hatte das Ziel, dass die Studierenden gleich zu Beginn des Seminars eigene Hypothesen und Forschungsfragen bilden, konkretisieren und diese auch verschriftlichen – eine wesentliche Kompetenz einer Historikerin bzw. eines Historikers. Im Anschluss daran haben wir in einer weiteren Sitzung gemeinsam den Forschungszyklus, sprich den Seminarplan, erarbeitet – ein Teilergebnis (Plan bis zu den Weihnachtsferien) können Sie oben sehen.

 Einordnung in den Forschungskontext und Relevanz-Diskussion

In den ersten Novemberwochen haben sich die sechs SeminarteilnehmerInnen in zwei Kleingruppen dem historischen Kontext der Düsseldorfer Schul- bzw. Lehrerbibliothek gewidmet und diese in Zusammenhang von historischer Schul- und Bildungsforschung bzw. in Bezug auf Buch-, Bibliotheks- bzw. Wissensgeschichte verortet. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit können Sie in Kürze auf diesem Blog lesen.

Im Rahmen dieses Forschungsschrittes erfolgte auch eine eintägige Exkursion in die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel – mit einer allgemeinen Führung in der Bibliotheca Augusta und zum dortigen Bestand sowie einer wissenschaftlichen Führung durch die Sonderausstellung Gedanken am Rande. Marginalien in Bild und Text 800-1800. Die dort ausgestellten Buchexemplare und ihre (vermeintlichen) Randbemerkungen sowie die zahlreichen Begleitinformationen, die wir von der Kuratorin Dr. Patrizia Carmassi erhalten haben, haben uns nochmals für die Arbeit in der historischen Lehrerbibliothek in Düsseldorf sensibilisiert. Auch im Görres-Gymnasium gibt es zahlreiche Buchexemplare, die Marginalien in verschiedenster Form aufweisen. Manche Werke sind sogar regelrecht durchgearbeitet – wie Sie noch sehen werden…

Schätze der ULB Düsseldorf: Vortrag zur Schulprogramm-Sammlung


30 Nov

Am 7. Dezember 2015 wird im Rahmen der Vortragsreihe „Schätze der ULB“ im Haus der Universität in Düsseldorf die bedeutende Schulprogramm-Sammlung der ULB vorgestellt.

Nach der Digitalisierung der eigenen Schulprogramm-Sammlung startete die ULB Düsseldorf 2013 die Erschließung, Bearbeitung und Digitalisierung der Schulprogramm-Sammlung des Görres-Gymnasiums.

Ankündigung zum Projektseminar


09 Sep

Beitragsbild: Eberhard Diba (Quelle und Lizenz)

Hogwarts liegt an der Düsseldorfer Königsallee“ – so titelte die Rheinische Post in einem Lokalbeitrag über die Bibliothek des Düsseldorfer Görres-Gymnasiums im Januar 2015. In der Tat erinnert die Düsseldorfer Gymnasialbibliothek an die Schulbibliothek von Hogwarts, der Zauberschule von Harry Potter und Co. Doch anders als dort wacht in Düsseldorf niemand über die Bücher und – trotz diverser Maßnahmen der Bestandserschließung – erscheint eine der größten historischen Sammlungen in Schulbibliotheken Nordrhein-Westfalens zu großen Teilen als terra incognita der Forschung. Dieses kaum bekannte Land soll ab dem Wintersemester 2015 im Rahmen eines zweisemestrigen Projektseminars der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durch max. 35 Bachelor- und Master-Studierende der Geschichtswissenschaft erschlossen werden.

Der Bestand der Bibliothek wurde zuletzt in den 1980er/1990er Jahren über einen Standortkatalog erfasst und über die hbz-Verbunddatenbank NRW katalogisiert. Allerdings finden sich mittlerweile nicht mehr alle Bücher an den entspechenden Standorten. Darüberhinaus geben die Einträge in der Verbunddatenbank keinen Hinweis auf die Geschichte der einzelnen Bücher und Buchbestände sowie über Besitzeinträge und handschriftliche Vermerke. Gerade diese ‚Marginalien‘ sind aber wichtige Spuren und geben uns Hinweise über den vergangenen Buchgebrauch, weshalb die Aufarbeitung dieser Buch- und Bibliotheksgeschichte(n) im Fokus der künftigen Forschungen stehen.

Der Aufbau des Seminars orientiert sich dabei an dem typischen Forschungszyklus der Geschichtswissenschaften und bietet vielfältige Möglichkeiten, Qualifikationsarbeiten anzuschließen. Neben der systematischen und daran anschließenden inhaltlichen Erschließung des Buchbestandes ist vorderstes Ziel des Projektes die Ergebnisse über den Projekt-Blog der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Grundlegend zur historischen Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums und den (wenigen, meist aus dem 19. Jahrhundert stammenden) Quellen zur Schul- und Bibliotheksgeschichte lies:

Friedrich B. Müller/ Reinhard Feldmann: Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums (1989), in: Handbuch der historischen Buchbestände [Onlinefassung]; URL: https://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Goerres-Gymnasium. ).

Verlinkung des Projekt-Blogs auf bibliotheca.gym


02 Sep

http://histgymbib.hypotheses.org/category/actualites-news

Über das Blog: „bibliotheca.gym versammelt die historischen Bestände von Gymnasialbibliotheken und Gymnasialarchiven mit dem Ziel, Forschung entstehen zu lassen und vorhandene Forschungsprojekte zu gymnasialem schriftlichen Kulturgut zu präsentieren.“

Hallo Welt!


02 Sep

Hier entsteht ab dem Wintersemester 2015 ein Blog zum Projektseminar „Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums“.

histbibgoerres

Blog des Projektseminars "Bildung durch Bücher? Die historische Lehrerbibliothek des Görres-Gymnasiums"