Projekt Tag 1

März 21st, 2010

Nachdem ich nun eine Woche vor mich hingearbeitet habe und immer nur feststellte, dass ich mit meinem neuen wissenschaftlichen Projekt so nicht auf einen grünen Zweig kommen werde musste heute eine andere Lösung her.

Ich kam nach reichlicher Introspektive nun zu dem Ergebnis, dass es nicht alleine reicht ein Ziel zu haben, man muss auch einen Plan haben, wie man dorthin kommt.

Es ist nicht so, dass ich nicht schon ein großes Projekt hinter mir hätte. Ich habe in einem anderthalb Jahre dauernden Projekt einen Entwurf für eine Lexikontheorie für die Role and Reference Grammar [RRG] entworfen. Mein Aufsatz zu diesem Entwurf wird im Mai im ITB-Journal veröffentlicht. Ich kann also sagen, dass ich meine Feuertaufe schon hinter mir habe. Mein Supervisor hat mich dabei durch mein Projekt geleitet und mir erst einmal das nötige Handwerkszeug beigebracht, wie man überhaupt eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, wie man Schreibblockaden auflöst und wie man er schaffen kann eine wissenschaftliche Idee umzusetzen.

Ich vergleiche die Arbeit an einem wissenschaftlichen Projekt gerne damit, dass man einen Berg besteigt. Man sieht den Gipfel schon wenn man unten am Fuße des Berges steht und das Projekt besteht darin auf den Gipfel zu steigen. Für mich war diese Bergtour im letzten Jahr mit vielen Irrwegen und Abgründen verbunden (wissenschaftlicher und auch persönlicher Art). Aber dann bin ich oben angekommen.

Unsere Einleitungsfrage vor 1,5 Jahren war dabei: Wie bringe ich einem Computer sprechen bei. Es mag absurd erscheinen, dass dabei ein abstraktes Model für ein Lexikon  aber für Van (meinen Supervisor) und mich, war es logisch. Jetzt ist dieses Projekt aber mit der Erlangung meines BAs beendet und ein neues Projekt musste her. Das war als würde ich nach einem neuen Berg suchen und das war nicht leicht und sehr frustrierend. Ich hatte es mit Applicative Constructions in Bantu Languages versucht aber mit denen wurde ich nicht warm. Dann mit Autismus und Information Structure, aber das Projekt war ein Fass ohne Boden. Jetzt soll es eine Morphological Theory for RRG ein mit einer Computerlinguistischen Implementierung sein. Das Projekt und ich mögen uns und ich kann mir vorstellen, das nächste Jahr mit dieser Arbeit zuverbringen.

Aber wie immer am Anfang eines neuen Projekts stellt man fest: So einfach ist es nicht. Es geht hier weniger um Probleme bei den wissenschaftlichen Fragen, von Van habe ich gelernt, dass die immer lösbar sind und auch im Laufe des Projekts erst auftauchen, es geht mehr darum: Wie fange ich dieses Projekt an. Ich habe in der letzten Woche eher vor mich hingearbeitet, den Berg genauer angeschaut und beschlossen, dass ich den erklimmen kann.  Es ist ja so: Wenn man gerade mal auf die Zugspitze gekommen ist, damit kann ich meine BA-Arbeit vergleichen glaube ich, will man auf einen höheren Berg, aber der Mount Everest oder der K2 sind da wohl ein paar Nummern zu gr0ß. Sowas muss man auch erkennen und man braucht einen guten Supervisor der einem sagt, dass er Berg zu hoch ist. Bei mir macht Van das. Nun aber habe ich festgestellt: der Berg kann passen, da will ich rauf.

Aber was braucht man für eine Bergtour? Man läuft auf keinen Fall los und fängt an zu klettern, man würde dabei wohl umkommen. Also muss man erst mal einen Tourplan machen, welche Lager will man wo aufschlagen, bis wann will man auf dem Berg angekommen sein? Solche Fragen. Dann kann man seine Sachen packen und langsam auf den Weg gehen. An diesem Punkt bin ich derzeit. Ich habe ein Proposal geschrieben mit mehr Fragen als Antworten und eine grobe Idee für das Projekt. Heute und morgen wird es darum gehen eine genauere Routenplanung vorzunehmen und dann kann ich mein Marschgepäck packen.

Ein interessanter Bereich, der mir zunächst begegnen wird wird die Analyse des Deutschen sein, denn um Deutsche Morphologie soll es in diesem Projekt gehen, weil meine BA-Arbeit ein Lexikon für das Deutche war, auch weil mein Computer am Ende des riesen Projekts in 30 – 40 Jahren Deutsch sprechen soll. Auf die Analyse des Deutschenfreue ich mich schon, denn ich habe gelernt: Ich mag das Analysieren von Daten und das Entwerfen von Theorien, das Lesen von Literatur ist nett aber auch frustrierend, weil man nicht von der Stelle kommt.

Also habe ich jetzt einen Plan für heute und morgen: Eine Route für das Projekt zu entwerfen. Dann treffe ich Van und wir werden besprechen, ob er die Marschroute für gut hält, tja und dann bin ich schon fast mitten drin. Auch wenn ich erstmal durch den Wald zum Berg gehen muss, aber wieso das so ist, werden sicher die folgenden blog-Einträge zeigen.

Also bis bald hier,

Judith