Chef oder Schäfchen?

Der Jürgen dreht echt am Rad! Regt sich nur noch auf. Unseren bekloppten Koch hätte er beinahe rausgeschmissen. Wenn der so weitermacht, geh ich.
Und ganz ehrlich: Was haut der Geld raus für einen Zauberer!? Wir arbeiten hier für fast nix und der Typ streicht sich bestimmt ein fettes Honorar ein. Jürgen w a r mal ein guter Chef. Und jetzt?

Lovelyn

Plötzliches Weinen

Ich sag’s ja immer wieder. Wie ein Teenager mit verrückten Hormonen.
Heiße Tränen rollen über meine Wangen. Ich finde das sehr unangenehm. Nicht die Tränen, sondern dass sie
heiß sind.
Wo ist Johannes?
Ich hab ihm vor 17 Stunden geschrieben, aber keine Reaktion. Hat er mich jetzt einfach so verlassen?
Hat er eine Freundin? Oh Gott, er hat mich für eine Jüngere verlassen. Wer ist sie? Wo kommt sie her?
Wo ist Johannes?
Es tut plötzlich so weh. All dieser angesammelte Schmerz von den ganzen letzten Jahren. Unsere Probleme haben sich einfach aufgestaut. Auf einmal kommt alles wieder hoch.
Ich kann nicht mehr.
Reiß dich zusammen Martha. Du bist doch sonst so fröhlich und immer unterwegs.
Jetzt liegst du hier wie ein Häufchen Elend in deinem riesigen Hotelbett ohne deinen Mann und heulst.
Heulst wegen deiner Ehe und deiner Hinterhältigkeit und wegen allem. Was ein Scheiß!
Du brauchst Alkohol.
Wo ist Johannes???

Martha

Karussellfahrt

Vielleicht kommt Thomas ja nachher noch. Ich warte mal. Mit Alkohol kann ich ganz gut das Warten verkürzen. Mit Gedanken auch.
Furchtbar. Sie sind kaum zu stoppen. Wie ein Karussell. Ich bin wie ein Karussell. Ja! Das ist eine gute Beschreibung für mich.. Vielleicht finde ich später in der Bibliothek ein Buch über Gedanken-Karussells. Da muss sich was ändern.
Wie Thomas mich wohl sieht? Wie die Katastrophe, die ich tatsächlich bin? Ich mag ihn. Er ist klug und sieht gut aus. Ich hasse es, dass ich ihn mag.
Irgendwann wird er Fragen stellen. Fragen, die ich nicht beantworten möchte.

Natascha

Kitchen-Strip

Ich schmeiß mich weg.
Alter. Hier wird auch jeder eingestellt. Ja gut. Er ist schon länger hier als ich, aber wie wäre es mit einem psychologischen Gutachten? Auch gerne nachträglich.
Ich meine mich stört es nicht. Ich bin ja ein Kerl. Aber stellt man sich mal vor, dass eine von unseren Perlen in die Küche kommt und ihn SO sieht. Das ist doch sexuelle Belästigung. Also könnte man sagen.
Ich mein, wenn man ihn kennt, weiß man ja eigentlich, dass er niemanden wirklich belästigen will. Er ist einfach so. Also, man kann ihn echt lieb haben. Und eine Freundin hat er auch immer. Wobei ich das wirklich verrückt finde. Wer will denn bitte mit so hem verrückten Typen zusammen sein. Kinder hat er auch. Wer lässt sich denn bitte schwängern von so einem?

Aber kochen kann er.

Dennis

Treppentexte

Maurice schreibt für mich!
Er legt die Texte im Treppenhaus aus.
In der erste Etage finde ich diesen:

„Ich bin umhergeirrt, bin von Ort zu Ort gegangen. In Zeiten der Ruhe hielt ich mich in einem einzigen Zimmer auf. Ich war arm, dann reicher, dann wieder ärmer als viele. Als Kind hatte ich heftige Leidenschaften, und alles, was ich begehrte, erhielt ich. Meine Kindheit ist verschwunden, meine Jugend dahingegangen. Was liegt daran! Ich bin glücklich über das, was war, was ist, gefällt mir, was kommt, kommt mir recht.“

In der zweiten diesen:
“Ist mein Dasein besser als das der anderen? Das mag sein. Ich habe ein Dach über dem Kopf, viele nicht. Ich bin nicht aussätzig, und ich bin nicht blind, ich sehe die Welt, welch außergewöhnliches Glück! Ich sehe den Tag – den Tag, außerhalb dessen nichts ist. Wer könnte mir das nehmen? Und wenn dieser Tag verlischt, verlösche ich mit ihm; dieser Gedanke, diese Gewißheit versetzt mich in Entzücken.”

Oder hat er sie verloren?

Yeliz

Chef

Jürgen ist wirklich anstrengend im Moment! Er schimpft und schreit und wir machen alles falsch. Mamma Mia! Gut, dass ich heute früh Schluss habe. Ich geh zum Japantag. Hoffentlich regnet es nicht.

Amy

Geld

Yeliz habe ich ein paar Tage nicht gesehen. Das letzte Mal saß sie in der Bibliothek und hat geschrieben. Ich wollte sie nicht stören. Langsam geht mein Geld aus. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen.

„Ist mein Dasein besser als das der anderen? Das mag sein. Ich habe ein Dach über dem Kopf, viele nicht. Ich bin nicht aussätzig, und ich bin nicht blind, ich sehe die Welt, welch außergewöhnliches Glück! Ich sehe den Tag – den Tag, außerhalb dessen nichts ist. Wer könnte mir das nehmen? Und wenn dieser Tag verlischt, verlösche ich mit ihm; dieser Gedanke, diese Gewißheit versetzt mich in Entzücken.“

Ein paar Stunden als VHS-Lehrer? Da kann man auch abends arbeiten. Das würde mir gefallen.

Maurice

Arbeit

Es ist wirklich höchst interessant, in einem so großen Hotel zu arbeiten. Das war vermutlich die bisher beste Entscheidung meines Lebens, die Stelle als Empfangsdame in diesem Betrieb anzunehmen. Man trifft die unterschiedlichsten Individuen, zahlreiche Charaktereigenschaften lernt man kennen und man übernimmt einen Teil der Verantwortung, die ein solches Haus mit sich bringt. Auch wenn ich zugeben muss, dass manche Gäste teilweise wirklich unerhört sind. Wir Mitarbeiter sind auch nur Menschen und können nicht überall gleichzeitig sein! Aber damit muss ich mich wohl arrangieren und stets die Etikette bewahren.
Lily

Wut

So eine Scheiße! Ich hoffe der Zauberkünstler macht seinen Job richtig. Wenn er nur einen Fehler macht, streiche ich ihm die Hälfte seines Gehalts. Mein Puls ist schon wieder auf 180. Ich sollte echt mal mehr Sport machen. Und aufhören zu rauchen sowieso. Meine Frau liegt mir deswegen auch schon im Nacken. „Nie hast du Zeit für mich“, „Kümmer dich um die Kinder“. Ich will einfach mal meine Ruhe haben. Und zum Arzt sollte ich auch mal. Das stechen hört nicht auf. Und das Küchenpersonal macht sowieso was es will. Irgendwann schmeiß ich die alle raus.
Jürgen

Typisch Hotel

Schon mein viertes Shooting diese Woche. Bei den ganzen Ländern und Städten, weiß ich langsam gar nicht mehr was ich als mein Zuhause bezeichnen soll. Das Taxi vielleicht? Oder doch den Flughafen?
In jedem Hotel ist immer wieder dasselbe Muster erkennbar. Genervter Concierge, gestresste Rezeptzionistin, schlecht gelaunte Reinigungskräfte und der Barkeeper mit diesem „Es ist eh nur eine Frage der Zeit, bis ich dich ins Bett kriege“-Blick. Ätzend.
„Dry Martini“ konnte ich nur sagen, bis dieser hier –Dennis stand auf seinem Schild- mich mit genau jenem Blick ansah. „Lass ihn dir schmecken, Babe“.
Ich nippte nur kurz und ging direkt auf mein Zimmer. Nicht einmal meinen Drink konnte ich genießen.

Chloé

Laurie kommt und Japaner lassens krachen

Ich bin extra hergekommen, um sie bei der Lesung zu sehen. Ein Umweg übers Rheinland. Auf dem Weg von Karslruhe nach Hamburg. Am Wochenende treffe ich Freunde hier, sie stehen auf Mangas und sind ganz aus dem Häuschen weil Japantag ist. Ich war noch nie da. Das Hotel ist echt billig. Also manche Zimmer. Und die Bibliothek ist komisch. Hier ist immmer so ein Typ.

„Dieses Buch hilft euch nicht dabei, einen Mann zu finden, eure Frisur zu richten oder euren Job zu behalten. Dieses Buch handelt von Liebe und Sex, Schönheit und Ekel, Macht, Leidenschaft und Technik. Es handelt vom intimen Territorium des Tumults. Ich schrieb es in fremden Städten, im Gespräch mit halbwüchsigen Ausreißerinnen, radikalen Feministinnen, Anarchistinnen, Hipstern, Sexarbeiterinnen, verrückten Künstlerinnen, verurteilten Verbrecherinnen, transsexuellen Aktivistinnen und traurigen jungen Kleinstadtbewohnerinnen, die sich nach Abenteuern sehnten.
Das Buch richtet sich an die anderen, die sich nie zufrieden geben, denen es nie gut genug, denen es nie frei genug ist, wenn nur ein paar gleichberechtigt sind. Es ist für die Unsäglichen, die Unnatürlichen, die, die andere verschrecken. Die nicht tun, was man ihnen sagt. Die den Mund aufmachen, wenn sie es nicht sollen, und die nicht auf Knopfdruck lächeln. Die schräg sind und immer zu viel wollen. Wenn ihr so jemand seid oder sein könntet, dann ist dieses Buch für euch.“

Ich lese natürlich weiter.

Stella

Nach der Sauna

Es ist ein paar Tage her. Ich denke aber immer wieder dran. Es ist auch nicht das erste Mal. Diesmal trotzdem anders. Er war schön und ich ausgelassen. Sein Körper viel frischer als Johannes‘. Eine Verabredung, deren Ende schon abgemacht ist, hat eigentlich keinen Reiz. Ich mache die Tür auf. Er sitzt da. Ich bin nackt. Er ist nackt. Es macht Spaß. Schon die Vorstellung in einem öffentlichen Raum zu sein ist geil. Nachher spüre ich, wie alt ich bin. Er legt seinen Kopf auf meinen Bauch. So wohl habe er sich lange nicht gefühlt. Na super. Mamas Schoß. Dann noch ein Kommentar zum Busch und ich bin total raus. Johannes habe ich heute noch nicht gesehen.

Martha

König II

Der König, er hat mich inspiriert.

Mit dieser Energie, die in all seine Gliedmaßen floss und ihn so wunderschön tanzen ließ, sobald das A erklang.
Denn auch ich begann zu tanzen, aber es waren nur meine Hände und mein Geist, die tanzten. Sie tänzelten über das Parkett der Buchstaben und Worte.

Und ich schrieb nieder, was ich empfand, als ich ihn dort sah, den König, vor seinen Untertanen, umzingelt von all den stummen Herzen, denen auch ich angehörte.

Aber das A, es hat meinem Herz eine Stimme verliehen. Es ist nicht mehr stumm und regungslos. Es pulsiert und ruft:
A– wie Aufbruch!
B– wie Bereicherung!
C– wie Cappuccino!
D– wie Danke!
E– wie Einsa.. Erleben!
M– wie Maurice…

Wir haben uns schon einige Tage nicht gesehen.
Vielleicht gehen wir gemeinsam in ein Konzert, lauschen dem Klang des A’s und sehen dem König im Frack beim Tanzen zu.
Und vielleicht wird Maurices Herz auch eine Stimme verliehen.
Ich gehe ihn suchen.

Yeliz

schreiben

Yeliz hat gesagt, ich soll aufschreiben, was ich ihr erzählt habe. Sie ist mir sympathisch, ich mache es:

„Ich bin umhergeirrt, bin von Ort zu Ort gegangen. In Zeiten der Ruhe hielt ich mich in einem einzigen Zimmer auf. Ich war arm, dann reicher, dann wieder ärmer als viele. Als Kind hatte ich heftige Leidenschaften, und alles, was ich begehrte, erhielt ich. Meine Kindheit ist verschwunden, meine Jugend dahingegangen. Was liegt daran! Ich bin glücklich über das, was war, was ist, gefällt mir, was kommt, kommt mir recht.“

Maurice

Gedanken vor dem Einschlafen

Natascha erzählt mir nicht viel von sich.
Ich weiß, dass sie aufgrund eines Vorstellungsgespräches hier ist.
Wie alt sie ist? Ich weiß es nicht.
Hat sie Familie? Ich weiß es nicht.
Schade, dass ich es nicht weiß.
Sie ist einsam, glaube ich. So wie ich.
Bin ich einsam?
Ist man ohne Familie und mit nur wenigen Freunden, die man an einer Hand abzählen kann, einsam?
Oder macht die Gesellschaft mich zu einem einsamen Menschen, da sie Einsamkeit so definiert?
Fragen – Fragen – Fragen. Antworten keine.
Ich kann diese Fragen in meinem Kopf nicht ordnen und liege Nacht für Nacht wach und suche nach Antworten. Allein.
Sie ist geheimnisvoll.
Sie erzählt nicht viel, aber ihre Worte bringen mich zum Nachdenken.
Es lässt mich nicht schlafen. Sie lässt mich nicht schlafen.

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Thomas

König

Waschecht und aus Fleisch und Blut, stand er dort auf seinem Thron. Unter ihm saßen all seine Untertanen. Sie vergötterten ihn, folgten jeder seiner Bewegungen und ließen nie von ihm ab.

So dachten sie eine Zeit lang, sie wären allein, doch da waren viele stumme Herzen, die sie beobachteten; still und aus der Ferne. Stille Beobachter, die laut jubelten, sobald der König sich umdrehte und sie empfing.

Der König, eine mächtige und imposante Gestalt – doch er trug das Herz genau am rechten Fleck. Und dieses Herz glühte und sprudelte, als wäre es aus Feuer und Wasser zugleich. Und diese Energie glitt in Füße und Beine, in Rücken und Schultern, in Nacken und Kopf, in Arme und Hände, in Gesicht und Fingerspitzen und sie alle wurden augenblicklich stark und groß wie das Geäst eines Baums. Und doch waren sie beweglich und filigran wie kleine Stichlinge im Wasser.

So stand er da, vor seinen Untertanen und den stillen Beobachtern und tanzte wunderschön, stark und filigran. Und jedermann, der ihn so betrachtete und sein sprudelndes, glühendes Herz erblickte, der musste augenblicklich weinen, weil es vielleicht das Schönste war, was er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Und, was war es wohl, das des Königs Herz zum Sprudeln und Glühen brachte? Was war es, was ihn so wunderschön tanzen ließ?
Das A.

Yeliz

nichts

 

Ein Auszug aus Mozarts Tagebuch. Es ist also schön,  wenn man nichts erlebt. Ist es das? Inwiefern kann man „nichts“ erleben?  Vielleicht wenn man bloß rum sitzt. Oder wenn man keine Fortschritte erzielt. Ja, das wird es sein. Keine Fortschritte. Ich hasse es, wenn ich in meiner Entwicklung stehen bleibe. Ich muss mich wieder weiter entwickeln. Das war ein Zeichen!

Natascha

Giraffensuperkraft

Gott sei Dank. Die Giraffe ist wieder da.
Sie stand in der Bibliothek – komischer Ort für so ein Tier. Savanne würde besser passen.
Ist auch ganz egal. Hauptsache sie ist wieder aufgetaucht.

Wenigstens eine Konstante, eine Gewohnheit, ein Vertrauter. Die Giraffe ist wirklich alles, was sie im Moment noch an die guten Dinge glauben lässt und sie tröstet, wenn Mama es nicht kann. Eine Giraffe mit Superkräften, die einspringt, wenn Mama einfach selbst zu traurig ist.

Marie

Thekentratsch und Turteltauben

Ja, das habe ich doch gut gemacht, oder? Zwei verlorene Menschen zusammengeführt und der liebe Alkohol lässt auch die letzten Hemmungen im Gespräch fallen. Ich freue mich. Ich wäre ohnehin nicht der richtige Ansprechpartner für Fábio und Marie gewesen. Ich habe keine Kinder, keine Familie – nur Freunde. Jedenfalls sagt der Begriff „Verantwortung“ mir nicht allzu viel. Da ist es schon gut, oder vielleicht auch Schicksal, dass die beiden sich hier getroffen haben.

Und wem haben sie das alles wieder zu verdanken? Dem Onkel Dennis. Yeah.

Zwischendurch ist hier noch ein anderer Typ aufgetaucht. Voll der Hipster. Aber eigentlich ganz korrekt. Aber auch ganz schön drupp. Der will unbedingt noch irgendwo feiern gehen. Da ist er bei mir ja ganz richtig..Vielleicht kommen Fábio und Danielle noch mit. Wäre doch witzig. Mama-Marie bleibt denke ich mal hier.

Ach die Danielle. Die ist gut, die ist fit. Und gut sieht sie auch noch aus.

Dennis

Zu alt dafür!

Ich bin 42.
Ich verhalte mich wie ein Teenager mit wild gewordenen Hormonen.
Kaum kriselt es, guck ich mir andere Kerle an.
„Kaum“.. wir sind 15 Jahre verheiratet und es kriselt seit 2 Jahren durchgehend.
Da darf man ja wohl mal gucken!
JA MARTHA! GUCKEN, NICHT ANFASSEN.
42. 42. 42. Meine Güte, schon so alt?
Was habe ich mein ganzes Leben lang getan?
Und wieso leide ich zwei Jahre lang unter meiner Ehe. ZWEI JAHRE VERGEUDET.
Also, ich muss was erleben. Selbst wenn es Kribbeln im Bauch ist.
Auf zur Sauna! Hoffentlich ist er da.

Martha

Fragen

Fragen über Fragen.

Wieso musste das passieren?
Kann das wirklich wahr sein?
Bitte lass es ein Traum sein.

Bin ich alleine?
Kann mich bitte jemand in den Arm nehmen?
Ja, ich will auch mal in den Arm genommen werden.

Was wird aus uns?
Woher nehmen wir das Geld?
Alles kostet so viel Geld.

Wo ist Julias Giraffe eigentlich abgeblieben?
Bin ich eine schlechte Mutter?
Eine Rabenmutter, die dem Kind den Vater nimmt und alles, was sie bis dahin kannte.

Woher bekomme ich eine Wohnung?
Wie hole ich unsere Sachen aus der Wohnung?
Vielleicht frag ich mal den Alex.

So.Kind in der Kita, jetzt erst mal ein bisschen entspannen.
Wer bezahlt denn jetzt eigentlich den Kindergartenbeitrag?

Marie

Zweiter Tag!!

Eigentlich soll man so was ja am ersten Tag schreiben meine ich. Aber die Seite muss man ja auch erst ma finden. Jedenfalls arbeite ich jetzt doch im Mélange. Der Akzent auf dem Namen kommt voll gut, da können sich die anderen auf dem nächsten Treffen das eklige Grinsen wieder abschminken. Ich schlepp jetzt Kästen in den Keller von nem Edelschuppen. Soll Sue von mir aus studieren, mein Hotel hat nen Akzent. So.

Die anderen Angestellten scheinen voll nett zu sein. Bisschen überarbeitet vielleicht, aber darum wollen die mich ja. Heute morgen hab ich erst mal Make-Up drauf getan. Damit ich rein passe. Ich fühl mich jedenfalls super. Und die Sonne scheint auch. Zweiter Tag, ich bin voll dabei!

~*Jacqueline*~

die kleinen Dinge

Manchmal werde ich morgens wach und bin grundlos aufgeregt.
Diese innere Freude durchdringt meinen ganzen Körper. Vom kleinen Zeh bis zur Nasenspitze.

Worauf ich mich scheinbar so freue ..kann ich gar nicht sagen.

Aber ich genieße es. Schließlich genießen wir Menschen viel zu wenig im Leben.
Heute lass ich meine Augen den ganzen Tag auf!
Heute freue ich mich!

Heute feier ich, dass ich ’n Job habe und mir deswegen heute neue Schuhe kaufen kann.

Ah..klaro! Jetzt weiß ich es wieder..die neuen Schuhe, die ich mir heute kaufen wollte.

Hoffentlich spricht mich morgen jemand drauf an.

Oh Mist, schon 8. Durch die Lobby – hinter den Empfang – „Willkommen im Hotel Mélange, was kann ich für SIE tun?“

Amy

Vielleicht…

Vielleicht war es einfach zu lang. Zu kompliziert, zu verschieden, zu… erzwungen. Zumindest am Ende. Funktioniert auf jeden Fall nicht mehr… ist vielleicht auch ganz gut so. Mal sehen.
Ich hab’s auf jeden Fall durchgezogen. Koffer geschnappt und weg, auch wenn es schon allein wegen Mia schwierig werden wird. Kümmern werd ich mich auf jeden Fall um mein kleines Mädchen. Sie wollte ja eh nie Kinder. Aber erst mal sollte ich mir ein Zimmer besorgen. Nur übergangsweise, versteht sich.

Fábio

Verwirrung

Wo ist denn Johannes hin? Schon unterwegs? Ich verstehe es nicht: wir sind hier, um unsere Beziehung wieder zu verbessern, reden, weinen, lachen, feiern, umarmen (auf mehr will ich nicht direkt hoffen..zu optimistisch). Es wäre schön, wenn man beim Aufwachen schon mit all dem anfangen könnte. Sehr schade. Dabei ist es momentan schon so furchtbar. Nach 15 Jahren Ehe – wer hätte das gedacht.
Am besten gehe ich erst einmal zum Entgiften in die Sauna, da stand gestern eh so ein sexy Mitarbeiter! Auf auf!

– Martha

ohne

geht es auch, wenn ich einfach nicht mehr nach dem Zimmer frage? ich schlafe in der Bibliothek, dusche in der Sauna, frühstücke mit den anderen neben der Bar, tagsüber bin ich meistens draußen, gerne am Fluss, es fällt kaum auf, ich lese viel, trage meine Tasche hin und her, meistens sehe ich sicher so aus, als ginge ich irgendwohin, jetzt in die Bibliothek, das Mädchen ist nicht noch mal her gekommen, sie schreibt zwar, aber sie liest nicht, das Wort ‚Einsamkeit‘ und das Wort ‚uns‘ gibt es nicht in einem Satz, aber vielleicht bin ich ungerecht, ich bin raus aus der Gemeinschaft der Arbeit, war nie in der des Berufs

Maurice

Mütter

Nach den schrecklichen Kopfschmerzen von dem Wein letztens erstmal kein Alkohol mehr. Wie konnte der Typ nur so viel Mojitos trinken? Hoffentlich hatte der auch einen Kater.
Jetzt erstmal Mutti anrufen und gratulieren, ist schließlich Muttertag. Sollte sie echt mal öfter besuchen, aber zuerst muss ich das Vorstellungsgespräch morgen hinter mich bringen. Geht ja um meine Zukunft, das versteht sie schon. So sind Mütter eben.

Natascha

frischer Fisch

„Hat es Ihnen geschmeckt mein Herr?“
„Vorzüglich!! Es war vorzüglich! …
so einen frischen Fisch, Herr Ober, selten gesehen und gegessen!
Ich wiederhole: vorzüglich!!“
„Das stimmt mich äußerst glücklich mein Herr,
umsonst gelten wir nicht mit als die Besten der Stadt..
Darf ich Ihnen noch einen Wein bringen mein Herr?“
„Oh ja bitte, seien Sie so gut..“

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Paul

Mädchenbrause

Uff.. Heute wieder ’ne große Bestellung. Und wer darf diese Monster von Kisten wieder durch die engen Türen schleppen? Ich. Immer der Bernd. Bernd tu dies, tu das. Schlepp das hier hin, räum das da hin. Dieses mal wieder ganz viel Mädchenbrause. Irgendein Empfang für son’nen wichtigen Börsenfutzi.
Wäre ich doch nur Türsteher in dem kleinen Klub in der Nähe des Bahnhofs geblieben.. da konnte ich meine Muckis vor den Frauen spielen lassen. Hier am Lieferanteneingang sieht die ja keiner.. Naja, aber da gab es so gut wie keine Knete und der Chef mit seinen wechselnden Praktikantinnen war einfach ’n zu ekeliger Typ…
Moment.. haben wir nicht auch seit gestern ’nen Praktikanten hier? Na, da hat sich doch jetzt ’n neuer Mädchenbrauseträger gefunden.

Bernd

Alltag

„Ick hab die Schna*** jestrichen voll Dani! Ick kann nüsch mehr!!!
Jedem den Hintern hinterhertragen… immer aufjesetzt freundlich..
Allet machen se dreckig!! Dit kriechste nüsch mehr sauber! Weder Du, noch icke!
Und klauen tun se och sach ick Dir!! Pantoffeln, Bademäntel… und dit Dani, dit is die tooolle High Society … is klaa..
Haste die Tussi mit ihren überteuerten Pumps jesehn? Dani, dit is mindestens n Monatsjehalt von eenem von uns beeden!!!
Aber Dani ick sacht dir, ick bin seit 20 Jahren hier… dit is meen zweetes zu Hause… ick jehör hier hin, weeßte? Dit is meen Leben und meen Herz!!“

Manuela

lesen

Mit Yeliz in der Bibliothek, sie ist kurz raus, holt was zu trinken, sie weiss auch nicht, wo die sieben ist, ehrlich gesagt, bin ich ganz froh darüber, ich lese weiter: Es scheint, dass wir etwas über die Kunst lernen, wenn wir erfahren, was das Wort „Einsamkeit“ bezeichnen möchte. Diese Wort wurde vielfach missbräuchlich verwendet. Doch, „einsam sein“, was bedeutet das? Wann ist man einsam? Sich diese Frage zu stellen, soll uns nicht nur zu pathetischen Meinungen führen. Die Einsamkeit auf der Ebene der Welt ist eine Wunde, zu der hier nichts weiter auszuführen ist.

Maurice

Unglaublich

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Na toll, hier an der Bar ist ja auch ein Mann. Überall Männer.
Was macht er denn da? Einen Cocktail trinken? Alkoholiker vielleicht.
Oder gestresster Familienvater, der sich mal ’ne Pause gönnen möchte.

Uuund noch einen Mojito für ihn.
Ach, was soll’s. Setze mich auch mal an den Tresen. Ein kleiner Wein kann
ja nicht schaden…

Natascha

Feierabend..

„Einen Mojito bitte!“ – Es ist vier. Nachmittags.
Zu früh?
Glaub ich nicht. Alles Ansichtssache.
Harter Job. Langes Meeting heut.
Bin hier zu Gast. Ein ganzes Wochenende.
Ist nett hier. Komme öfter her.
Dann nach Hause. Zur Familie? Hab ich nicht. Wie gesagt… harter Job. Für Familie keinen Platz.
Ok, auch Ansichtssache..
Hätte ich mir schon gewünscht. Aber keine Zeit.

Gedankenkarussell – Schluss jetzt!

„einen Mojito noch, bitte!“

Thomas

immer noch

keinen Plan, unten sagten sie mir sieben, ich finde es aber nicht, gestern Abend habe ich mich dann in die Bibliothek gesetzt und gelesen, nachts war es da unheimlich zwischen den Büchern, wann sitzt man schon mal so lange zwischen so viel Papier, ich habe Feuchtgebiete gelesen, hat bestimmt jemand angelesen liegen lassen, ich fand den Film auch besser, als ich aufwachte, hatte ich Hunger und wollte raus in eine Bäckerei, an der Rezeption die, die hat geschlafen, den Vormittag habe ich in der Stadt verbracht, hier gibt es an jeder Ecke Kamps, jetzt bin ich müde, der, der an der Rezeption saß, hat auch gesagt: sieben

Maurice

Thekengeflüster

Es ist schon verwunderlich, wer sich heutzutage noch „Mann“ nennt.

Folgende Situation: Pärchen von oben bis unten in Louis, MK, Gucci und Dior geschmissen. Draußen: Regen.

Sie: „Schatz, ich freu mich auf’s Restaurant! (Blick nach draußen) – oh nein! Es regnet.“

Er (sichtlich besorgt und ein bisschen verzweifelt): „Schatz, deine Wildleder-Pumps!“

Was stimmt denn nicht mit ihm?

 

Dennis

Alleinsein

Hier bin ich also. Alleine. Weit weg. Es ist befreiend,  mal etwas anderes zu erleben und neue Leute zu treffen. Hier ist ja schon einiges los. Alleine bin ich irgendwie doch nicht.  Mit so vielen Menschen kann man nicht alleine sein. Oder bin ich mehr allein mit so vielen Menschen, als mit wenigen?? Und dieser Mann dort drüben… Ich flüchte mal lieber in die Bar, bevor er mich noch anspricht.

Natascha