Auf das Ende!

Alles brennt. Alles geht in Flammen auf. Sogar mein Ego.
Dieser Brand könnte endlich der Anstoß dazu sein, mit mir selbst zu brechen.
Für immer.
Habe so viel Zeit damit verbracht, den prolligen Macho aus mir zu machen, für den mich alle halten -bis ich bemerkte, dass ich das nicht sein will.
Will niemand sein.
Was hält mich noch hier, was hat mich je gehalten?
Nichts.
Schnappe mir den guten Whisky und sperre mich ein. Bleibe hier. Bleibe der Macho, den jeder in mir sieht.
Wozu sollte ich mich bemühen den anderen etwas zu beweisen, wenn ich nicht einmal mir selbst etwas beweisen will?
Irgendwie beruhigend zu wissen, dass gleich alles zu Ende geht. Doch den Whisky, den guten alten Whisky, den nehme ich noch mit.

Wenn ich mir selbst schon ein Ende setze, dann verdammt nochmal mit Geschmack!

Zukunft?

Erst jetzt kann ich mich wirklich dran erinnern.
Das ging alles so schnell und der Schock sitzt einfach zu tief. Die Flammen, der Qualm und der Alarm.

Man steckt all seine Mühen in diesen Job und dann ist alles aufeinmal nur ein Haufen Asche- im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Feuerwehrmänner meinten, dass eine komplette Renovierung nötig ist. Wir sollten uns für die paar Monate wohl lieber einen anderen Job suchen, weil da irgendwas mit der Versicherung nicht stimme.
Hab einpaar bekannte Gesichter gesehen, aber ich weis nicht, ob alle in Sicherheit waren.
Will ich es überhaupt wissen?

Zeit sich anzuziehen. Der Sommer in Australien bei meiner Familie wird mir guttun. Auf der Farm gibt es immer was zu helfen.

Bis hoffentlich bald, mélange.

Lily

Wunder geschehen!?

Ich mache mir zu viele Gedanken.
Um mich – mein Kind – meine (gescheiterte) Ehe..
Doch es kann so schnell gehen.
Dem Leben kann so schnell ein Ende gesetzt werden – und.. und du selbst wirst nicht einmal gefragt!

Heute Nacht.. da brannte das Hotel, in dem wir eine Zeit verweilt sind.
Wir sind unverletzt, aber geschockt.
Wenn man diese lodernden Flammen sieht, dann zieht das Leben ganz schnell an einem vorbei.
Es kommen einem Gedanken in den Sinn, die man sonst immer erfolgreich weggeschoben hat im Alltag.
Wo ich nun bin?
Ich habe meinen Mann angerufen und er war außer sich vor Freude.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir noch einmal über das ein oder andere reden möchten und uns über unsere Zukunft klar werden wollen.
Sollte man so viele Jahre wegschmeißen?
Liebe ich ihn noch? Liebt er mich?
Was wird aus unserer Tochter?

Fragen – Fragen – Fragen.. Die Zeit wird Antworten geben.

Macht es gut!

Marie

schon so spät…
Ich sitze hier immernoch im Krankenhaus bei Yeliz.
Zum Glück hat sie sich durch den Brand im Hotel nur eine leichte Rauchvergiftung zugezogen!
In ein paar Tagen ist sie wieder fit.
Ich hoffe es !
Ich weiß, ich dürfte garnicht mehr hier sein..
Aber es hat noch keiner bemerkt.
Ich weiß noch nicht so recht wohin mit mir..
Solange sitze ich hier bei ihr.
Ich lese ihr aus meinem Buch vor, welches ich bei mir trug, als der Brand ausgelöst wurde.
Es ist von Marc Augé und heißt: Tagebuch eines Obdachlosen.
Irgendwie sehe ich mich darin wieder. Vielleicht versteht Yeliz dann, wieso ich so bin und was mir wiederfahren ist bevor ich sie kennen lernte.
Wie sie hierhin gekommen ist?
Yeliz war leider im Hotel. Ich zum Glück gerade auf dem Weg dorthin.
Dann sah ich plötzlich das Hotel in Flammen stehen.
Da war der Rettungswagen und Yeliz. Alles war abgesperrt. Ich konnte nicht zu ihr.
Ich wusste nicht was ich machen sollte.
Dann wurde mir gesagt sie sei hier im Krankenhaus.
Ich bin dann direkt zu ihr und ich bleib hier bei ihr, aufjedenfall.
Wir sind mittlerweile so gute Freunde geworden.
Uns verbindet die Liebe zur Literatur!
Dort fing unsere Freundschaft auch an, als wir uns in der Bibliothek kennen lernten.
Ich glaube, nein ich bin mir sicher! – wir werden diese Liebe zu Büchern immer teilen.

Maurice