Treppentexte II

Maurice hat weitergeschrieben. So richtig schlau werde ich nicht daraus. Wenn mich jemand fragen würde ‚was hat er erlebt‘, ich wüsste nicht, was ich antworten sollte. Obwohl wir reden. Er schreibt:

„Ich habe Menschen geliebt, ich habe sie verloren. Ich bin darüber wahnsinnig geworden, denn das ist die Hölle. Aber mein Wahnsinn blieb ohne Zeugen, meine Verstörtheit kam nicht zum Vorschein, nur mein Innerstes war wahnsinnig. Manchmal wurde ich wütend. Man sagte zu mir: Warum sind sie so ruhig? Dabei brannte ich am ganzen Körper. Nachts strich ich heulend durch die Straßen, am Tag arbeitete ich friedlich.“

Und ich lese.

Yeliz

schreiben

Yeliz hat gesagt, ich soll aufschreiben, was ich ihr erzählt habe. Sie ist mir sympathisch, ich mache es:

„Ich bin umhergeirrt, bin von Ort zu Ort gegangen. In Zeiten der Ruhe hielt ich mich in einem einzigen Zimmer auf. Ich war arm, dann reicher, dann wieder ärmer als viele. Als Kind hatte ich heftige Leidenschaften, und alles, was ich begehrte, erhielt ich. Meine Kindheit ist verschwunden, meine Jugend dahingegangen. Was liegt daran! Ich bin glücklich über das, was war, was ist, gefällt mir, was kommt, kommt mir recht.“

Maurice

ohne

geht es auch, wenn ich einfach nicht mehr nach dem Zimmer frage? ich schlafe in der Bibliothek, dusche in der Sauna, frühstücke mit den anderen neben der Bar, tagsüber bin ich meistens draußen, gerne am Fluss, es fällt kaum auf, ich lese viel, trage meine Tasche hin und her, meistens sehe ich sicher so aus, als ginge ich irgendwohin, jetzt in die Bibliothek, das Mädchen ist nicht noch mal her gekommen, sie schreibt zwar, aber sie liest nicht, das Wort ‚Einsamkeit‘ und das Wort ‚uns‘ gibt es nicht in einem Satz, aber vielleicht bin ich ungerecht, ich bin raus aus der Gemeinschaft der Arbeit, war nie in der des Berufs

Maurice

lesen

Mit Yeliz in der Bibliothek, sie ist kurz raus, holt was zu trinken, sie weiss auch nicht, wo die sieben ist, ehrlich gesagt, bin ich ganz froh darüber, ich lese weiter: Es scheint, dass wir etwas über die Kunst lernen, wenn wir erfahren, was das Wort „Einsamkeit“ bezeichnen möchte. Diese Wort wurde vielfach missbräuchlich verwendet. Doch, „einsam sein“, was bedeutet das? Wann ist man einsam? Sich diese Frage zu stellen, soll uns nicht nur zu pathetischen Meinungen führen. Die Einsamkeit auf der Ebene der Welt ist eine Wunde, zu der hier nichts weiter auszuführen ist.

Maurice