Enfin, J’ai réussit! Ich studiere Menschlichkeit!

2011
09.21

Innenhof der Phil.Fak.

Noch eine Unterschrift und dann ist alles im Karton! Und das hab ich mir wirklich verdient, find ich, denn der Weg dahin war… umwegig! Nach dem ganzen Gewühle im Internet (siehe letzter Blogeintrag) musste ich erstmal meine Koordinatorin finden. Das International Office-Sekretariat schickte mich zum Erasmus-Incoming-Schalter, die (ins andere Gebäude) in die Philosophische Fakultät, da wurde ich an einem Infostand weiter ins Fakultätssekretariat verwiesen, dort war mir zu ´ne lange Schlange für die Frage nach einem Büro. Verzweifelt habe ich aufgegeben um 5 min später feszustellen, dass ich das Problem ja nur verschieben und nicht umgehen kann. Also wieder zurück aus der Verzweiflung an den Empfangsschalter der Philfak (wäre ich da mal sofort hingegangen!), und prompt wurde ich einmit einer Raumnummer konfrontiert (mein erster Gedanke: es gibt sie doch, meine Koordinatorin!!). So glücklich über dieses Ergebnis, so wenig hab ich auch die Raumnummer verstanden, war auch viel zu baff. Ihr kennt das doch sicher auch von Fremdsprachen. Zahlen über elf gehen meistens nicht klar, wenn es drauf ankommt. In den entscheidenden Situationen (Laut vorlesen im Schulunterricht, verstehen an der Supermarktkasse) schiebt sich ein grauer Schatten über alles und alles ist nur noch ZAHL ZAHL ZAHL und man weiß manchmal sogar nicht mehr, was zwanzig heißt (am schlimmsten: Jahreszahlen!). Dann hilft nur noch im Kopf heimlich eins, zwei, drei, vier…. zählen, ab einer gewissen Höhe dauert das allerdings zu lang.

(Mittlerweile bin ich normalen Situationen schon fähig eine Zahl zu verstehen: Gestern war ich so gut drauf und entspannt, als ich die Kalendrina im Copyshop ausgedruckt habe, dass ich auf Anhieb den Preis verstanden habe, und dann natürlich angeberisch auf den Cent genau passend gezahlt habe ;))
Aber zurück zum 14km Lauf meiner Einschreibung: ich war NICHT gut drauf, angespannt und habe natürlich null Zahl verstanden. Von der Gestik her muss es auf dem gleichen Stockwerk sein, hab ich mir gedacht, „Treppe hoch“ versteh ich ja auf Spanisch. Zum Glück hat die Frau nochwas von „neben so einem Aufstellerschild“ gesagt und wie in einem Wunder hab ich das Büro gefunden. Nach längerem Warten hab ich dann fast ’ne halbe Stunde mit der Koordinatorin, den Asignatura-Zahlen und Modulplänen verbracht, alles in eine Tabelle eingetragen, Unterschrift eingesackt und ab zum Sekretariat. Nach 10minütiger Bearbeitung meiner Zettel (der Typ muss alle Kurs-Codes per Hand in den PC eintippen), gab es einen technischen Fehler, ich sollte morgen wiederkommen. Und den Zettel nochmal neu ausfüllen, die Begründung verschluckte der Mann und wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist sie bescheuert: ich hab eine Zeile unordentlich durchgekrikkelt. Werden Sie jetzt etwa knibbelig, hier, oder was? Neu ausfüllen heißt nochmal zur Koordinatorin, aber die ist zum Glück entspannt und das entspannt die Lage.
Mittags war im Sekretariat immer noch dieser ominöse technische Fehler. Und am Tag darauf auch. Und nach dem vierten Anlauf hat es geklappt, ich bin tatsächlich im System!! Jetzt fehlt nur noch eine Unterschrift und ich kann alles nach Düsseldorf schicken.
Und ab Montag guck´ ich mir die ersten Kurse an, und schaue, wie viel ich verstehe und was mich von dem, was ich verstehe, interessiert. Und dann muss ich ziemlich viel aussortieren, denn bisher interessiert mich viel zu viel (obwohl ich nur innerhalb der Phil-Fak Kurse belegen zu darf) und ich habe tausende Wochenstunden, die ich gar nicht schaffen kann. Ich hab eine Mischung (also Version C) aus alles philosopischen Studiengängen ausgesucht: aus den Bereichen Geschichte, Philologie, Angewandte Sprachwissenschaften, Spanisch und einem Fach was etwas undefiniert „humanidades“ (n etwa: Humanwissenschaften) heißt (das Wörterbuch sagt, „humanidad“ hieße aber auch Menschlichkeit. Und das sollte man beim Studieren nicht vergessen!)
Mittlerweile bin ich ganz optimistisch (was bleibt mir auch übrig?), dass ich in den Kursen einigermaßen grob verstehen kann, worum es geht, ich glaube, das läuft schon. Seit ich mich traue, einfach viel zu reden und Fehler zu machen, bekomme ich sogar Komplimente, dass ich so gut spreche (aber nur von den Französinnen, weil die denken, nur wenn man das R rollt, hätte man ’ne gute Ausprache). Aber wenn ich ernsthaft drüber nachdenke: Ich kann einigermaßen ausdrücken, was ich will und einigermaßen verstehen, was die Leute von mir wollen und das ist nach zwei Wochen sehr viel wert, auch wenn ich gerne sehr viel mehr können würde – aber die Vokabeln und die Grammatik kommen schon.
Ahghrh und ich vermisse schon Französisch, ernsthaft! Manchmal bin ich ganz froh, mit den Französinnen ein, zwei Sätze zu tauschen, obwohl sich dann manchmal aus Versehen alles vermischt („Toi, tu sais dónde están les autres?“) Ich hab so Sorge mein Französisch zu verlieren!
Meine Leute von zu Hause (das seid übrigens ihr!) vermisse ich auch. Ich bin jetzt über zwei Wochen hier und würde gern Cádiz mit den Leuten teilen, mit denen ich auch sonst so gern zusammen bin. Aber ich wusste das vorher und bin trotzdem ins Flugzeug gestiegen, also muss ich da jetzt wohl durch.

PS. Patrick, Thea: ich habe den Slogan „Ven a Cádiz-neyland“ in meinem Sprachkurs in einer Gruppenarbeit eingebracht und niemand war so begeistert wie ich! 🙁
PPS. Übrigens: man muss nicht unbedingt nach Schwerte fahren, um jemanden aus Schwerte zu teffen. Passiert auch schonmal in der Warteschlange des Sekretariats der Philosophischen Fakultät.

 

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2 Responses to “Enfin, J’ai réussit! Ich studiere Menschlichkeit!”

  1. Theresa sagt:

    Ist das ne Uni oder ein Hotel?? Ich will auch Palmen vor unserer Phil-Fak!

  2. Felix sagt:

    Ich auch! Dafür ist mir gerade unser Ruben über den Weg gelaufen und der ist besser als ne Palme :) Gruß aus Poznan!

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