Braun, unpolitisch betrachtet

2011
10.17

Es ist Oktober (Blitzmerker!), die Sonne scheint, und ich werde gut für den vergessenen deutschen Sommer entschädigt. Irgendjemand behauptet, es sei seit gestern frischer geworden. Korrekt, es ist jetzt statt 30°C nur noch 25°C und ich muss zum Feiern ein Jäckchen für den Rückweg mitnehmen und nachts das Fenster zumachen. Oh! Was eine Einschränkung meiner Sommergefühle! Bei Skype muss ich meine mich bald besuchenden Familienmitglieder an Badesachen und Sonnenbrille erinnern, weil sie denken, ich simuliere und ziehe mir extra zum Skypen Strandsachen an. Gerade fällt mir noch nicht mal spontan ein, welchen Pulli ich überhaupt dabei habe. Und ihr könnt es Euch beinahe denken: das Thema braun werden ist noch nicht abgehakt, nein nein, ich muss mich den Konversationen noch stellen!

Couchsurfer 2 und 3 von 4 haben mich gefragt, ob man sich mit Sonnenbrand wohl noch sonnen kann. Sie würden ja schon gern noch etwas brauner werden, bevor sie wieder nach Deutschland fliegen. Da ist mir wieder eingefallen, warum ich nicht so gerne über braun sein rede und warum meine Mama mir beigebracht hat, sich wie die Einheimischen nicht in der Mittagshitze an den Strand zu legen. Schade, dass die Mädels kein Spanisch konnten. Was das verändert hätte?

Laut leo.org gibt es im Spanischen drei Begriffe für den Vorgang „braun werden“. Im deutschen unromantisch direkt ausgedrückt (das spanische, sachliche Pendant dazu ist „ponerse moreno“), gibt es im Spanischen ein Wort, dass wie „im Toaster liegen“ klingt: „tostarse“ (etwas zu ergebnisorientiert, wenn ihr mich fragt) und einen Begriff, der danach klingt, als wäre es rein zufällig und nebenbei passiert und nur ein bisschen beabsichtigt: broncearse. Wie schön, oder? Klingt wie: Jemand schenkt mir ein Bad in bronzefarbenen Sonnenstrahlen.

Auf Spanisch könnt ihr mich demnächst also gern auf Bräunungsgrade ansprechen.

Neue Entdeckung in Sachen Bräunungsgrade: In unserer WG sind auffällig vorzeigbar alle Bronze-Grade vertreten. Mal wieder spooky (oder schlicht selektive Wahrnehmung, darin bin ich gut). Angefangen von hell nach dunkel. Oder besser gesagt von weiß nach schwarz, ALLES vertreten.

Kein Schwarzweißbild wäre beeindruckender.

  • Camille: zart joghurtfarbene Beinchen, ein paar Sommersprossen im Gesicht
  • Als nächstes ich: Hellhaut, aber im Gegensatz zu Camille sieht man, dass ich am Strand Bikini trage
  • Fran’, der neu eingezogene Spanier, hat einen etwas dunkleren Teint (dieses Wort ist zum Schreiben und nicht zum Ausprechen gedacht)
  • Next: Oscar, als Argentinier noch eine Mini-Nuance gebräunter
  • nächste In der Bronze-Leiter: Tatiana, stammt von der französischen Übersee-Département- Insel Réunion, weit unterhalb des Äquators, hat Afrohaare und Cappuchino-Haut
  • und Santa: Espresso-Schwarz. Er behauptet, er würde in der Sonne noch dunkler, aber das GEHT NICHT. Es soll wohl noch schwärzere Menschen geben als Santa. Wer mir einen vorstellt, kriegt ´n Kaffee von mir. Ohne Milchschaum.

    Ihr seht es selbst. Ich denke mir das mit der Farbpalett tatsächlich nicht aus. Ich finde wir taugen für ein Foto im politisch korrekten Spanisch-Lehrbuch.

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3 Responses to “Braun, unpolitisch betrachtet”

  1. Simone sagt:

    Das Vierer-Foto ist wirklich wie gemacht für eine Broschüre zur Aufklärung über Nutzen und Gefahren des Sonnenbadens.Perfekt!

    • Merle sagt:

      Ich dachte eher an die Aufklärung, dass Hautfarbe egal ist, und alle Menschen glücklich in einer Farbpalette zusammenleben können. Aber viel besser, dass Simone ihren Schülern beibringen will, dass Santa zu lange in der Sonne lag und Camille ganz brav war. Sie hat übrigens recht: Santa benutzt nie Sonnencreme.

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