¡Granatapfel olé!

2011
12.10

Dale limosna, mujer, que no hay en la vida nada, como la pena de ser ciego en Granada.
Francisco Alarcón de Icaza

(Gib‘ ihm ein Almosen, Frau, denn es gibt im Leben kein schlimmeres Unglück, als blind zu sein in Granada.)

So fängt jeder Reiseführer über Granada an. Aber keine Angst, hier hören die Parallelen zum Reiseführer schon auf, ihr bekommt keine Detailreportage, meine Beschreibungen könnten ins Endlose abdriften.

Mirad: Palmen und rotverfärbtes Laub in the same photo

Kurz: Ihr werdet es nicht anders erwartet haben, aber natürlich ist Granada großartig. Zuerst war ich verwirrt, weil die ganze Stadt so nach Heimat gerochen hat: Es ist Winter, das Laub hat sich rotgolden verfärbt und rund um die Stadt sind die Berge in der Sierra Nevada blitzend mit Schnee bedeckt. Wie schön! Dann habe ich wieder die Palmen zwischen den Laubbäumen gesehen und war wieder irritiert – achja, Spanien. Und die Alhambra ist plötzlich Orient-Königs-Prinzessinnen-Ritterland. Wow!

 

 

Alhambra, entdeckt vom Mirador San Nicolás

Das ganze Gelände und besonders die Nasridenpaläste sind wunder-wunderschön – günstigerweise war das Herzstück des Palasts, der Löwenhof, gerade under construction, aber dann muss ich wohl einfach nochmal wiederkommen. Und was ist das für ein Statement, dass ich trotzdem hellauf begeistert bin, obwohl ich „das Beste“ nicht gesehen habe…. in welchem anderen Gebäude ist sowas möglich?

Anne Heifisch hatte mir die Alhambra als das „vielleicht schönste Bauwerk der Welt“ angekündigt, und ich hatte schon Sorge, dass ich mit zu hohen Erwartungen angereist bin. Aber einmal in den Gärten des Generalife angekommen, wäre ich auch dageblieben, wenn mir jemand 290 Euro für eine Hotelübernachtung im Alhambrahotel geschenkt hätte.

...den Schnee auf den Bergen kann man hier leider nur erahnen

Wusstet ihr, dass Irving Washington eine Zeit lang in der Alhambra gelebt hat und er sie mit seinen Erzählungen ein Stück weit vor der Zerstörung gerettet hat, weil er die Bedeutung der Alhambra mit seinen Texten unterstrichen hat? Wort hat also doch manchmal Gewicht. Danke, Irving! Du hast die ganzen Steinstatuen verdient.

Franzi (München), Margo (Chicago/Stuttgart), Kathi (Stuttgart/Córdoba), Carlo (Napoli/Córdoba)

Ich habe die Hälfte der Reise mit einer deutsch-amerikanisch-italienischen Freundesgruppe aus Córdoba gemacht, den Rest alleine. War zuerst merkwürdig, aber dann habe ich gemerkt, dass es auch praktisch sein kann, wenn niemand fragt, warum ich so langsam gehe oder ob ich nicht auch schon längst Hunger habe. So bin ich einen Nachmittag einfach mal den Schneegipfeln in weiter Ferne entgegen gelaufen, immer „Berg hoch“, bis die Karte zu Ende war. Ich habe einen Granadino im Olivenhain getroffen, der mir unaufgefordert einen kurzen Abriss seiner Lebensgeschichte erzählt hat, habe dann einen super Aussichtspunkt auf die Alhambra gefunden

K

Kathi aus Córdoba/München in einer der vielen Hängematten im Hippie-Hostel

… und plötzlich kam ich wieder an einer Stelle raus, die ich kannte und habe eine Frau aus Kolumbien wiedergetroffen, mit der ich die nächste Station gemacht habe. Gelernt: Wenn man nicht wartet, dann kommt schon irgendwas, oder mindestens irgendwer. Ich hatte Glück, dass ich einerseits bei Anna in der WG gewohnt habe, und andererseits ein paar Hostelkonktakte von meinen deutschen Freundinnen aus Córdoba mit abbekommen hatte. In Sachen Kontakte ist nämlich Hostel der beste Ort, sofern es so ein Happy-Hippie-Place ist wie das Hostel in Granada, wo meine Freunde waren – da wäre ich sofort eingezogen: Hängematten, Sofas, überall aufgeschlossene Menschen, die kochen, rauchen, Kaffee trinken.

2 Euro und ich bin dabei.

Achja, und neben den süßen Hang-Dörfern,

Nur einer von vielen Blicken vom Maurenviertel "Albaícin" ins Tal, hier auf einen Teil der Kathedrahle

Churros, der pompöse-beeindruckenden Kathedrahle, kostenlosen Tapas zum Bier, den süßen Lädchen, atemberaubenden Ausblicken und Naturwundern habe ich noch einen Vorteil von Granada nutzen können:

350 Kilometer weg vom Insel-zuHause sieht alles, auch Uni, irgendwie gelassener aus. Die Granatapfelstadt hat meinen Fokus geschärft. Gracias, Granada.

Granada bedeutet Granatapfel - nicht, wie man meinen könnte "Großes-Nichts"

Blick hinunter auf Granada von der Alhambra

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oben in den verschachtelten Hanghäusern und Kellern und überall an den Mauern sind Graffitis, teilweise wirklich cool, hier am Sacromonte

 

 

 

 

 

Und was ich noch alles erlebt habe, könnt ihr entweder mit Codewort in meinem Tagebuch abfragen oder Euch auf ein Date mit mir verabreden. Ich bin in 10 Tagen wieder in Düsseldorf… krass irgendwie.

Bis bald, ihr Lieben!

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2 Responses to “¡Granatapfel olé!”

  1. Thea sagt:

    In 10 tagen schon???!!! Wooow! Man man man, 2011 ist allen Ernstes an mir vorbeigeflogen. Ist eigentlich meine Karte angekommen? Und: Wunderwunderzundertolle Fotos, Merle.Ich versuche einen poetischen Anlauf: entrückend schön :) Freu mich auf dich und ess ein bisschen Appikuchen für dich mit. Wenn du kommst und mich nett umarmst, back ich dir einen eigenen (Mit Spekulatiusboden-ganz großesKino im Mund!!!)

  2. LisiBisi sagt:

    Hey, das hört sich super an - ich freu mich auf dich in 8 Tagen ;) (achnee, +2 wegen mir : //)

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