Alles rast an mir vorbei. Das Koffer packen und die Verabschiedung aus Cádiz könnte einen eigenen Blog füllen, die Abschiedsparty (zu der mich zum Glück Sam überredet hat, ich finde Abschied doof) war superschön: die ganze Nacht Karaoke, unheimlich viele Menschen, die alle nur wegen mir gekommen sind, mir Drinks und Karaoke-Lieder gewidmet haben und mich zum richtig Feiern überredet haben, obwohl ich am nächsten Morgen um 7 Uhr aufstehen musste, um mit Sam nach Madrid zu fahren. Das Aufstehen war das schlimmste Aufstehen der Welt, gebe ich hiermit offiziell zu. Vor allem weil niemand außer Sam in der WG wach war und ich einfach gehen musste. Und dann hätten wir beinahe den Schnellzug nach Madrid verpasst…
Und dazwischen, das größte Kultur-Highlight in Cádiz, der heißersehnte Karneval, der so besonders ist, dass ich froh bin, ein wenigstens ein bisschen dabei gewesen zu sein. Überall in den Straßen singen Riesenflamenco-Chöre (bis zu 40 Leute) Karnevalsflamencolieder und sie können wirklich wirklich singen. Sie fahren mit riesigen Anhängern, die von Traktoren gezogen werden durch die überfüllte Altstadt, durch die Massen an Menschen, alle verkleidet, meist in Gruppen zu lustigen Themen. In der Neustadt startet der prachtvollste Karnevalsumzug, den ich je gesehen habe, Monster, Prinzessinnen und Tänzerinnen schmeißen von Riesenwagen – nein, keine Kamelle und Strüssje (obwohl ich die laut gefordert habe), sondern Luftschlangen. Die Wagen sind auch nicht witzig-politisch wie erwartet, sondern strotzen vor Energie, Pracht und Eleganz, fast wie man sich Karneval in Rio vorstellt. Und hier soll noch mal jemand Krise sagen, typisch Spanier.
Nachts muss man mitfeiern, an schlafen ist nicht zu denken, die Party fängt an jeder Haustür an und zwar schon morgens. Überall Bier, chupitos, Pipi, Touristen, die lustigsten Verkleidungen und viel viel viel viel viel zu viele Leute am gleichen Ort. Ich habe es durchgehalten und bin jeden Tag, als was anderes gegangen. Meine Verkleidungen waren nicht besonders einfallsreich, dafür habe ich alle Farben aus meinem Schminkkasten benutzt und auch alle anderen überredet, wenigstens sich von mir schminken zu lassen, yeah!
Und wie das auch immer so ist, ich war sechs Monate in Cádiz, und habe mir eine der größten Touristenattraktionen, die Kamera Obscura im Torre Tavira, für den allerletzen Tag aufgehoben, die letzte Session hat uns gerade noch reingelassen. Wie das halt so ist, wenn man theoretisch jeden Tag dafür Zeit hätte.
Mama, die Ketchupflasche, die ich mir im September gekauft habe, ist pünktlich einen Tag vor Abreise leer geworden. Nur EINE kleine Ketchup-Flasche im Halbjahr klingt fast so, als hätte deine Erziehung selbst gegen Erasmus keine Chance.
-
- Die Sänger der Flamenco-Chöre auf Traktoranhängern sind alle nicht nur Sänger, sondern auch witzige Schauspieler
-
- Warten am Meer auf den Neustadt-Karnevals-Umzug
-
- Nur um mal einen Eindruck zu geben.
-
- die breitesten Luftschlangen, in einer Menge die einen einwickelt, wenn man nicht aufpasst
-
- Sänger in der Altstadt, soweit das Auge reicht.
Eine Mini-Fotoauswahl, nur ein Eindruck. Diashow dann demnächst in Düsseldorf!
Das wurde ja höchste Zeit, mal was über den Karneval ,den lange angekündigten, zu hören!!!Der Kulturaustausch Rheinland-Cadiz wurde bisher ja völlig vernachlässigt! Bin auf Info-Nachschub nach Rückkehr gespannt!