Zusammenfassung von Madrid in einem Satz: Sam hat die Tapas-Fast-Food-Kette „Cien Montaditos“ herzlichst in Herz geschlossen, während die Sonne ihr
Bestes gegeben hat und Anna, ihr Rollstuhl und ich mit dem Metrosystem gekämpft haben.
Aber (fast) kein Problem, denn wir hatten ja (meistens) keine Eile. Im Reiseführer haben wir ein Kapitel über „Slow Travel“ gelesen, womit es nun offiziell einen Namen dafür gibt, wenn man keine Lust auf Sight Seeing hat – und lieber stundenlang (vergeblich) herzgeduldig, spanisch-gelassen und positiv gestimmt Rolltreppen und Aufzüge sucht.
Knallheißer Sonnenschein ist gut für Slow-Traveller!
Selbst in Madrid – wir konnten es selbst kaum fassen – waren es über 20 Grad. Wir haben viel Park und Sonne genossen, den Riesen(floh)markt abgegrast (eher ich, Sam war erschrocken von so vielen Menschen an einem Ort, die alle bummeln wollten), ein bisschen was vom Madrid-Erasmus-Feeling abbekommen (Sams Freund Simon war unser Guide), und sogar trotz Slow-Travel Madrid besichtigt, ein bisschen Prado inkl. Meninas angeguckt – und eben was uns der „Fast Travel“-Teil im Reiseführer sonst noch so empfohlen hat. Auf der „Gran Vía“, der Hauptstraße von Madrid kommt übrigens so richtig der kosmopolitische Hauptstadtcharakter raus, ich fühlte mich nach New York zurückversetzt – nicht übertrieben.
Und trotzdem gibt es noch charmvolle Ecken, nicht nur weltoffenen
Großstadtlärm. Um auf das Plateau zu kommen, wo man laut insider-Wissen den besten Sonnenuntergang (mit Gitarrenbegleitung) von Madrid sehen kann, haben wir all unsere Kräfte geschürt, ich habe Anna, Sam den Rollstuhl getragen, um kurz darauf 200m weiter die Rampe zu entdecken. Der Test für den Ernstfall.
Ein anderer, wirklicher Ernstfall: Der Kaffee in Madrid kann gar nichts, ich habe ihm sicher 54 Chancen gegeben.
Noch eine Erkenntnis: Spanisch und Französisch gemischt in ein und demselben Satz funktioniert wunderbar und klingt auch noch gut. Ouais, verdad! Ich habe auch wieder ein bisschen Französisch geübt – Satz bilden klappt wieder einigermaßen – und ganz unüblich haben wir auch mal versucht, jeder seine eigene Sprache zu sprechen, als deutsch vs. französisch – was einfacher klingt, als es ist, weil man immer wieder in die Sprache seines Gegenübers verfällt. Das Schöne ist, dass man irgendwann einfach die Sprache spricht, die gerade passt, und nicht ganz bewusst die, die man am schlechtesten kann, weil man irgendwas gerade üben will.