Datenbanken und Bibliotheken

Session 12 war eine der letzten beiden Sessions der DGI 2012 in Düsseldorf.
Es wurden drei Vorträge zum Thema Datenbanken und Bibliotheken präsentiert.

Den ersten Vortrag hielt Rudolf Mumenthaler von der Bibliothek der ETH Zürich. Es wurde darüber berichtet, wie die ETH-Bibliothek verschiedene Arten von Social Media einsetzt.

Ziele und Hoffnungen der Bibliothek waren direkte Ansprache der Kunden, Feedback und Interaktion mit den Kunden zu ermöglichen und – nicht zuletzt – auch das hartnäckige Vorurteil der verstaubten Bibliothek vergessen zu machen.

Die ersten sozialen Medien, die die ETH-Bibliothek eingesetzt hat, waren zwei unterschiedliche Blogs.
Das eine ist eine interaktive Sammlungsbeschreibung, wo jede Woche ein Beitrag über ein Dokument der Spezialsammlungen veröffentlicht wird. Das andere ein Beitrag zur Diskussion aktueller Entwicklungen in den Bereichen Informationstechnologie und Bibliotheken.

Facebook war das nächste Medium, was dazu kam.
Das Ziel der Einrichtung einer Facebook-Seite für die ETH-Bibliothek bestand darin, eine neue Plattform und neue Kommunikationswege vor allem den Studierenden der ETH Zürich anzubieten.
Die Erfahrungen mit der Facebook-Seite waren durchaus positiv: Sehr beliebt ist die Funktion „Gefällt mir“, womit man sich als „Fan“ einer Seite oder der dahinter stehenden Institution „outet“. Intensiv wird die Möglichkeit genutzt, Mitteilungen ohne Kommentar mit dem Button „Gefällt mir“ weiter zu empfehlen. Es gibt sehr wenige Kommentare über diesen Kanal
Was man festgestellt hat, war dass die Studierenden nicht so aktiv waren wie gehofft.

Als zusätzlicher Kommunikationskanal der ETH-Bibliothek wurde ein Twitter-Konto eingerichtet. Auf Twitter werden alle News und alle Blogbeiträge der ETH-Bibliothek veröffentlicht, auch die Stellenausschreibungen. Die entsprechenden RSS-Feeds werden über das Tool Twitterfeed eingebunden. Twitter spielt auch eine Rolle in der Notfallkommunikation. Die meisten Follower stammen eher aus dem Umfeld der Bibliotheken, die sich über die Aktivitäten der ETH-Bibliothek informieren.

Das jüngste Kind in der Reihe der verwendeten Social Media Dienste ist Google+. Dazu konnte noch nicht so viel berichtet werden. Es werden aber bereits schon Beiträge von Personen in die Kreise gebracht. Es gibt bereits 111 Kreise.

Ebenfalls wird Foursquare verwendet. Foursquare verbindet die Funktionen eines sozialen Netzwerks und ortsbasierter Information mit spielerischen Elementen. Als Nutzer kann man an Orten in der Nähe „einchecken“ und Tipps hinterlassen oder Informationen zum Ort abrufen. Die ETH-Bibliothek hat sog. „venues“, also Orte, für ihre verschiedenen Standorte angelegt und mit den korrekten Angaben zu Adresse und Kontakt versehen. Auch Informationen über abweichende Öffnungszeiten werden hinterlegt. Interessant für Bibliotheken ist ein ortsbasierter Auskunftsdienst, wie z.B. Localmind, den Foursquare bietet.
Die ETH-Bibliothek betreibt ein aktives Social-Media-Monitoring, um reagieren zu können, wenn über die Institution in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Um eingreifen zu können, gibt es eine Social Media Policy.
Die Bibliothek informiert ihre Benutzer darüber, wie sie mit Kommentaren und Feedback umgeht oder welche Beiträge gelöscht werden. Sie enthält auch Richtlinien für ihre Mitarbeitenden im Umgang mit sozialen Medien.

Es ist wichtig, dass die Publikation von Informationen über die verschiedenen Kanäle koordiniert wird.
An der ETH-Bibliothek ist eine Organisationseinheit für die gesamte Kommunikation zuständig. Technisch sind die aktuellen Meldungen über die Homepage mit den sozialen Medien (Facebook und Twitter) automatisch verbunden, so dass sie in der Regel nur einmal eingegeben werden müssen. Leider ist die Synchronisation über kostenlose Dienste nicht immer zuverlässig und muss manchmal wieder mit neuen Tools eingerichtet werden.

Die ETH-Bibliothek hat 2010 eine Benutzerumfrage auf virtuellen Kanälen (Facebook und Twitter) durchgeführt, um ihre Kunden über die Nutzung von sozialen Medien allgemein und die entsprechenden Dienste der ETH-Bibliothek speziell zu befragen. Bei externen Nutzern der ETH-Bibliothek gab es 87%, die das Angebot nicht kannten und dementsprechend es auch nicht nutzten.

Abschließend wurde erläutert, dass soziale Medien beachtet und genutzt werden. Es ist jedoch eine schwierige Aufgabe, die Zielgruppe zu erreichen.

Die Präsentationsfolien finden Sie hier: pdf.

 

Der zweite Vortrag wurde von Miloš Jovanović gehalten. Er befasste sich mit der Erstellung eines Institutionsthesaurus zur Bestimmung der Forschungsorientierung wissenschaftlicher Themen und Technologien.

In dem Vortrag wurden Konzeption, Aufbau und Inhalt eines Institutionsthesaurus vorgestellt, der dieses Problem lösen soll.
Es wurde auf die Methode eingegangen, wie der Thesaurus erstellt und befüllt wird.
In einem Workflow wurde gezeigt, wie das ganze abläuft. D.h. die Einordnung der Institutionen wurde halbautomatisch durchgeführt. Zunächst wurden aus dem Web of Science alle für ein wissenschaftliches oder technologisches Thema relevanten Publikationen heruntergeladen.
Mit den Perl-Skripten „BibAnalyse“ und „DataClean“ wurde das Feld, in welchem die Institutionszugehörigkeit der Autoren dieser Publikationen indexiert ist, analysiert und aufbereitet.
Mit dem Perl-Skript „XCatInst“ werden Daten halbautomatisch Kategorien zugewiesen. Übrige Institutionen werden manuell eingeordnet.
Mit diesen Informationen konnte der Thesaurus erstellt werden. Sobald alle Institutionen eines Themas einer Kategorie zugeordnet sind, wird die Analyse mit „BibAnalyse“ wiederholt. Jetzt kann das Skript die Anzahl der Publikationen pro Kategorie für jedes Jahr ausgeben. Diese Zahlen werden in drei Gruppen eingeteilt:

  • grundlagenorientiert (Universitäten, Nationale Forschungsinstitute, Akademien der Wissenschaften, Forschungszentren, Museen)
  • gemischte Orientierung (Wissenschaftliche Gesellschaften, Sonstige)
  • Anwendungsorientierung (Militärische Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Technische Universitäten, Technische Fachhochschulen, Technische Institute/Institute angewandter Forschung, Medizinische Forschungseinrichtungen (Hospitäler, Krankenhäuser etc.)

Zum Schluss wurden dann drei Anwendungsbeispiele zur Institutionsanalyse anhand der Themen „Stringtheorie“, „Biodiesel“ und „Sphärische Fullerene“ gezeigt.

Die Präsentationsfolien finden Sie hier: pdf.

 

Die Institutionsanalyse kann interessante Aspekte einer Technologie beschreiben. Beim Thema „Sphärische Fullerene“ konnte beobachtet werden, dass der Anteil der Institutionen mit Grundlagenorientierung langsam aber stetig abnimmt. Dies könnte dafür sprechen, dass das Thema nicht nur in der Forschung sondern in der konkreten Produktentwicklung interessant wird. Mit dieser Information können Entscheidungsträger aus Politik, Forschung und Industrie zum Beispiel mögliche Fördergelder oder Investitionen für zukünftige Forschungsprojekte gezielt und auf Basis bibliometrischer Erkenntnisse einsetzen.

Der dritte Vortrag wurde von Philipp Schaer (GESIS) gehalten. Er befasste sich mit anwendungsspezifischen Suchtermvorschlägen und wie diese aus OAI-Metadaten generiert werden können.
Zur Unterstützung soll den Benutzern nicht nur das Wort bei der Suche vervollständigt werden, es sollen weiterhin semantisch relevante Terme vorgeschlagen werden. Mit Hilfe eines solchen Dienstes soll die Retrievalfunktionalität beim Suchprozess unterstützt werden.
Dazu wurden drei Anwendungsfälle vorgestellt:

  • Such-Term-Empfehlung für die manuelle Erweiterung der Suchanfrage,
  • automatische Erweiterung der Suchanfrage und
  • Tag Cloud Generierung,

Bei einer Retrievalvaluation mit ca. 180 Teilnehmern wurden die Suchterm-Empfehlungen getestet. Dabei konnte festgestellt werden, dass es bei den Wissenschaftlern keinen Anstieg der Precision, da diese über das nötige Fachvokabular verfügen. Bei den Studierenden konnte jedoch eine Verbesserung der Precision um 10% festgestellt werden. Es wird angenommen, dass bei den Studierenden das Wissen um das nötige Fachvokabular weniger ausgeprägt ist und daher diese Verbesserung zu Stande kommt.

Die aktuelle Lösung basiert auf kommerzieller Software, daher sind Weitergabe und Anpassung schwierig. Es ist daher das Ziel, eine auf freier Software basierende Lösung zu schaffen, die somit anpasspar und frei verfügbar sein wird.

Im Anschluss wurde der Workflow des Systems an einem Beispiel gezeigt, bei dem semantisch ähnliche Suchterme vorgeschlagen wurden.

Die Präsentationsfolien finden Sie hier: pdf.

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