Eine Welt aus Beton und Öde. Das ist die Klangwelt der frühen Einstürzenden Neubauten

Einstürzende Neubauten: Die Doors in cool

Ich bin leer: Nach mir kommt nichts mehr, leer. Das röhrt Blixa Bargeld von Einstürzende Neubauten gegen Minute 37 im Atomwalzer. Und da ist es doch plötzlich kann kurz, als ob so etwas wie eine Melodie sich aus den Loops avant la lettre schraubt.

Sich selbst mit der Hand zitierend, Worte in Riffs übersetzend, straft Blixa Bargeld seinen Text Lügen: Es schwingt etwas nach, auch dann, als längst alles zu Ende sein sollte.

Was ist es mit den Einstürzenden Neubauten, die so sehr Sprichwort geworden sind, dass sie eigentlich keine Sau mehr kennt. So vom Popularitätsgrad, vom echten her, also dem wirklicher Hörer, würde ich sie so bei And.One verorten. Das ist schon Nische. So wie John Cage Nische ist, auch wenn ihn jeder zu kennen meint.

Eine Band wie ein Verkehrsunfall

Aber es lohnt sich, nochmal ganz an den Anfang zu gehen. Das Moon, 1. April 1980. Ist das das in Wilmersdorf? Keine Ahnung, ich war noch nicht geboren. Und klar, nichts ist langweiliger, als Berlin-Folklore. Aber, die eingeschlossene Stadt, die subventionierte Stadt, die totale Stadt, das hat was. Und das hat vor allem etwas, was sich dieser Musik mitteilt.

Natürlich ist das kein Punk mehr. Oder irgendwie doch. Irgendwie nicht. Das ist weit weg von den Abstürzenden Brieftauben, das ist auch weit weg von Der Plan. Das ist aber nah an den Doors. Nur in cool. Und ohne die Scheiß-Orgel. Und ohne den blöden Jim Morrison. Dafür mit Blixa Bargeld. Na, weiß ich nicht…

Einstürzende Neubauten 1: Eine neue Hoffnung

Einstürzende Neubauten, in ihrem ursprünglichen Line-Up aber: Mit Beate Bartel am Bass und Gudrun Gut am Syntheziser. Das sind vielleicht die besten Einstürzenden Neubauten, die es jemals gab.

Aber ja, was soll gegen „starke Persönlichkeiten“ schon unternommen werden? 1981 war Schluss mit der Geschlechtervermischung. Bartel, Gut und Köster machten ihr vermeintlich weiblicheres Ding. Ob das die richtige Bezeichnung ist, weiß ich nicht, das ist auf jeden Fall die, die Damen bei Teipel verwandten.

Einstürzende Neubauten 2: Das Imperium schlägt zurück

Die Neubauten hingegen entdeckten die Baugeräte für sich und feierten fortan eine verdrogte Virilität, die eine bessere Verfilmung von Trainspotting gewesen wäre als die Verfilmung von Trainspotting eine war. Und dazu gab es sogar noch ein wunderbares Major-Label und Beuys ohne Niederrhein-Kontext. Geil. Isso.

Nach mir kommt nichts mehr. Leer. Das Ende des Atomwalzers. Und alle fünf Gäste klatschen. BB: „Weiter? Aufhörn?“ – „Weiter! Na hör mal!“. Und das ist fast schon so etwas wie Humor. Auch wenn die Einstürzenden Neubauten eher die Humorlosigkeit gepachtet zu haben scheinen. Aber das ist eben Preußen: Nichts dran zu machen und hart am Kitsch.

Einstürzende Neubauten 3: Die Rückkehr des Gleichen 

Die Einstürzenden Neubauten gehören heute zu den Liebhaberstücken. Das hört, wer nicht einfach nur hört. Oder auch, wer hört, damit man hört, dass er hört. 

Sind sie ein Endpunkt oder ein Anfang? Nach mir kommt nix mehr. Leer.

Das könnte eigentlich eine Antwort auf die Frage sein. Doch sie ist es nicht. Die Einstürzenden Neubauten sind zwar eine Band wie ein Verkehrsunfall. Sind es zumindest gewesen. Sie sind aber auch so etwas wie die Grundlage für eine deutsche Ästhetik, die sich zumindest außerhalb Deutschlands einer ungebrochenen Popularität erfreut. Das sagen zumindest einige. Etwa Robert Görl und Gabi Delgado bei Alfred Biolek.

Und die müssen’s ja wissen!


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