Wenn wir über die Zukunft sprechen, haben wir mehrere Möglichkeiten, dies sprachlich auszudrücken. Im Gegenwartsdeutschen haben wir beispielsweise die Wahl zwischen der Konstruktion werden + Infinitiv in (1) und dem futurischen Präsens in (2):
(1) Ich werde ins Kino gehen.
(2) Ich gehe ins Kino.
Sprachhistorisch gesehen ist werden + Infinitiv eine relativ neue Entwicklung, und man geht davon aus, dass sich diese Konstruktion als Futurmarker gegen eine Reihe von „Konkurrenten“ durchgesetzt hat, insbesondere gegen Modalverbkonstruktionen beispielsweise mit sollen und wollen (vgl. z.B. will/shall im Englischen).
Dieses Projekt verfolgt zwei Ziele: Aus historischer Perspektive soll die Konkurrenz zwischen werden + Infinitiv und anderen Konstruktionen genauer untersucht werden, aus gegenwartssprachlicher Perspektive ein genaueres Bild darüber gewonnen werden, welche Faktoren über die Wahl zwischen werden + Infinitiv und futurischem Präsens entscheiden. Dafür stützen wir uns auf große Korpora, also Sammlungen authentischer Sprachdaten, beispielsweise auf das Referenzkorpus Altdeutsch, das Referenzkorpus Mittelhochdeutsch und fürs Gegenwartsdeutsche auf die Ressourcen des DWDS, insbesondere das hochaktuelle Corona-Korpus.