Der ferne Freund in Petersburg in Kafkas Urteil: Wer ist das?. Ein fremder Vollbart versteckt nur schlecht das seit Kindesjahren bekannte Gesicht. Wie sollte man so jemandem helfen? Wer ist der Freund?
Der Freund sei das, was der Vater und Georg gemeinsam hätten. Ja, er sei sogar eher das, was sie gemein hätten, als dass er eine reale Person sei, wie Kafka notiert. Der Freund ist die Projektion, der Sohn nach dem Geschmack des Vaters, die Form, in die an Inhalt gekippt wird, was da ist.
Viel Freund viel Ehr
Der Freund nach Ansicht einer psychoanalytischen Interpration als Geliebter. Sowohl Georgs als des Vaters. Ein Österreichischer Bachelor, der Anzeigen väterlichen Missbrauchs mit theologischer Breitseite nachgeht. Der Freund, dem man die Verlobung nicht anzeigt, aus Pietät.
Ja, der Petersburger Freund ist, was es in den ersten Absätzen von ihm heißt, er ist fremd geworden in der Fremde, diesem einsamen Land, wie Kafka im Tagebuch assoziiert. Der Freund, der Georg angelegentlich ergreift, kurz vor Schluss.
Also, wer ist in Kafkas Urteil der Freund? „Wenn du solche Freunde hast, Georg“. Ja, was sagt das schon? Frieda Brandenfeld ist nicht weniger nichtexistent wie der Freund und verschlimmert das alles nur. Ihre scheinbare Erklärung, wer der Freund sei, gibt keine Antwort auf die Frage: Wer ist der Freund? Sie bleibt offen. Ambiger noch post Friedam.
Und: Wer ist Kafkas Urteil freund?
– Der Freund ist das Problem, das Georg an sich selbst hat. Solange er diesen Freund auf Distanz hat, ihn isoliert, zölibatär und verarmend hat, hilft er ihm. Georgs ganze Existenz, sein geschäftlicher Erfolg, sein Erfolg betreffend des Sex, betreffend Frieda, die gemäß der Ideologie Georgs nur unwesentlich mehr als ein Eigentum ist. Georgs ganze Existenz ist dem Freund begründet, als seine negation.
Wer ist der Freund? Die bestimmende Negation Georgs. Und vielleicht auch: Georgs bestimmende Negation.
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