Über „Klöß“, „Kruserich“ und „es Mädlä mit’n Klädlä“ – Den heimischen Dialekt erforschen, erwandern und dabei Grenzen überschreiten so heißt das von der Bürgeruniversität der Heinrich-Heine-Universität geförderte Projekt von Jasmin Pfeifer und Prof. Ruben van de Vijver.
Das Vorhaben soll in der südthüringischen Stadt Steinach verwirklicht werden. Der Dialekt (von den Steinachern selbst als „Stänichä“ bezeichnet) ist in diesem Ort lebendig, wird im Alltag gesprochen und auch als prägend empfunden. Es gibt Vereine und Initiativen, die sich mit diesem Thema im Ort und der Region befassen und dazu Veranstaltungen wie einen „Mundartabend“ organisieren. Hieran möchte das Projekt anknüpfen und gemeinsam mit BürgerInnen des Ortes den örtlichen Dialekt wissenschaftlich erforschen und den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens dabei durch vielfältige Beteiligungsformen für die Bevölkerung eröffnen. Als Projektabschluss soll ein greifbares – im Wortsinn „erwanderbares“ – Ergebnis in Form eines „Mundartwanderweges“ für die BürgerInnen entstehen. Dieser Wanderweg wird den Ort mit Schautafeln an wichtigen Punkten der Ortsgeschichte und -kultur durch erklärende Texte im Dialekt erschließen.
Im Rahmen des Projektes werden verschiedene Veranstaltungen durchgeführt über die wie unter Veranstaltungen informieren werden.
Über den Stänichä Dialekt
Das Stänichä ist ein lokale Varietät des sog. Itzgründischen. Das Itzgründische generell ist ein unterostfränksicher Dialekt, welcher im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Bayern gesprochen wird. Dieser Sprachraum ist ein sehr interessanter, da er im Norden an den mitteldeutschen thüringischen, im Süden und Osten an den oberostfränksichen und im Westen an den hennebergischen Sprachraum grenzt. Diese Sprachräume stimmen jedoch nicht mit den politischen Grenzen überein und die deutsch-deutsche Grenze verlief mitten durch diesen Sprachraum. Gerade die Dialektgrenze zwischen dem thüringischen und dem unterostfränksicher Dialekt ist eine der prägnantesten in ganz Deutschland (Lösch 1995).
Es soll die regionale Varietät des „Stänichä“ untersucht werden, welche bisher nicht wissenschaftlich dokumentiert ist und besonders interessant ist, da sie direkt an der Sprachgrenze zum Thüringischen und in unmittelbarer Nähe zur Sprachgrenze zum Oberostfränkischen gesprochen wird. Daher lässt sich in dieser Varietät ein starker Einfluss der benachbarten Dialekte verzeichnen. Ein Beispiel dafür ist im Namen dieses Projekts zu finden:
Standarddeutsch: Kloß – Klöße; Itzgründisch: Klueß – Klüeß; Oberfränkisch: Kloß – Klöß; Stänichä: Kloß – Klöß.
Des Weiteren verlief sogar zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Sprachgrenze durch den Ort selbst.
Wissenschaftlich knüpft das Projekt an schon vorliegende Untersuchungen zum Itzgründischen generell an: Eine Dissertation aus dem Jahr 2018 (Sauer 2018) und einen Korpus (Harnisch 2015, 2008) an, vertieft diese jedoch für eine aufgrund ihrer lokalen Besonderheiten wissenschaftlich besonders interessanten örtlichen Sprachvarietät. Das vorliegende Projekt soll auf den erwähnten Untersuchungen aufbauen und sie erweitern. Zum Einen wurde bisher die Sonderstellung des „Stänichä“ aufgrund seiner Nähe zu den Dialektgrenzen unbeachtet gelassen. Zum Anderen fehlt bisher eine vertiefte Erforschung dieser lokalen Varietät, die über eine rein lautliche Analyse hinaus geht und u.a. morpho-phonologische Aspekte, also wie sich die Wortbildung auf die Ausprägung der Laute auswirkt, miteinbezieht.