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Animierte Ferne

Eigentlich wollte ich die Filme sehr strukturiert ansehen. Nach dem gründlichen Studieren des Programms entstand ein ausgeklügelter Plan, in dem jeden Tag etwa fünf Filme angeschaut werden soll und jede Sektion und Filmlänge gleichermaßen vertreten ist.

Wahrscheinlich ist es ein gutes Zeichen, dass es anders kam. Einige Filme fesselten, andere nicht. Einige interessierten, andere langweilten am Ende eher. Einige wurden komplett geguckt, andere nach den ersten 2 Minuten abgebrochen. Meine Erfahrung des Filme Schauens lässt sich am Ende in zwei Hauptgenregruppen aufteilen: Kinderfilme und solche mit einem geografisch möglichst weit entfernten Setting.

Die Kinderfilme des Festivals haben mich begeistert! Dabei auffälligerweise vor allem französischsprachige wie ‚Le Poisson Fidèle‘(eine Immersion in das Spiel dreier Geschwister mit einem Fisch), ‚Mijn Label‘(kurz, aber für jeden identifikatorisch: ein kleiner Junge wird auf dem Schulhof geärgert, weil ein Schild um seine Hals seinen Autismus verrät, die Moral der Geschichte: jeder hat sein Päckchen zu tragen, auch oder vielleicht besonders die fiesen Kinder) ‚Têdart‘ (über Konsequenzen, Eifersucht, Zweifel und das Thema Adoption) und ‚Coer Fondant‘(wahnsinnig schön animierter Film über Zuversicht, Mut, Freundschaft, Selbstlosigkeit und Schokokuchen). Aber auch ‚Der kleine Vogel und die Bienen‘ war herzallerliebst anzusehen.

Allerdings kam die Frage auf, wie schon sehr oft: wieso ist der Anteil der animierten Filme im Kinder- und Jugendgenre so viel höher als bei Filmen für eine ältere Zielgruppe? Möchte man damit die Phantasie anregen und märchenhafte Geschichten erzählen? Mit den heutigen technischen Möglichkeiten sollte das doch auch in Realverfilmungen möglich sein. Ist der Dreh mit Kindern als Protagonisten zu aufwändig? Vielleicht hat einer von Euch eine Antwort?

Zur zweiten Art meiner Lieblingsfilme in Oberhausen zählen ‚Ayana ‘ (die 8Jährige Ayana aus Kyrgyzstan will Wrestelerin werden), und ‚Shepherds‘ (über ein Hirtengefängnis in Lesotho, am Ende zurecht zweifach ausgezeichnet). Nach dem Abweichen des ursprünglichen Plans und der intuitiver werdenden Auswahl habe ich mich zunehmend nach dem abgebildeten Screenshot gerichtet. Interessanterweise wirkte alles besonders sehenswert, was nach warmen südlichen Ländern aussah. Filme sind eine großartige Möglichkeit andere Kulturen zu besuchen ohne sich vom Kinosessel (oder hier vom heimischen Sofa) hochbequemen muss. Aufgrund der coronalen Beschränkungen und vorübergehende Schließung der Grenzen scheint auch bei den größten Stubenfliegen das Fernweh einzusetzen.

Julia 🙂

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Besser etwas als gar nichts

Es ist keine leichte Zeit für Kulturschaffende. Theater und Konzertsäle sind seit Wochen unbesetzt, Festivals abgesagt, Kinos geschlossen, Dreharbeiten für Film und Fernsehen weitgehend unterbrochen. Mancher Künstler muss um seine Existenz bangen und staatliche Hilfe annehmen. Dass die Saison der Filmfeste durch die Corona-Krise verhindert wird, ist schade. Für umso mutiger halte ich die Entscheidung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen die Veranstaltung stattfinden zu lassen – nur eben anders. Denn Not macht bekanntlich erfinderisch und etwas ist besser als gar nichts.

Meine Erfahrung im Besuch von Filmfestivals beschränkt sich auf das mediale Verfolgen der Geschehnisse und Preisträger der großen Feste in Cannes, Berlin und Venedig. Durch ein Praktikum bei der Film- und Medienstiftung NRW konnte ich Einblicke hinter die Kulissen der Filmwelt bekommen, die mich sehr interessiert und zumal auch fasziniert. Besucht habe ich bisher mehrfach das Filmfest Düsseldorf und stets gute Erfahrungen mit Kurzfilmen gemacht. Besonders gefallen mir dabei Genres wie Drama und Coming-of-Age.

In der coronalen Neusituation des Online-Festivals wird viel von dem verloren gehen, was Veranstaltungen wie diese ausmachen: das gemeinsame Erleben, miteinander in Kontakt treten, der Geruch von Popcorn, die Atmosphäre im Kinosaal. Es ist bedauerlich, dass diese Elemente wegfallen, aber ich denke es werden ebenso neue dazu kommen, und man wird als Zuschauer eine neu- und andersartige Erfahrung beim Filme schauen haben, die einem ohne diese Krise verwehrt geblieben wäre.

In der Auseinandersetzung mit der Website und dieser Neuform des Filmfestes mit Interviews als Videos und einem Blog, fällt mir vor allem die mangelnde Übersichtlichkeit und fehlende Suchfunktion auf. Als ordnungsliebender Mensch ein großes Manko, aber sicher auch für alle Chaosliebenden ist es nicht der benutzerfreundlichste Zustand.

Mit dem Blick auf die Kurzfilmtage Oberhausen bin ich vor allem gespannt auf gesellschaftskritische Formate wie die der Rubrik „Was ist los mit diesem Land?“ aber auch das Genre der Dokumentarkurzfilme, die mich sehr interessieren, ich bisher aber nur in längeren Spiellängen sah. Sehr gespannt bin ich außerdem auf die Gespräche mit Organisatoren, Filmschaffenden und Schauspielern und würde gern erfahren wie es für sie ist plötzlich nicht oder sehr arbeiten zu können.

Julia : )