Nachdem nun schon drei Monate vergangen sind und noch zwei Monate vor mir liegen, merke ich, dass diese Stadt mir bisher sehr viel geboten hat, vieles versteckt, mich verärgert und zum lachen gebracht hat und dennoch habe ich immer noch nicht genug davon, sie jeden Tag aufs Neue entdecken zu wollen oder mich einfach von ihr inspirieren zu lassen.
Es ist mittlerweile kein Traum mehr hier zu sein und den Eiffelturm zu betrachten. Es ist vielmehr die süße Wirklichkeit, mit der Linie 86 über den Pont Sully nach St. Germain zu fahren, die in der Sonne glänzenden Dächer und sandfarbigen Häuserfassaden nach dem Regen wahrzunehmen und im Hinterkopf zu wissen, dass ich jetzt in der französischen Hauptstadt lebe.
Die Besuche an der Sorbonne sind relativ kurz und sehr ausgeweitet im Tagesablauf. Das Kunstgeschichtsgebäude befindet sich im sechsten Arrondissement an der Rue d’Assas, die direkt parallel zum riesigen und wunderschönen Jardin du Luxembourg verläuft. Das heißt ich kann meine Freistunden zu jeder Zeit im Stadtzentrum flexibel gestalten.
Besonders das Sechste ist gefüllt mit antiquitären Geschäften, Bücherläden, Kinos und niedlichen Cafés. Das Panthéon ist „nur“ ein paar Schritte von dem Hauptgebäude der Sorbonne IV entfernt, so dass bereits schon die Bibliothèque Sainte Geneviève für einen Einblick einlädt.
Was die Menschen hier betrifft: Ich selbst habe unter anderem wirklich Glück mit meiner Unterkunft und habe einige interessante und herzliche Menschen kennen gelernt. Die sechs Prozent der arroganten und unfreundlichen Pariser, die man als Tourist vielleicht kennt, nimmt man nicht wahr, sondern begegnet auf offene, geduldige und zuvorkommende Mitmenschen.
Obwohl ich mich hier sehr gut eingelebt habe taucht der Heimweh manchmal auch auf: Erstaunlicherweise hatte sich dieser vor Kurzem während eines Spaziergangs durch den Louvre gezeigt, als mir die mittelalterlichen Madonnenbildnisse mit dem Christkind begegneten: Ich musste kurz lächeln und an die Seminarthemen von meiner deutschen Uni denken.
Im Großen und Ganzen ist Paris der zentrale Ort Frankreichs. Das Kunst- und Kulturgeschehen lässt sich nirgendwo besser beobachten und teilhaben. Dabei ist die Stadt kunterbunt. Die Arrondissements sind sehr charakteristisch, so dass schon nach ein paar Metrostationen beim Heraufgehen der Treppen eine ganz andere Welt auftaucht. Dennoch flüstert in diesen „Welten“ immer wieder ein kleines Indiz – sei es die Sprache, eine Parfumwerbung oder wieder die Architektur: Ca c’est Paris.