Es weihnachtet sehr

Denken wir einmal drei Wochen zurück… ich hatte einen ganz normalen Uni-Tag verbracht: Vorlesungen, Mensa, auf dem Campus in der Sonne sitzen, Vorlesung. Abends war es frisch geworden und ich musste eine Jacke anziehen. Auf meinem Nachhauseweg war die Straße heller erleuchtet als sonst, in der Ferne sah ich es wild blitzen.
Moment mal – Schneeflocken und Sterne – das war die erste Weihnachtsdekoration, die mich auf meinem Weg begleitete!!! Ein wenig sonderbar erschien es schon, bei den Temperaturen war ich noch nicht in Weihnachtsstimmung…
Mittlerweile ist es kalt geworden, die Menschen auf den Straßen laufen mit dicker Mütze und Schal durch die Gegend. Ebenfalls hat sich die Weihnachtsdekoration vermehrt. Und mir fällt nur eine Bezeichnung dafür ein:
Kitsch pur.

An jedem Haus, an jedem Baum, über jeder Straße, vor jedem Monument blinkt, flimmert, blitzt und leuchtet es.
Die Via del Corso wird von einem Lichter-Vorhang hell erleuchtet.
Über der Via Merulana, die zu Santa Maria Maggiore führt, regnet es Sternschnuppen.
Vor dem Collosseum steht ein gigantischer Weihnachtsbaum, der von oben bis unten mit Lichtern bedeckt ist.
Selbst die Gelateria von nebenan hat einen funkelnden Weihnachtsbaum aufgestellt.
Auf der Piazza Navona gibt es sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt.
In Weihnachtsstimmung bin ich mittlerweile auch.

Zeit wird es.
In zwei Wochen ist Weihnachten.

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à Paris

Nachdem nun schon drei Monate vergangen sind und noch zwei Monate vor mir liegen, merke ich, dass diese Stadt  mir bisher sehr viel geboten hat, vieles versteckt, mich verärgert und zum lachen gebracht hat und dennoch habe ich immer noch nicht genug davon, sie jeden Tag aufs Neue entdecken zu wollen oder mich einfach von ihr inspirieren zu lassen.

Es ist mittlerweile kein Traum mehr hier zu sein und den Eiffelturm zu betrachten. Es ist vielmehr die süße Wirklichkeit, mit der Linie 86 über den Pont Sully nach St. Germain zu fahren, die in der Sonne glänzenden Dächer und sandfarbigen Häuserfassaden nach dem Regen wahrzunehmen und im Hinterkopf zu wissen, dass ich jetzt in der französischen Hauptstadt lebe.

Die Besuche an der Sorbonne sind relativ kurz und sehr ausgeweitet im Tagesablauf. Das Kunstgeschichtsgebäude befindet sich im sechsten Arrondissement an der  Rue d’Assas, die direkt parallel zum riesigen und wunderschönen Jardin du Luxembourg verläuft. Das heißt ich kann meine Freistunden zu  jeder Zeit im Stadtzentrum flexibel gestalten.

Besonders das Sechste ist gefüllt mit antiquitären Geschäften, Bücherläden, Kinos und niedlichen Cafés. Das Panthéon ist „nur“ ein paar Schritte von dem Hauptgebäude der Sorbonne IV entfernt, so dass bereits schon die Bibliothèque Sainte Geneviève für einen Einblick einlädt.

Was die Menschen hier betrifft: Ich selbst habe unter anderem wirklich Glück mit meiner Unterkunft und habe einige interessante und herzliche Menschen kennen gelernt. Die sechs Prozent der arroganten und unfreundlichen Pariser, die man als Tourist vielleicht kennt, nimmt man nicht wahr, sondern begegnet auf offene, geduldige und zuvorkommende Mitmenschen.

Obwohl ich mich hier sehr gut eingelebt habe taucht der Heimweh manchmal auch auf: Erstaunlicherweise hatte sich dieser  vor Kurzem während eines Spaziergangs durch den Louvre gezeigt, als mir die mittelalterlichen Madonnenbildnisse mit dem Christkind  begegneten: Ich musste kurz lächeln und an die Seminarthemen von meiner deutschen Uni denken.

Im Großen und Ganzen ist Paris  der zentrale Ort Frankreichs. Das Kunst- und Kulturgeschehen lässt sich nirgendwo besser beobachten und teilhaben. Dabei ist die Stadt kunterbunt. Die Arrondissements sind sehr charakteristisch, so dass schon nach ein paar Metrostationen beim Heraufgehen der Treppen eine ganz andere Welt auftaucht. Dennoch flüstert in diesen „Welten“ immer wieder ein kleines Indiz – sei es die Sprache, eine Parfumwerbung oder wieder die Architektur: Ca c’est Paris.