Ich merke, es staut sich ganz schön was an, wenn man die ganze Zeit so im stillen Kämmerlein sitzt und einen Film nach dem anderen sieht.
Am ersten Tag fing ich noch sehr strukturiert an mir Programmreihen nacheinander anzuschauen. Jetzt, wo ständig neue Reihen dazukommen, verliere ich etwas den Überblick und klicke mich irgendwie kreuz und quer durch das Programm. Zwischenzeitlich, meistens in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr gerate ich in leichte Panik, da ich Angst habe, einen Film nicht mehr sehen zu können, den ich vielleicht gern gesehen hätte.
Bei Festivals, die ich bisher besuchte, habe ich mir meistens ein oder zwei Kurzfilmreihen angesehen, aber hauptsächlich Langspielfilme und Dokumentarfilme. Es war immer eine nette Abwechslung, ein buntes Potpurri, bei dem meistens auch was dabei war, was mir gefiel. Jetzt merke ich, dass ich durch die kürzere Dauer der Filme, natürlich viel mehr sehe und viel mehr Input habe.
Hin und wieder habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, mir ein Festival mit einer kleineren Auswahl zu wünschen. Das würde vielleicht den Austausch untereinander leichter machen. Ich finde es eigentlich auch immer ganz spannend mich mit den Entscheidungen der Jurys bei einer solchen Veranstaltung auseinanderzusetzen. Man kann über diese Entscheidungen natürlich besser diskutieren, wenn man das Gefühl hat, einen guten Überblick über die Festivalfilme bekommen zu haben. Ich habe irgendwann aufgegeben, als immer wieder eine neue Kinder-und Jugendreihe mit einer anderen Alterempfehlung erschien (8+, 10+, 12+, 14+… ich stelle mir diese Einteilung irgendwie schwierig vor bei so geringen Alterunterschieden).
Andererseits geht es ja auch nicht wirklich um einen Wettbewerb. Dabei fällt mir gerade auch zum ersten mal auf, dass das Filmfestival „Max Ophüls Preis“ (das ich immer Ophüls-Festival nenne und das ich gut kenne) mit seinem Namen den Aspekts des Wettbewerbs sehr in den Vordergrund stellt. Bei den „Kurzfilmtagen Oberhausen“ habe ich direkt einen anderen Eindruck. Irgendwie erscheinen mir Preise und Wettbewerbe hier irgendwie angenehmerweise hintergründig.
An die Untertitelungen der meisten Filme habe ich mich dann doch wieder schneller gewöhnt als ich dachte. Klar, internationales Festival, verschiedene Sprachen. Da sind Untertitel natürlich notwendig. Aber ich finde es teilweise auch ein wenig schade, dass man sich dabei manchmal nicht mehr richtig auf die Bilder konzentrieren kann. Aber das ist natürlich keine Kritik, sondern irgendwie nur ein Konflikt, den ich öfter mal habe: lieber Originalton oder lieber Konzentration auf die Bildsprache.
Ich habe bisher viele tolle Filme gesehen und viele haben mich auf unterschiedliche Art und Weise abgeholt. Über den so wichtigen Film „Dunkelfeld“ denke ich beispielsweise immer mal wieder nach. Vorallem über die Machart in Verbindung mit dem Thema. Oder die Doku „I signed the petition“, die ein politisches Thema so behandelt hat, dass ich gedanklich total relaten und es auf viele Situationen in meinem Alltag übertragen konnte.
Ich finde es auch immer wieder spannend die Blogeinträge und Impressionen hier zu lesen. In diesen Momenten fühlt man sich tatsächlich nicht mehr ganz so alleine, daheim in seinem stillen Kämmerlein.
4 Antworten auf „Aus der „Echokammer““
Ich habe mir gerade, nachdem ich deinen Beitrag durchgelesen habe, "I signed the petition" angesehen. Und ich bin überrascht, wie es einem tatsächlich gelingt, diverse Problematiken, die im Film angesprochen wurden - wie Sorgen, Hoffnungslosigkeit, Regrets, Unsicherheit, Ungleichheit, Medieneinflüsse, Machtverhältnisse - , auch auf sich und seine eigene kleine Welt zu übertragen. Wirklich interessant, wie im Film verschiedene Filmausschnitte begleitet vom Telefonat der beiden Männer gezeigt wurden. Ich hatte das Gefühl, nochmal in ganz andere Richtungen denken zu können, während ich weiterhin das Gespräch verfolgte.
ja genau, dieses abtrifften und gleichzeitig dabei bleiben fand ich irgendwie auch spannend! :)
Danke für den Hinweis auf I Signed The Petition. Ich mochte auch die Einführung des Dokufest Kurators, obwohl ich es wohl nicht schaffen werde, den Rest seines Programms anzusehen. Zu Dunkelfeld: Das Gedicht, das drin vorkommt, ist ja von Semra Ertan. Das war die Tante von Cana Bilir-Meier, die im German Comp. 3 Programm den ersten Film gemacht hat - da geht es auch um Rassismus. Um den Amoklauf in München, um eine Bombendrohung auf ein Theaterstück, an dem ihre Mutter in den 1980ern mitgemacht hat. Auf Super 8 gedreht und mit Zitaten von Kommentaren zu Childish Gambinos "This is America". Cana hat einen tollen Film über ihre Tante gemacht - damals wurde der auch in Oberhausen gezeigt. Und ist auf Vimeo verfügbar: https://vimeo.com/90241760
Vielen Dank für die beiden Hinweise. Ich bin gerade sehr froh, dass ich so noch den Film "This makes me want to predict the past" sehen konnte!Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich dabei um ein "Youtube-Poem" handelt!Toll gemacht!