Ich muss gestehen, ich bin sehr lange bei den Beiträgen zu den Kinder- und Jugendfilmwettbewerben hängengeblieben. Sie waren das Erste, was mir auf der Seite angezeigt wurde, und nach ein paar Filmen konnte ich mich einfach nicht mehr von ihnen losreißen. Ich finde es unglaublich interessant zu sehen, wie Filmemacher_innen Geschichten erzählen, die spezifisch an Kinder und Jugendliche gerichtet sind. Und in einer Medienwelt, in der wie ich finde Kindern und Jugendlichen regelmäßig zu wenig emotionale Intelligenz und Medienverständnis zugetraut wird, war ich sehr beeindruckt von den verschiedenen Filmbeiträgen. Meine Favoriten für Kinder waren En route (eine niederländische Produktion, in der aus der Perspektive eines jungen Mädchens erzählt wird, die zum ersten Mal versteht wie arm ihre Familie ist), Têtard (ein französischer Animationsfilm, in dem auf schwierige Themen wie Adoption und Eifersucht eingegangen wird) und Baile (eine brasilianische Produktion über ein junges Mädchen und ihre Beziehung zu ihrer Familie und der Außenwelt). Bei den Filmen für Jugendliche stachen für mich vor allem I’m Not Your F***ing Stereotype (ein thailändischer Film, in dem auf sehr medienbewusste Art die Probleme eines muslimischen Mädchens in Bangkok erzählt werden) und Wan Ru Yan Huo (Like Fireworks) (ein taiwanischer Film, der einen intimen Einblick in die Beziehung zweier Schülerinnen bietet).
All diese Filme stellen komplexe und teilweise schwierig zu erklärende Situationen und Probleme dar – Armut, Eifersucht, der Umgang mit kranken Familienmitgliedern, Rassismus und emotionale Verbundenheit. Sie scheuen nicht davor zurück, diese Themen nicht nur Kindern zu zeigen, sondern sie explizit an Kinder zu adressieren. Ich finde, dass die Filmemacher_innen dabei eine wunderbare Leistung vollbracht haben, die genannten Filme (und auch andere) haben beim Anschauen die eine oder andere Träne hervorgelockt und definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich stimme der Idee hinter den Kinder- und Jugendfilmwettbewerben zweifelsohne zu – „Dahinter steckt die Überzeugung, dass Kurzfilme ein hervorragendes Medium sind, um Kinder und Jugendliche an neue und herausfordernde Themen und Ausdrucksformen heranzuführen“ (https://www.kurzfilmtage.de/festival/sektionen/kinder-jugendfilm). Die genannten Filme schaffen es, komplexe Themen auf verständliche, aber nicht zu simplifizierte Art zu erzählen, und ich denke, dass sie ein unglaubliches Potenzial haben, Kinder und Jugendliche dazu anzuregen über diese Phänomene in ihrem eigenen Leben und ihrer Umwelt nachzudenken.
2 Antworten auf „Kinder- und Jugendfilme“
Damit wären wir (mindestens) zwei, die von den Filmen dieser Sektion so angetan waren. :-) Ich kann dir bei allem zustimmen! Und bin tatsächlich traurig, dass ich es nicht mehr geschafft hatte, deine Favoriten, die auch schon vorher von anderen erwähnt wurden, zu sehen.
Hey Henning, Ist ja lustig. Ich hab auch fast nur Kinderfilme gesehen, weil ich die so toll fand! Zum Glück konnte ich zumindest noch 'Têtard' ansehen. Vielen Dank für den Tipp, ich fand ihn super. Und mit Blick in die Pressemitteilung zu den Wettbewerbssiegern: er ist dabei :) https://www.kurzfilmtage.de/presse/pressemitteilungen/aktuell/preistraeger2020/