LA TRADUZIONE DEI REALIA: FANTASIA O VERITÀ?

„Um Goethe übersetzen zu können, braucht man einen Einblick in die Geschichte“

Es ist 12:30 Uhr und die Workshopteilnehmerinnen sind bereits im vorgesehenen Raum eingetroffen, um sich den Vortrag von Frau Laura Balbiani von der Università della Valle d’Aosta anzuhören. Das Thema lautet: “la traduzione dei realia: fantasia o verità?“, es geht also um die Übersetzung von Realien. Der Workshop aus dem Bereich „Literarische Übersetzung“ ist bereits der zweite dieser Art (Bericht: https://blogs.phil.hhu.de/italblog/2018/07/22/workshop-literarisches-uebersetzen/).

Auf den Tischen liegen bereits die im Vorfeld selbst angefertigten Übersetzungen aus Goethes autobiographischem Text: „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“. Nach einer kurzen Einweisung in den Tagesablauf beginnt die Gastdozentin mit einer allgemeinen Einführung zum Thema Realien und erzählt anschließend einige biographische Ereignisse aus Goethes Leben, die relevant für die Übersetzung sind. „Goethe war kein besonders guter Schüler und auch kein guter Student.“ Das erheitert die Stimmung und motiviert die Teilnehmerinnen, denn alle wissen, was für ein Meisterliterat er doch geworden ist.

Nun sind die Studentinnen an der Reihe, zusammen mit der Gastdozentin ihre Übersetzungen zu diskutieren. Dabei stellt sich schnell die Problematik der Realien heraus. Wörter wie „Geräms“ und „Topfbrett“ sind bestimmte landeskonventionelle und kulturelle Elemente die Goethe verwendet, die aber nicht einfach zu übersetzen sind. Daher vertieft die Gastdozentin anschließend die Theorie der Realien und erklärt, dass diese in drei Kategorien eingeteilt werden: 1. in geographische, darunter fallen auch meteorologische und artenspezifische Begriffe, z.B. Wattenmeer, Tsunami und Koala, 2. in ethnographische wie z.B. Begriffe aus dem Alltagsleben, der Arbeit aber auch der Kunst, Kultur und Religion und 3. in politisch-soziale Realien aus den Bereichen Organisationen, Institutionen, Administration und Militärwesen. Wobei eine klare Abgrenzung zu z.B. technischen Begriffen, in unserem Fall spezifisch zum Militärwortschatz, nicht immer möglich ist.

(Prof. Laura Balbiani)

„Eine Übersetzung ist ein dynamischer Prozess und die Suche nach einem Gleichgewicht“, erklärt sie und stellt daraufhin einige Übersetzungsstrategien vor. Sie fügt hinzu: „um Goethe übersetzen zu können, braucht man einen Einblick in die Geschichte. Es bedarf an Hintergrundwissen und manchmal sogar an stundenlanger Recherche für eine einzige Vokabel.“ Abschließend gibt Frau Balbiani den Studentinnen einige Tipps zu Fehlern, die die SchriftstellerInnen selbst machen. Die ÜbersetzerInnen müssen sich sehr gut über Realien und Fakten informieren, auch wenn es am Ende Goethe ist, den man korrigieren müsse. Die Recherchearbeit zu ihrem aktuellen Projekt hat nämlich gezeigt, dass es mehrere Unstimmigkeiten gibt, wie bei der Bezeichnung einer Person im Text (Silberschlag, vgl. 443) und dem Namen in der Realität (Süßmilch).

„Der Einblick in die Praxis einer Übersetzerin, den Frau Balbiani uns gewährt hat, war sehr hilfreich. Den Prozess bei der Anfertigung einer Übersetzung, den kriegt man ja als Leser gar nicht mit. Um so spannender war es, die Überlegungen und Entscheidungen vor der Veröffentlichung mitzukriegen und sogar mitzudiskutieren“, so eine Workshopteilnehmerin gegen Ende um 16 Uhr.

( Text: Aylin)

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