Herzlich willkommen zum Podcast des Instituts für Romanistik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Mein Name ist Felix und ich studiere Romanistik mit dem Schwerpunkt Italienisch. Heute möchte ich euch etwas über italienische Wörter und ihre deutschen Übersetzungen erzählen – und zwar mit besonderem Fokus auf Präpositionen. Aber was waren nochmal Präpositionen? Im deutschen sind die Wörter „an, bei, in, und von“ zum Beispiel Präpositionen und im Italienischen fallen unter anderem „in, a, su, di und da“ in diese Wortart.
Und was hat das alles jetzt mit Italienisch zu tun? Nun, ich werde anhand von drei italienischen Ausdrücken veranschaulichen, wie unterschiedlich in beiden Sprachen mit Präpositionen Wörter gebildet werden und euch gleichzeitig aber auch Eselsbrücken zeigen, mit denen man sich das ganze direkt viel leichter merken kann. Schließlich kann man sich Sprache auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen nähern, doch für den Anfang starten wir mit etwas, das uns als Düsseldorfern nur allzu gut bekannt sein dürfte:
Was findet einmal im Jahr in Düsseldorf statt? Richtig, der Japantag. Und womit endet abends jedes Mal der Japantag? Mit dem großen Abschluss-Feuerwerk. Für viele Besucher ist es das Highlight des Tages und es wird schwer, in der Umgebung eine vergleichbar schöne Choreo am Himmel zu sehen. Obwohl – in Italien würde man vielleicht eher von Kunst sprechen, denn dort nennt man ein Feuerwerk auch „i fuochi d’artificio“. Dies bedeutet wörtlich übersetzt in etwa „Feuer der Künste“ und erinnert mich zumindest stark an die englischen Begriffe „art“ und „artificial“, die von ihrer Bedeutung her auch in dieselbe Richtung wie artificio gehen. Und was hat das jetzt mit Präpositionen zu tun? Nun, i fuochi d’artificio werden mit einem d‘ vor artificio geschrieben, was die Kurzform von di ist und so viel wie vonoder aus bedeutet. Im Deutschen kennen wir solche durch Apostroph versteckte Präpositionen nicht, i fuochi d’artificio sind hierfür aber ein schönes Beispiel. Wenn ihr also das nächste Mal ein Feuerwerk sehen solltet, wisst ihr, was alles in i fuochi d’artificio steckt.
Sollte euch abends beim Japantag zu kalt werden, dann wäre es besser, etwas Wärmeres anzuziehen. Abhilfe kann zum Beispiel eine „giacca in lino“ leisten. Welches Kleidungsstück sich hinter dem Wort „giacca“ versteckt, ist glaube ich nicht schwer zu erraten. Aber eine Jacke – in lino? Spätestens wenn man sich die deutsche Übersetzung – Leinenjacke – anguckt, fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Aber warum in? Anhand dieser Konstruktion lässt sich ein weiteres Mal veranschaulichen, wie unterschiedlich im Deutschen und Italienischen Wörter gebildet und Präpositionen verwendet werden. Im Deutschen würde man zwar durch die Kombination Leinen-Jacke implizit zum Ausdruck bringen, dass die Jacke aus Leinenstoff ist, aber so explizit wie beim Italienischen giacca in lino würde man es nicht ausdrücken. Dennoch gibt es eine gute Eselsbrücke, mit der man sich auch diesen Ausdruck merken kann. Früher hat man im Deutschen, wenn man über die Kleidung eines anderen sprach, auch sagen können, er habe eine „Jacke in Leinen“ getragen und auch heute noch kann man jemanden als „ganz in Leinen gekleidet“ bezeichnen. Das wirkt zwar zugegebenermaßen etwas veraltet, zeigt aber auf der anderen Seite auch, wie sich Sprache im Laufe der Zeit verändert. So oder so: wem am Abend kalt ist, der sollte sich in etwas Warmes kleiden, zum Beispiel in eine giacca in lino.
Kommen wir nochmal zur japanischen Community in Düsseldorf zurück:
Diese ist zwar die größte in ganz Deutschland, doch eine andere Stadt holt diesbezüglich kräftig auf: Frankfurt am Main. Oder sollte ich lieber sagen: auf dem Main? Denn im Italienischen heißt das deutsche Finanzzentrum „Francoforte sul Meno“, was in zweifacher Hinsicht doppeldeutig ist. Zum einen heißt Meno ins Deutsche übersetzt sowohl weniger als auch Main und zum anderen ist su bzw. sul eine italienische Präposition, die im Deutschen mehrere Bedeutungen hat, aber oft wie das Wort „auf“ benutzt wird. Sie wird aber auch für Städte an einem Fluss benutzt, zum Beispiel bei Valeggio sul Mincio oder Francoforte sull’Oder.
Dass mit Meno ein Eigenname und nicht das Wort „weniger“ gemeint ist, kann man sich anhand der Großschreibung noch erschließen, aber wieso ist Francoforte auf dem Fluss? Je länger man jedoch darüber nachdenkt, desto mehr Sinn ergibt diese Bezeichnung, denn Frankfurt erstreckt sich über beide Ufer das Mains und liegt damit in gewisser Weise tatsächlich auf dem Fluss.
Wer sich übrigens immer noch fragt, warum mal von su und mal von sul gesprochen wird, der muss sich nur an das Gesagte zu den fuochi d’artificio zurückerinnern. Im Italienischen werden Artikel, Wortanfang und/oder Präpositionen oft miteinander verschliffen und so wird aus Francoforte su il Meno – Francoforte sul Meno. Wie das im Detail funktioniert, müssen wir aber in einer anderen Folge besprechen.
Fassen wir nochmal zusammen, was wir heute gelernt haben:
- I fuochi d’artificio sind besonders abends ein wahres Feuerwerk und stammen nicht umsonst vom Wort für Kunst ab.
- Wer sich in Leinen kleiden möchte, sollte am besten zur giacca in lino greifen.
- Und besucht man Francoforte sul Meno, dann ist man wortwörtlich auf einem Fluss aber insbesondere in Frankfurt am Main.
Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und Zeit, vielleicht können wir bald wieder etwas zusammen lernen.
Euer Felix