Von Abendkleidern und Hohen Absätzen

Hey, ich bin Paulina und Studentin der Romanistik im Masterstudiengang an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Ich werde euch heute drei Begriffe mit den Präpositionen da, con und del vorstellen und dazu erzähle ich euch eine kleine Geschichte über das Feiern.

Als ich klein war stand meiner älteren Schwester eine wichtige Feier bevor. Es war eine sehr wichtige Angelegenheit und sie musste sich sehr festlich Anziehen.

Sie brauchte ein abito da sera, was wörtlich: Kleidung für den Abend bedeutet.

Allerdings ist hier nicht die Abenkleidung für beide Geschlechter gemeint, sondern einzig für die Damen, nämlich ein Abendkleid. So sind wir also: meine Mutter, meine Schwester und ich auf die Suche nach dem passenden abito da sera losgegangen. Die Auswahl war riesig, es gab so viele Modelle und die hatten alle eigene Namen: Babydoll, Cocktail,- oder Etuikleid, das kleine Schwarze, Epirekleid oder Prinzesskleid. Vor allem das letzte gefiel mir besonders gut und aus meinen Kinderaugen betrachtend fand ich wirklich, dass die Frau die sowas anzieht sich ganz gewiß wie eine Prinzessin fühlen muss. Als nach stundenlanger Suche ein wunderschönes Abendkleid endlich ausgesucht war, standen wir vor einer erneuten Suche: um den edlen Look zu vollenden brauchte sie noch le scarpe con tacco alto, also Schuhe auf bzw. mit hohem Absatz. Und auch hier war die Produktpalette riesig: Blockabsatz, Keilabsatz, Trichterabsatz, Stiletto. Hier erfuhr ich auch, dass Schuhe ab 6cm Absatzhöhe, als hohe Schuhe bezeichnet werden und welche ab 10cm als High- heels. Meine Schwester, die in ihrem Styling gerne zu Extravaganz neigte, entschied sich natürlich für die Letzteren und auf die mit Sorge gestellte Frage meiner Mutter ob sie damit gehen könne, antwortete sie: ja, natürlich.

Als sie am Abend in ihrer Aufmachung aus dem Zimmer kam, stockte mir der Atem: in ihren cremefarbenden abito da sera, ihren golschimmernden scarpe con tacco alto und ihren gewellten, langen Haaren, sah sie wirklich wie eine Prinzessin aus.

Die Feier fand in einer benachbarten Stadt statt und meine Mutter fuhr sie und ihre ebenso festlich gekleideten Freundinnen mit dem Auto dahin. Da wir direkt neben einem Zugbahnhof wohnten und die Feierlocation sich auch neben einem Bahnhof befand, wollten sie alle, da wir Nachbarn waren nach der Feier in der Gruppe mit dem Zug nach Hause zurückkommen. Den Verlauf dieser Rückkher erfuhr ich später aus der Erzählung meiner Schwester: sie hatten einen wundervollen Abend, es wurde gesungen und getanzt. Als die Feier langsam zu Ende ging, machten sich die Mädels langsam bereit aufzubrechen um die partenza del treno, die Abfahrt des Zuges, wohlgemerkt des letzten Zuges diesen Abends noch pünktlich zu erreichen. Als sie sich schon von allen Freunden verabschiedet haben und im Begriff waren rauszugehen, spielte die Band noch das eine Lied. Ihr Lied, wie sie immer sagten, das Lied ihrer Freundschaft: Das konnten sie sich unmöglich entgehen lassen, das eine Lied zusammen zu tanzen, ihre Freundschaft so zu feiern, das würden sie noch schaffen. Und dann, ganz, ganz schnell zum Zug laufen und nach Hause fahren. Ob das Lied nun länger als gewohnt oder das Feiern der Freundschaft so ausgiebig war ist bis heute nicht klar. Als sie nach dem Lied auf die Uhr schauten, hatten sie nur noch wenige Minuten um den Bahnhof zu erreichen um die partenza del treno nicht zu verpassen. In Panik geraten, liefen sie nach Draußen, sie mussten jetzt sehr schnell sein sonst wären sie gezwungen dort zu übernachten. Sowas wie Uber gab es damals noch nicht, für ein Taxi hätten sie ein Vermögen ausgegeben und die wenigen Freunde die mit dem Auto kamen.

Veröffentlicht von

italblog

Lektorin für Italienisch an der HHU / Romanistik

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