„Leonardo da Vinci? Klar, ist bekannt. Hat die Mona Lisa gemalt und viele Dinge erfunden“.
Das ist in etwa so die typische Aussage über den
Ausnahmemenschen des 15. Jahrhunderts. Bekannt ist auch, dass er sich sehr für die
Proportionen des menschlichen Körpers interessierte. Dass er den Menschen in
jeder Einzelheit vermessen und die Maße dann in Relation zueinander gesetzt hat
schon weniger – wen hätte denn zu der damaligen Zeit interessiert, dass die
Höhe des Gesichts „vom Kinn zum Scheitel“ genau 10% der gesamten Körpergröße
darstellt?
Sein Interesse galt praktisch allen Aspekten der Natur, der Astronomie, der
Physik; er hat außer Kriegsgeräten, Drehbrücken, Fluggeräten unter anderem auch
eine Art Vorläufer des Wingsuits erfunden und einen Wecker, bei dem die Füße
des Schläfers durch Gewichtsverlagerung zu einem bestimmten Zeitpunkt abrupt in
die Höhe gerissen werden – brutal, aber bestimmt wirkungsvoll.
Sein Geist hat sich ständig und ohne Unterlass mit wirklich allen Dingen beschäftigt, die ihn umgaben; seine Phantasie, sein Wissenshunger, die Erkenntnisse, die er aus seine Beobachtungen gewann – man hätte sich sicherlich tagelang mit ihm unterhalten können, ohne sich auch nur ansatzweise zu langweilen. Das zumindest war mein Eindruck nach dem Leseabend mit Texten von im Haus der Universität am 25.2.2019 .
Die Lesung anlässlich des 500. Todestages von Leonardo da Vinci wurde in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft von der Sprachpraxis-Abteilung der Italianistik (der Lektorin Cinzia Tanzella und Studierenden) durchgeführt; der Titel der Veranstaltung „No‘ si volta chi a stella è fisso“ (Binde deinen Karren an einen Stern) war gut gewählt, zeigt er doch die (theoretisch) grenzenlosen Möglichkeiten des menschlichen Geistes.
Wie würde sich Leonardo wohl im 21. Jahrhundert
zurechtfinden?
Wozu wäre er fähig, mit all den modernen Hilfsmitteln, die heute zur Verfügung
stehen?
Käme er mit dem Konzept der Demokratie zurecht, würde er Soziale Medien
benutzen?
Diese Fragen wurden in einem Brief an ihn behandelt, verfasst von Master-StudentInnen
der Italianistik und vorgelesen von Erasmus-Studentinnen aus Italien.
Für die musikalische Untermalung sorgte Luciano Marziali mit
seiner Gitarre. Er spielte Musik des 15.
Jahrhunderts, die gar nicht soo alt klang.
Und so ganz nebenbei haben wir dann auch erfahren, dass Leonardo da Vinci nicht
nur auch als Komponist der Siebentonmusik tätig war, sondern auch ein Cembalo
erfunden hat, das als Streichinstrument zu bedienen war!
Was habe ich persönlich aus den Texten mitgenommen? Also, den Wecker möchte ich nicht wirklich ausprobieren und dass mein Ohr genauso lang ist wie meine Nase muss ich jetzt dringend überprüfen!
(Text: Christa Traeder)