Einen schönen Gruß an alle Hörer des gepflegten Podcasts „Italienisch der HHU“. Ich bin Manfred und möchte euch heute drei Begrifflichkeiten der italienischen Sprache in Form einer kleinen Begebenheit, quasi einer neuzeitlichen Episode mit leicht privatem Hintergrund beschreiben. Um welche Begriffe soll es hier nun gehen?
Der erste Begriff:
„Banconota da 1000 lire“ = der 1000-Lira- Geldschein, ein Geldschein,
der bis zur Einführung des Euro am 1.1.2002
in Italien gültig war. Er entsprach in etwa 1 DM.
Ach ja, das ist ja auch schon wieder passé.
Also Heute in etwa 50 Cent, wofür man vor 45 Jahren so einiges bekam.—-
Der zweite Begriff:
„bicchiere da vino“ = das Weinglas, nicht etwa ein Glas Wein.
Der dritte Begriff lautet:
„bottiglia di birra“ = eine Flasche Bier.
Ecco, womit die Italiener eine Geschichte zu beginnen pflegen: —-
Epe ein kleiner Ort in Westfalen Mitte der 60er Jahre.—-
Da standen sie nun und ich hatte sie verwundert angesehen als kämen sie von einem anderen Stern. Fremde, Italiener.
Dass es sie gab, wusste ich schon, aber so in der Wirklichkeit bei uns in Epe, wo es doch noch nie Fremde gab, unglaublich —- die Familie Donatello aus Apulien in Italien, wo auch immer das sein mochte. Herr und Frau Donatello und ihre Söhne Marco und Luca, die in meinem Alter waren.
Da sie sehr sehr katholisch waren —- sie waren jeden Sonntag alle in der Kirche, in der sie sicherlich ausschließlich das Wort „Amen“ verstanden – und da Marco und Luca leidenschaftlich Fußball spielten, wurden wir Freunde und das Wort „calcio“ mein erstes Wort in der italienischen Sprache.—-
Am 28. Januar des folgenden Jahres, meinem Namenstag, gab es eine Überraschung. Ich erhielt ein Geschenk. Dazu muss man wissen, dass man in Italien den Namenstag und nicht den Geburtstag feierte. Nebenbei erfuhr ich auch noch, dass der heilige Manfred ein Italiener war.—-
Ich bekam einen 1000-Lira-Schein von der nonna, was wohl Oma heißen musste, da es sich um eine ältere Frau handelte, die gerade bei den Donatellos zu Besuch war. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, so wie es auch bei uns üblich war, wenn ein naher Verwandter verstorben war.
1000 Lire,—- unglaublich—-. Alleine die Zahl 1000. Ich fühlte mich wie ein Millionär, von dem ich auch nicht wusste, was das bedeutete. Auf der Vorderseite war Maria Montessori abgebildet, was ich aber erst sehr viel später herausfand.
Es sollte das Geld für mein erstes Glas Primitivo sein, wenn ich in Alberobello sein würde. —-
10 Jahre später war es soweit. Per Anhalter, mit dem Zug und Bus ging es in den Süden Italiens.—- Da stand ich nun auf dem zentralen Platz in Alberobello. Den 1000-Lira-Schein in der Hand haltend, von dem ich nun den wirklichen Wert wusste, ging ich in die nächste Osteria.—- „Per fare bella figura“ – und damals hatte ich noch eine recht schöne Figur – wollte ich eine gute Figur machen und bestellte auf Italienisch „un bicchiere da vino“. Peinlich berührt musste ich feststellen, dass hier wohl ein Missverständnis vorlag, saß ich doch nun vor einem leeren Weinglas.—- Damals war mir die Bedeutung der Präpositionen nicht so bekannt, ein Makel der auch heute noch bisweilen auftaucht.—- Um mich aus der Situation zu retten, bestellte ich noch eine „bottiglia di birra“. Und so trank ich mein erstes Bier aus einem Weinglas, was beim Kellner zu einem offenen Mund führte. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen einem gewissen Herrn Moretti und mir, die bis auf den heutigen Tag anhält. Ihr findet übrigens den Herrn auf dem Etikett einer italienischen Biermarke abgebildet. In dem Sinne „alla Salute“ oder auch Prost und alla prossima puntata del nostro podcast il vostro Manfred.