Eine Reise mit Super-Mario durch die Welt der Präpositionen

Hallo und Buon giorno!

Ich begrüße alle Italien-Freunde und freue mich, dass Ihr den Weg zu mir gefunden habt.

Mein Name ist Mario. Ich bin aber kein Italiener und musste mir meine Sprachkenntnisse genauso mühsam aneignen wie Ihr. Zur Zeit studiere ich an der Universität in Düsseldorf, und ich würde in den nächsten Wochen gerne meine Erfahrungen mit Euch teilen. Vielleicht hilft Euch das.

Viele Ausländer stöhnen über die deutsche Sprache: Deutsche Sprache – Schwere Sprache, sagen sie!

Aber auch für uns Deutsche sind Fremdsprachen schwierig zu lernen. Vor allen Dingen, sind viele  Begriffe nicht einfach eins zu eins übersetzen, sondern man muss eine gewisse Umschreibung vornehmen.

Also eigentlich auch: Italienische Sprache – Schwere Sprache. Daher möchte ich Euch ab und zu ein paar Begriffe erläutern und veranschaulichen, wie unsere teilweise recht monströsen Wortbildungen in italienischen Konstruktionen umgesetzt werden. Die Begriffe werde ich in kleine Geschichten einwickeln, dann sind sie leichter zu behalten.

Mit dieser Geschichte fange ich an:

Als ich italienisch noch nicht so weit fortgeschritten war, war ich einmal in einem Hotel in Bergamo. Morgens beim Frühstück habe ich vergessen, meine Anzugjacke auszuziehen, und natürlich: das rächte sich dann prompt, ich kleckerte auf meine Jacke.

Ich lief zur Rezeption, um um Hilfe bei der Reinigung zu bitten. Dummerweise vergaß ich, sie mitzunehmen, so dass ich den Schaden nicht zeigen konnte. Aber da ich ja so perfekt in meinem Italienisch war, dachte ich, was soll’s, kann ich ja erklären. Ich sagte der Dame am Empfang also, dass ich colazione al sacco“ hätte, ob sie helfen könnte. Die Dame sagte mir, „certo“ könne sie helfen, sie käme gleich an meinen Platz.

10 Minuten später kam sie dann auch und brachte mir – ein Lunchpaket!!! Auf meine Frage, was ich damit solle, sagte sie erstaunt: ma Lei aveva chiesto una colazione al sacco!!!

Junge, war mir das peinlich, da hatte ich wohl irgendwas falsch übersetzt…

Tja, komisch, was hatte ich denn da übersetzt?

Was hatte Frühstück mit einem Sakko zu tun? Ich kannte „Sakko“ als Bezeichnung einer Anzugjacke oder auch einzelnen Damenjacke, und dachte, dass das Wort, das sich ja nur durch zwei k unterscheidet, im deutschen und italienischen das Gleiche meint. Aber das italienische  „sacco“ ist eben im Deutschen „Sack“.

Und „Colazione (also Frühstück) al sacco“ ist ein Lunchpaket.

Die Präposition al kann ich mir seitdem merken, indem ich einfach an meine furchtbare Übersetzung denke: al sacco, also „am“ Jackett.

Nun musste ich  verschiedene Dinge erledigen, unter anderem auch mein Sakko reinigen lassen. Also ging ich noch einmal zur Rezeption, klärte das Missverständnis mit dem Lunchpaket und trug meine Bitte vor, dass das Sakko wiederhergestellt werden müsste.“Certo, subito. Non si preoccupi!“. „Grazie mille, un problema veniva dopo l’altro“. (Damals hatte ich von italienisch wirklich überhaupt noch keine Ahnung.) Sie guckte mich etwas irritiert an und meinte schließlich:“infatti, è come una reazione a catena„.

Damit war ich dann schon wieder überfordert:

Catena, war das nicht ein Ort in Italien? „Reazione“ kannte ich, Reaktion. Aber worauf bezog sich  das dann?

Dann fiel mir ein, was mich früher, wie viele deutsche Fußballfans, so an den Länderspielen zwischen Deutschen und Italienern genervt hat: Das Catenaccio!

Dieser Begriff ist in die Geschichte des Fußballs eingegangen und bezeichnet die damalige Strategie der Italiener, eine unüberwindbare Abwehrkette aufzubauen.

Wegen dieser Taktik ging jedes Spiel gegen Italien verloren.

Catenaccio kommt von „Catena“ = Kette. Es handelt sich also um eine „Reaktion zu einer Kette“. „Zu“ wird im Italienischen oft mit „a“ übertragen, so dass der Begriff dann „reazione a catena“ heißt.

Es war inzwischen Mittag geworden und wieder Zeit, etwas zu essen.

In einem Restaurant ließ ich mir die – natürlich italienische – Speisekarte bringen. Mit einem Gericht konnte ich überhaupt Nichts anfangen: „Pesce alla brace„.

Schon verknoteten sich meine Gehirnwindungen wieder.

Was hatte ein Pfirsich mit einer Geige zu tun? Dann fiel mir ein, dass Pfirsich j“pesca“ heißt und nicht „pesce“, also Fisch. Und das deutsche „Bratsche“ war doch sicher nicht das italienische „brace“.

Mir fielen meine Freunde in Marseille ein. Die hatten einen super tollen Holzkohlegrill gebaut, auf dem wir oft frischen Fisch grillten. Dabei verwendeten wir Reisig und kleine Zweige für die Glut. Angesichts der Glut hieß es dann: „c’est une bonne braise“. „braise“ ist die Glut.

Die Eselsbrücke über das französische „braise“ hilft mir auch heute, wenn ich das italienische „brace“ sehe oder höre. Damit ist also die Holzglut gemeint.

Auch für die Verbindung der Wörter gibt es eine Brücke: Gerichte werden auch im Deutschen oft „an“ Etwas angeboten: Lachs an Vinaigrettesauce zum Beispiel. Das Partizip des Deutschen wird dann oft mit a + Substantiv übersetzt, also in diesem Fall, weil brace weiblich ist, mit „alla“. Also zusammen: „pesce alla brace“.

Fazit: hätte ich nicht gekleckert, hätte ich nicht diese drei schön klingenden italienischen Begriffe kennengelernt:

– colazione al sacco/ Lunchpaket

– reazione a catena/ Kettenreaktion

– pesce alla brace/ Fisch vom Holzkohlegrill

Ich hoffe, das Zuhören hat Euch Spaß gemacht, und Ihr habt auch was dabei gelernt.

Vielleicht hören wir uns ja bald wieder mit einer neuen Episode von Super-Mario?

Also, tschüss dann, bis zum nächsten Mal!

Mario

Veröffentlicht von

italblog

Lektorin für Italienisch an der HHU / Romanistik

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