Lady Macbeth – Szenen einer Ehe im Düsseldorfer Schauspielhaus

Lady Macbeth wird auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses noch einmal lebendig, diesmal in einer anderen Inszenierung als bei Shakespeare. Es handelt sich um die deutsche Umsetzung von „Lady Macbeth – Szenen einer Ehe“, einem Monolog des italienischen Dramatikers Michele De Vita Conti, der dafür bekannt ist, dass er mit seinen Werken Figuren wie Mia Martini oder Edgar Allan Poe wieder zum Leben erweckt. Eine Gruppe von Italianisten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, einigen Erasmus-Student:innen aus Mailand, Modena und Turin und die Italianistik Dozentinnen gingen am Mittwoch, den 4.Mai 2022 ins Düsseldorfer Schauspielhaus, um die Theatervorstellung auf Deutsch zu sehen. Danach folgte ein Treffen mit der außergewöhnlichen Schauspielerin Caroline Cousin, der Regisseurin Alessandra Giuriola und Michele De Vita Conti selbst.

Was an Michele De Vita Contis Werk am meisten auffällt, ist, wie er es geschafft hat, eine in der Literatur bereits existierende Figur zu seiner eigenen zu machen und ihr auf eine sehr originelle Weise mehr Tiefgang zu verleihen. Es sei keineswegs einfach, eine Frau zum Sprechen zu bringen, sagte der Dramatiker, der die italienische Schauspielerin, für die er das Stück schrieb, immer wieder mit einbezog.[DG1]  Darüber hinaus gelingt es ihm, eine Ehe, die auf die beste Art und Weise begonnen hat, bis hin zu all den Momenten, die zum Zerfall der Beziehung und Lady Macbeths extremen Entschluss, ihrem Leben ein Ende zu setzen, geführt haben, zu durchleuchten. Die junge Schauspielerin Caroline Cousin ist gleichzeitig in der kanonischen Aufführung von Shakespeares „Macbeth“ beschäftigt, in der sie die Rolle einer der drei Hexen spielt. Dank ihrer außergewöhnlichen schauspielerischen Leistung, aber auch durch den Einsatz ihres Körpers und ihrer Stimme, wurde das Publikum mit einer völlig anderen Lady Macbeth konfrontiert. Alles wurde durch ein ganz besonderes Bühnenbild, das die Tiefen der Unterwelt des Meeres wiedergeben sollte, besonders eindrucksvoll gestaltet. Weiß war die dominante Farbe des Make-ups, des Kostüms, der Halskette und auch der Mütze der Protagonistin. Das hat definitiv die perfekte Atmosphäre ausgedrückt. Außerdem machte das junge und frische Gesicht der Schauspielerin, das in starkem Kontrast zu den dargestellten gewalttätigen Emotionen und einer idealerweise älteren Figur stand, die Rezeption des Theaterstücks besonders eindrucksvoll.


Am Ende der Darstellung fand das Treffen zwischen den Studenten, der Regisseurin, der Schauspielerin und Michele De Vita Conti statt. Das war ein sehr schöner Dialog, in dem sowohl die Studenten als auch die Dozenten die Chance hatten, sich mit den Künstlern auseinanderzusetzen, Fragen auf Deutsch und auf Italienisch zu stellen und Ideen und Überlegungen auszutauschen. Die wiederkehrenden Themen waren die Schwierigkeit des Autors, als Mann die Perspektive einer Frau darzustellen, warum er genau Lady Macbeth gewählt hat, die Kritiken und die Bewertungen, die er von dem Publikum bekommen hat, usw.  

Die Übersetzung und das Schreiben

Der Originaltext der Werke war ein Thema des Kurses „Transkulturelle Textproduktion„, ein Kurs zu Übersetzung und kreativem Schreiben im Italienischen, in dem die Dozentin den Studenten eine kreative Schreibübung vorschlug, die sich an den Monolog Lady Macbeths anlehnte, insbesondere an die Szene, in der es um den Vergleich zwischen Lady Macbeth und einem Myxinidae sowie zwischen ihrem Ehemann und einem Barrakuda, dem weißen Hai, geht. Ein Vergleich, der nicht nur darauf abzielt, die Figuren zu charakterisieren, sondern auch ihre Ehe. Dieser Vergleich wurde von den Studentinnen des Kurses als Ausgangspunkt für die Erstellung eines beschreibenden Textes über verschiedene Kategorien zwischen menschlichen Beziehungen genommen. Die Studentinnen haben so unterschiedlichste Tiere mit Brüdern, Schwestern, Großeltern, Freunden und sogar Feinden vergleichen können. Diese Übung hat die Intention des Dramaturgen voll getroffen, nämlich, dass der Zuschauer in der Lage sein sollte, seine eigene Geschichte in dem Stück zu finden, unabhängig von der Art der Beziehung und den Personen, die darin vorkommen. Der italienische Originaltext des Stücks von Da Vita Conti wurde von Dr. Borvitz ins Deutsche übersetzt, die das Stück auch in ihrem Übersetzungskurs an der HHU behandelt hat. Die Studentinnen versuchten sogar, Teile des Werks aus dem Italienischen ins Deutsche zu übersetzen und konnten so ein tiefgreifendes Verständnis für den Text entwickeln. Schließlich war der Theaterabend dank der Zusammenarbeit mehrerer außergewöhnlicher Künstler ein großer Erfolg für das Publikum und die Studenten. Michele De Vita Conti präsentiert sich immer wieder als ein außergewöhnlicher Dramatiker, und wer weiß, welche weiteren Werke er uns noch schenken und vor allem, welche weiteren Figuren er auf den Bühnen der italienischen und ausländischen Theater zum Leben erwecken wird.

(Text: Valentina Pane)