Ich musste schmunzeln, als nach der Eröffnung, die ich mir auf Facebook angesehen habe, weil mein Festivalpass einfach nicht laden wollte, zunächst die Server in die Knie gingen. Über alles mögliche konzeptionelle hatte ich mir vorher Gedanken gemacht: was ist, soll, kann ein Filmfestival im Onlineformat? Aber dass die Verbindung einfach abbrechen kann, naheliegend eigentlich, daran hatte ich nicht gedacht. Auch in Zeiten der Pandemie scheint der Katastrophenmodus nicht ständig an zu sein. Eigentlich ganz gut. Ich persönlich hätte mir aber auch mehr glitsch bei der Eröffnung gewünscht (wieviele Männer braucht es, um ein Festival zu eröffnen?). Immerhin: endlich kommen auch mal die Filmfestivalarbeiter*innen ins Blickfeld, die sonst nicht auf die Bühne geholt werden (Vorführer*innen, Untertitelung, Presse, Gästebetreuung usw.).
Ich denke auch immer noch über milenabs Frage nach, wieso von Sektionen (und nicht Kategorien) gesprochen wird. Ich bin ja von der Berlinale und dem Arsenal in Berlin ‚geformt‘ worden, was Kino/Festivalarbeit angeht – da heißt es auch Sektionen. Mir war das daher gar nicht aufgefallen. Wie nennen das eigentlich andere Festivals? Ich weiß, wie es historisch zur ersten Sektion bei der Berlinale kam – aber hieß das gleich so? Oder erst, als diese zahlenmässig zugenommen haben? Wie finde ich solche Unterteilungen überhaupt? Bei milenabs Vorschlag ‚Kategorien‘ muss ich an Preise denken und dann auch an Genres. Was meint Sektionen anderes, meint das etwas anderes? Von den Sektionen und Programmen in Oberhausen dieses Jahr reizt mich der Länderschwerpunkt am wenigstens. Dabei habe ich nichts gegen Portugal, kenne ein paar tolle Kurator*innen aus Portugal, das Filmschaffen ist auch toll. Aber Filme nach dem Pass / dem Produktionsort zu gruppieren – wieviel Sinn macht das, beziehungsweise, welcher Sinn wird dadurch generiert? Oder wie der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger mal gefragt hat: What do We Know When We Know Where Something Is? World Cinema and the Question of Spatial Ordering.
Bisheriger Empfehlungen (komplett subjektiv, ich habe nicht alles gesehen): Deutscher Wettbewerb, 1. Programm: der Film „Dunkelfeld“. Das gesamte erste Internationaler Wettbewerbsprogramm – aber „Chinbin Western…“ unbedingt zusammen mit dem Filmgespräch mit der Filmemacherin schauen. Nicht, dass Verstehen das Wichtigste ist – aber die politischen / historischen Hintergründe des Films sind wirklich interessant und haben mich überrascht. Ich mochte, was das mit meiner vorherigen Seherfahrung gemacht hat. So ein Achso/Hoppla Moment. Auch der erste Film des Programms, „( ( ( ( ( /*\ ) ) ) ) )“, erschließt sich nochmal anders durch die Kommentare der beiden Filmemacher. Von „A Song Often Played on the Radio“ bin ich ganz seltsam fasziniert, berührt, festgehalten. Obwohl das Online-Filmgucken Sachen zulässt, die sonst nicht gehen (vorspulen, unterbrechen, wiederholen, abbrechen) bringt mich die Anordnung dazu – das jeweilige Filmgespräch kann nicht gesondert angewählt werden, ich muss den Abspann laufen lassen – in jedem Fall auch die Credits ganz zu sehen (was ich eigentlich sowieso mache, geschult, das zu tun). Dadurch gibt es wieder einen AHA-Moment: der Darsteller ist Guillermo Goméz Peña. Ein Performancekünstler, von dem ich viel gehört, ihn aber offensichtlich noch nie gesehen habe. Das Dritte Programm des Internationalen Wettbewerbs ist voll von Filmemacher*innen, die ich großartig finde. Ich habe die Reihenfolge ignoriert und mit Nadia Granados angefangen, völlig idiosynkratisch, weil ich sie persönlich kenne. Bei den ehemaligen Kolleg*innen der verschiedenen Experimentalfilm/Videokunstverleihe schaue ich auch vorbei (Arsenal, Light Cone…). Und natürlich – Maya Schweizer. Eine Künstlerin, mit der ich schon oft gearbeitet habe. Und eine Freundin. Seltsam, wie selbstverständlich sich für mich das Persönliche und das Berufliche vermischt.
Erst war ich skeptisch: voraufgezeichnete Filmgespräche? Keine Gelegenheit zur Nachfrage? Aber ich bin dankbar, dass die Filme dadurch gerahmt werden. Ich mag das. Das Diskursive. Aber die Präsenz, der geteilte Moment, das fehlt mir. Mir geht’s da wie ingamo. Ich freu mich auf das Treffen nachher!