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FOMO, das Metafestival

Ein Onlinefestival, das über Filmfestivals im Onlineformat nachdenkt. Ein studentisches Projekt mit großartigen kuratorischen Kategorien. Wie Guilty Pleasure (guess what I am supposed to be doing right now?). Am 17. Juli war Eröffnung.

„Wir, die Studierenden des Fachbereichs 2 der Universität Hildesheim besuchen seit jeher Filmfestivals und analysieren ihre Organisationstrukturen, kuratorische Prinzipien und ihre Inszenierungsstrategien. Als im Sommersemester 2020 absehbar war, dass auch das traditionell im Mai stattfindende Xposed International Queer Film Festival in Berlin ausfallen würde und damit ebenso die geplante Exkursion, entstand die Idee, mit einem von Studierenden kuratierten Online-Filmfestival auf diese Situation zu reagieren, damit ein Angebot zu schaffen für die plötzlich auf Formen des Online-Streamings angewiesenen Filmfans und gleichzeitig die eigene kuratorische Praxis im Kontext der aktuell aufflammenden Diskussion um die Zukunft der Filmfestivals zu reflektieren.“

https://www.fomo-filmfestival.de/

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Ganz Neues von der Phasenfront (in Anlehnung an Monika Rincks Theoriecomic zu den Unproduktiven Phasen, 1998)

Kann man, muss man jetzt Filme machen? Eigentlich alle toll, die Beiträge. Aber den hier muss ich verlinken, Brenda Lien: https://www.kurzfilmtage.de/blog-festival-2020/details/news/kann-und-muss-man-jetzt-filme-machen-brenda-lien/?no_cache=1

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problematisch

Der erste Film, der mir wirklich Unbehagen bereitet, ist Cuckoo Roller (Paddy Hay, Australien 2019, 15min) im Programm 6 des Internationalen Wettbewerbs. Obdachlosigkeit & Psychische Erkrankungen sind eng verzahnt – die zunehmenden sozialen Härten (den Abbau des Sozialsystems, die Verschärfungen auf dem Wohnungsmarkt usw.), die sowohl Wohnungslosigkeit als auch psychische Krankheiten hervorbringen (siehe z.B. das Interview mit einem Arzt der Charité in Berlin). Was der Film macht – ist das nicht übergriffig? Poverty Porn? Oder macht er etwas sichtbar? Er ist nicht dokumentarisch. Aber wenn die Figuren so geschrieben sind, ist das nicht dennoch voyeuristisch? Mir macht er jedenfalls großes Unbehagen.

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und dann noch etwas Text

Die Ausgabe 22 der Zeitschrift für Medienwissenschaft ist gerade erschienen. Es geht um’s Format. Laura Walde schreibt darin über den „Kurzfilm als (kleines) Format“. Ich hab’s noch nicht gelesen, aber quasi als Eintrag in meine ewig wachsende To-Do-Liste verlinke ich den Aufsatz hier (pdf gibts gratis): https://www.zfmedienwissenschaft.de/heft/text/der-kurzfilm-als-kleines-format

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Tiere und andere Arten

… ich komm zwar vom Experimentalfilm & der Videokunst, aber ich mag auch Gegensätze. Actionfilme. Oder eben auch – Tieranimationen. Als Kind habe ich Biene Maja geguckt (die japanisch-deutsche Serie von 1975, da durfte Maja noch pummelig sein). „Die Winzlinge“ mochte ich sehr (basierende auf die frz Serie „Minuscule„) Das Programm 3+ fängt mit so einem Film an: „Der kleine Vogel und die Bienen“. Den habe ich jetzt tatsächlich schon drei Mal angesehen. Die Animation (also die Hintergründe) erinnert mich ein bisschen an die Kinderbücher von Leo Lionni. Und der scheinbar flugunfähige Vogel an den fast ausgestorbenen neuseeländischen Kakapo. Über den Douglas Adams in „Die letzten ihrer Art“ so lakonisch (oder doch einfach nur komisch?) geschrieben hat: „Unter all diesen Vögeln ist der Kakapo der seltsamste. Na schön, wenn man genau darüber nachdenkt, ist wohl auch der Pinguin ein ziemlich sonderbares Geschöpf, nur ist er auf irgendwie robuste Art sonderbar und bestens an die Umgebung angepaßt, in der er lebt, was man vom Kakapo nicht behaupten kann. Der Kakapo ist ein Vogel in der falschen Zeit. Wenn man einem von ihnen in sein großes, rundes, grünlichbraunes Gesicht sieht, wirkt er auf so heitere, unschuldige Art ahnungslos, daß man ihn am liebsten drücken und ihm sagen möchte, daß alles wieder gut wird, obwohl man weiß, daß das wahrscheinlich nicht stimmt.

Der Kakapo ist ein extrem dicker Vogel. Ein durchschnittlicher, ausgewachsener Kakapo wiegt zwischen sechs und sieben Pfund und kann mit seinen Flügeln bestenfalls ein bißchen herumwackeln, wenn er fürchtet, über irgendwas zu stolpern – aber Fliegen ist mit den Dingern vollkommen ausgeschlossen. Traurig ist nur, daß der Kakapo anscheinend nicht bloß vergessen hat, wie man fliegt, sondern zudem vergessen hat, daß er vergessen hat, wie man fliegt. Ein ernstlich beunruhigter Kakapo bringt es zwar fertig, auf einen Baum zu flitzen und von oben abzuspringen, fliegt aber dann wie ein Stein und landet als wenig eleganter Haufen am Boden.“

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wiedersehen

Das Folgende habe ich gerade auf Facebook gepostet. Und dann dachte ich, es kann auch hierher ‚ziehen‘. Ich merke natürlich, dass ich – altersmäßig und professionell ‚deformiert‘ – mit Vielem und Vielen in Oberhausen verbunden bin. Einige der Filmemacher*innen kenne ich seit ihrem Studium, viele begleiten mich – und ich sie – in meiner Arbeit als Kuratorin und Autorin seit Jahren. Eines meiner Hauptthemen ist ja die kritische Migrationsforschung. Promoviert habe ich über Kino und die Perspektiven der Migration. Nicht zufällig daher, dass auch diese im Folgenden genannten Filmemacher*innen mir seit langem vertraut sind, dass wir öfter mal zusammen gearbeitet haben. Daher dieser folgende Eintrag, nicht ohne Pathos:

„Cana Bilir-Meier und Sylvia Schedelbauer side by side im Dritten Programm „German Competition“ bei den Kurzfilmtagen Oberhausen, unterbrochen von sehr schönen Gesprächen mit Gaby Babic. Ich bin ganz angerührt! (Ehrlich gesagt, sind mir Schauer den Rücken runtergelaufen).
Canas „This Makes Me Want to Predict The Past“ habe ich auch letztes Jahr in Hamburg installiert gesehen, aber es haben sich durch das Gespräch und das erneute (anders fokussierte) Sehen nochmal neue Perspektiven aufgetan. Danke auch an den Hamburger Kunstverein (meien ehemalige Kuratorinnenkollegin, Bettina Steinbrügge) für diese erste (?) Einzelausstellung der Arbeiten von Cana. Besonders die Hefte Ihrer Mutter sind mir sehr im Gedächtnis geblieben. Als Medienwissenschaftlerin und Migrations/Rassismusdenkerin war die Ausstellung aber sowieso food for thought. Und ohne Oberhausen und Madeleine Bernstorff hätte ich Cana nie kennen gelernt, eine ebenso wesentliche und anhaltende Begegnung wie mit Sylvia. Auch wenn mir nicht alle ihrer Arbeiten gut zugänglich sind – insbesondere in den letzten Jahren kommen sie mir immer näher (crawling under my skin). Für mein Denken war Sylvias Arbeit aber immer sehr wichtig – eine der Künstler*innen, die mich seit Jahren begleiten. Als ein Film von Sylvia bei Mubi lief, das war mein Mubi turning point. Vorher (und manchmal auch jetzt) war ich oft eher so … naja… von der Auswahl bzw den Filmtexten dazu (das bleibt, mit deren Tonalität werde ich selten richtig warm). Und jetzt – „Labor Of Love“. Schauen! Nicht zuletzt um diese ewigen Technofantasien zu hinterfragen, dass VR Immersion ermöglicht, die sonst nicht gegeben sei. Well – „Labor Of Love“ ist ganz genaues Hineinziehen. Etwas, woran Sylvia seit langem arbeitet (kann man in den letzten Jahren in Oberhausen nachvollziehen). Liebe als Abstraktion und damit sehr präzise Konkretion.“

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gemischtes

Ich musste schmunzeln, als nach der Eröffnung, die ich mir auf Facebook angesehen habe, weil mein Festivalpass einfach nicht laden wollte, zunächst die Server in die Knie gingen. Über alles mögliche konzeptionelle hatte ich mir vorher Gedanken gemacht: was ist, soll, kann ein Filmfestival im Onlineformat? Aber dass die Verbindung einfach abbrechen kann, naheliegend eigentlich, daran hatte ich nicht gedacht. Auch in Zeiten der Pandemie scheint der Katastrophenmodus nicht ständig an zu sein. Eigentlich ganz gut. Ich persönlich hätte mir aber auch mehr glitsch bei der Eröffnung gewünscht (wieviele Männer braucht es, um ein Festival zu eröffnen?). Immerhin: endlich kommen auch mal die Filmfestivalarbeiter*innen ins Blickfeld, die sonst nicht auf die Bühne geholt werden (Vorführer*innen, Untertitelung, Presse, Gästebetreuung usw.).

Ich denke auch immer noch über milenabs Frage nach, wieso von Sektionen (und nicht Kategorien) gesprochen wird. Ich bin ja von der Berlinale und dem Arsenal in Berlin ‚geformt‘ worden, was Kino/Festivalarbeit angeht – da heißt es auch Sektionen. Mir war das daher gar nicht aufgefallen. Wie nennen das eigentlich andere Festivals? Ich weiß, wie es historisch zur ersten Sektion bei der Berlinale kam – aber hieß das gleich so? Oder erst, als diese zahlenmässig zugenommen haben? Wie finde ich solche Unterteilungen überhaupt? Bei milenabs Vorschlag ‚Kategorien‘ muss ich an Preise denken und dann auch an Genres. Was meint Sektionen anderes, meint das etwas anderes? Von den Sektionen und Programmen in Oberhausen dieses Jahr reizt mich der Länderschwerpunkt am wenigstens. Dabei habe ich nichts gegen Portugal, kenne ein paar tolle Kurator*innen aus Portugal, das Filmschaffen ist auch toll. Aber Filme nach dem Pass / dem Produktionsort zu gruppieren – wieviel Sinn macht das, beziehungsweise, welcher Sinn wird dadurch generiert? Oder wie der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger mal gefragt hat: What do We Know When We Know Where Something Is? World Cinema and the Question of Spatial Ordering.

Bisheriger Empfehlungen (komplett subjektiv, ich habe nicht alles gesehen): Deutscher Wettbewerb, 1. Programm: der Film „Dunkelfeld“. Das gesamte erste Internationaler Wettbewerbsprogramm – aber „Chinbin Western…“ unbedingt zusammen mit dem Filmgespräch mit der Filmemacherin schauen. Nicht, dass Verstehen das Wichtigste ist – aber die politischen / historischen Hintergründe des Films sind wirklich interessant und haben mich überrascht. Ich mochte, was das mit meiner vorherigen Seherfahrung gemacht hat. So ein Achso/Hoppla Moment. Auch der erste Film des Programms, „( ( ( ( ( /*\ ) ) ) ) )“, erschließt sich nochmal anders durch die Kommentare der beiden Filmemacher. Von „A Song Often Played on the Radio“ bin ich ganz seltsam fasziniert, berührt, festgehalten. Obwohl das Online-Filmgucken Sachen zulässt, die sonst nicht gehen (vorspulen, unterbrechen, wiederholen, abbrechen) bringt mich die Anordnung dazu – das jeweilige Filmgespräch kann nicht gesondert angewählt werden, ich muss den Abspann laufen lassen – in jedem Fall auch die Credits ganz zu sehen (was ich eigentlich sowieso mache, geschult, das zu tun). Dadurch gibt es wieder einen AHA-Moment: der Darsteller ist Guillermo Goméz Peña. Ein Performancekünstler, von dem ich viel gehört, ihn aber offensichtlich noch nie gesehen habe. Das Dritte Programm des Internationalen Wettbewerbs ist voll von Filmemacher*innen, die ich großartig finde. Ich habe die Reihenfolge ignoriert und mit Nadia Granados angefangen, völlig idiosynkratisch, weil ich sie persönlich kenne. Bei den ehemaligen Kolleg*innen der verschiedenen Experimentalfilm/Videokunstverleihe schaue ich auch vorbei (Arsenal, Light Cone…). Und natürlich – Maya Schweizer. Eine Künstlerin, mit der ich schon oft gearbeitet habe. Und eine Freundin. Seltsam, wie selbstverständlich sich für mich das Persönliche und das Berufliche vermischt.

Erst war ich skeptisch: voraufgezeichnete Filmgespräche? Keine Gelegenheit zur Nachfrage? Aber ich bin dankbar, dass die Filme dadurch gerahmt werden. Ich mag das. Das Diskursive. Aber die Präsenz, der geteilte Moment, das fehlt mir. Mir geht’s da wie ingamo. Ich freu mich auf das Treffen nachher!

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Das Festival findet statt. Nur anderswo

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gelten als das älteste Kurzfilmfestival der Welt (1954 als Westdeutsche Kulturfilmtage gegründet). Es ist ein streitbares Festival, dem es nicht nur um filmästhetische Fragen geht, sondern auch um Film- und Kinopolitik. 2020 findet das Festival aufgrund der Covid-19 bedingten Einschränkungen Online statt. Teil des Online-Formats ist der Festival-Blog, mit dem die Kurzfilmtage als Experiment auf die Krise reagieren.

Die geplante Exkursion mit Master-Studierenden (und einer Professorin in Vertretung) zieht nun ebenfalls um: anstatt zusammen und mit anderen kollektiv Kino und Festival zu erleben, wird das Festival für uns zum  „Fern-sehen“, wir machen Festival im räumlichen Distanzmodus. Aber das machen wir nicht alleine, sondern gemeinsam. Hier, in diesem Blog, versammeln wir uns. Mit Kommentaren, Empfehlungen, persönlichen Notizen, Diskussionen.