Der Mittagsschlaf

Im Schulchan Aruch findet sich folgender Abschnitt über den Mittagsschlaf:

„Der Mittagsschlaf ist nur dann erlaubt, wenn man nicht imstande ist, sich ohne ihn dem Torastudium zu widmen. Nur dehne man ihn nicht lange aus; denn es ist verboten, am Tage länger zu schlafen als ein Pferd schläft, nämlich eine Dauer von 60 Atemzügen.

Aber auch bei dieser geringen Spanne Zeit beabsichtige man nicht, sich einen Genuss zu bereiten, sondern den Körper für den Dienst seines Schöpfers zu stärken, denn so heißt es: „In allen deinen Wegen sollst du Ihn erkennen.“ (Sprüche 3,6)

„In allen deinen Wegen sollst du Ihn erkennen.“ (Sprüche 3,6) Dazu bemerken unsere Weisen: Alle deine Handlungen seien dem Dienste Gottes geweiht. Denn sogar alle nicht vorgeschriebenen Handlungen wie Essen und Trinken, Gehen, Sitzen, Aufstehen, Plaudern und überhaupt alle leiblichen Bedürfnisse sollen dem Dienste des Schöpfers geweiht sein oder mittelbar zu ihm führen. Selbst wenn man  hungrig und durstig war, aber nur des Genusses wegen gegessen und getrunken hat, ist das nicht zu loben. Vielmehr esse man in dem Gedanken, sich für den Dienst seines Schöpfers am Leben zu erhalten. Das Gleiche gilt auch für den, dessen Streben es ist, sich unter redlichen Menschen aufzuhalten, bei den Frommen zu stehen, im Rat der Untadeligen zu wandeln. Tut er das alles nur der Befriedigung wegen, die ihm dadurch entsteht, nur um seinen Willen und Wunsch zu erfüllen, so ist das nicht löblich. Anders jedoch, wenn er es zur Ehre Gottes getan hat […].

Die Hauptsache ist: Man muss seine Augen und sein Herz auf seine Wege richten und alle seine Handlungen mit seinem Verstand abwägen. Sieht man von einer Sache, dass sie zum Dienst des Schöpfers führt, so vollbringe man sie, anderenfalls unterlasse man sie. Wer so sein Leben einrichtet, dient jederzeit seinem Schöpfer.“ (Zitiert nach: J. Höxter, Quellentexte zur jüdischen Geschichte, 361-362)

Share
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.