Rabbi Jose und seine Ex-Frau

Über Rabbi Jose, den Galiläer, heißt es, er habe einige Probleme mit seiner Frau gehabt. Die Geschichte darüber wird als Illustration zu dem Bibelvers „Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entpricht“ erzählt (Genesis Rabba zu Gn 1,18):

Wenn der Mann es verdient, so ist sie eine Hilfe, wenn nicht, so ist sie ihm wie ein Stachel [im Fleisch].

Rabbi Josua bar Nechemja sagte: Wenn er es verdient, bekommt er eine Frau, wie die des Rabbi Hakinai (sie wartete 12 Jahre auf ihn und wollte keinen anderen Mann heiraten), wenn nicht, so bekommt er eine Frau wie die des Rabbi Jose des Galiläers.

Dieser hatte eine böse Frau. Sie war die Tochter seiner Schwester, und sie verachtete ihren Mann in Gegenwart seiner Schüler. Da sagten diese zu ihm: Scheide dich doch von dieser boshaften Frau, sie macht dir keine Ehre!

Er antwortete: Sie hat aber viel Geld in die Ehe gebracht, das ich ihr nicht zurückzahlen kann.

Einmal saß Rabbi Jose mit Rabbi Eleasar ben Asarja zusammen und lernte. Als sie fertig waren, sagte Rabbi Jose zu Rabbi Eleasar: Wir wollen aufhören zu lernen und zu mir nach Hause zum Essen gehen. Rabbi Eleasar war damit einverstanden.

Als Rabbi Jose nach Hause kam, blickte seine Frau zu Boden und ging hinaus. Rabbi Jose sah den Kochtopf auf dem Ofen stehen und fragte: Ist etwas in dem Topf zu essen? Ja, gab sie zur Antwort, es ist Gemüse darin! Als er aber in den Topf hineinschaute, sah er Brathähnchen.

Sie setzten sich hin und aßen. Da sagte Rabbi Eleasar zu Rabbi Jose: Sagte deine Frau nicht, im Topf wäre Gemüse, es sind ja Brathähnchen darin?

Rabbi Jose erwiderte: Ja, ist das nicht ein Wunder!

Als sie die Mahlzeit beendet hatten, sagte R.abbi Eleasar zu Rabbi Jose: Schick doch die Frau fort, denn sie macht dir keine Ehre!

Rabbi Jose sagte: Sie hat aber viel Geld in die Ehe gebracht, das ich ihr nicht zurückzahlen kann, wenn ich sie fortschicke.

Rabbi Eleasar sagte: Wir Schüler werden das Geld für sie irgendwie aufbringen, damit sie gehen kann. Sie brachten das Geld tatsächlich auf, so dass Rabbi Jose seine Frau entlassen konnte. Daraufhin suchten ihm die Schüler eine bessere Frau aus.

Seine Ex-Frau (die sich weiterhin für etwas Besseres hielt) heiratete unterdessen den Senator der Stadt. Nach einiger Zeit kam ein Leiden über ihn und er erblindete. Da nahm sie ihn an der Hand und führte ihn durch die Straßen der Stadt. Als sie an die Straße kamen, in der Rabbi Jose der Galiläer, ihr erster Mann, wohnte, kehrte sie plötzlich um. Weil ihr Mann aber die Straße kannte, fragte er sie: Warum führst du mich nicht in die Straße, in der Rabbi Jose wohnt? Ich habe gehört, dass er ein netter Mann ist. Ich bin, sagte sie, seine geschiedene Frau, und ich kann sein freundliches Gesicht nicht ertragen!

Ein anderes Mal kamen sie wieder dorthin und trugen einen Wortwechsel vor der Haustür Rabbi Joses aus, und das wiederholte sich über drei Tage. Der Mann, der inzwischen wirklich aufgebracht war, fing seine Frau an zu schlagen. Man hörte sie in der Straße schreien, und die ganze Stadt war Zeuge dieses Spektakels.

Als Rabbi Jose ihre Stimme hörte, blickte er zum Fenster hinaus und sah, dass sie auf der Straße beschimpft wurde. Da fragte er ihren Mann: Warum schlägst du sie? Der Mann antwortete: Weil sie mich täglich um meine Nahrung bringt, denn sie wollte mich nicht (zum Betteln) in diese Straße führen.

Als Rabbi Jose das hörte, nahm er beide in sein Haus auf und sorgte ein Leben lang für ihren Unterhalt.

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