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(gem)einsamkeit

Doorkeeper
Dieser Film hat mich sehr an das Bleiben in bzw. Verlassen der Komfortzone erinnert. An die unterschiedlichen Eigenschaften zweier Räume. An Einsamkeit und auch an Panik, die aufkommt, sobald man sich einer unbekannten Menschengruppe annähert. An die vorgetäuschte Beschäftigung durch den Protagonisten, der eine Zeitung mit leeren Seiten liest.

We are living monuments
Dieser Film ist wirklich nicht einfach zu verdauen. Ich fühle mich betroffen, nachdem ich von einem weiteren Beispiel erfahren habe, durch das Frauen auf dieser Welt Opfer wurden. Ein Monument soll errichtet werden – zum Andenken an die im Jahr 2017 (innerhalb von drei Monaten!) 23 ermordeten Frauen in Uganda. Warum diese Anfrage abgelehnt wird? Weil das Monument für Frauen bestimmt war. Sollen Frauen unterstützt werden, dann in anderer Form, nicht durch ein Monument. So zeigt für mich der Titel, dass nun die lebenden Frauen zu Monumenten geworden sind und an ihre ermordeten Mitmenschen erinnern. Die voyeuristischen Fotografien und Videoaufnahmen stellen gleichzeitig die ökonomische Lage des Districts dar. Die Off-Stimmen wiederholen dieselben Gedanken: fehlender Schutz und Respekt, fehlende Wertschätzung, Machtlosigkeit.
Der Film ist zu Ende und ich werde an die traurige Realität erinnert. An eine Gemeinsamkeit: Frauen sind überall eingeschränkt, von der sozialen Ungleichheit betroffen und werden zu Opfern von (verbaler, physischer, mentaler) Gewalt.

Meryem

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MuVis

Was macht ein gutes Musikvideo aus? Nachdem ich mir die ersten Musikvideos des Wettbewerbs angeschaut habe, finde ich diese Frage noch schwieriger zu beantworten als vorher. Ich hätte vielleicht gesagt, das Schaffen einer Atmosphäre, einer Stimmung, die sich dem jeweiligen Song unterordnet oder ihn ergänzt. Nun bin ich nicht mehr ganz so sicher. In den Musikvideos, die ich bis jetzt gesehen habe, dominieren clevere Ideen und experimentelle Ästhetiken – der Song rückt dabei fast in den Hintergrund, ist nur noch ein unterschwelliger Puls, der die Bilder begleitet.

Und kann man Musikvideos und Kurzfilme eigentlich wirklich voneinander trennen? Viele Kurzfilme wirken auf mich wie Musikvideos ohne Musik – oder nicht einmal ohne Musik, aber ohne einen zugeordneten Song. So etwa „Never look at the sun“, eine rhytmische Sequenz, eine Collage von Bildern und Impressionen, die in ihrer Ästhetik stark an moderne R&B Videos erinnert. Kategorisiert wurde dieses Werk aber als Kurzfilm. Umso mehr ich schaue, umso mehr sehe eine enge Verknüpfung zwischen den zwei Formaten, die sich vielleicht grundlegend nur in ihrer Zielsetzung unterscheiden (Einen Song zu promoten vs. ein eigenständiges Werk zum „Selbstzweck“ kreieren), wobei auch das diskutabel ist.

Am besten gefallen hat mir bis jetzt das Video zu „Introspection“. Vielleicht, weil es sich um eine simple, aber gut umgesetzte Idee handelt, vielleicht auch, weil mir das Musikstück am meisten zusagt oder weil Bild und Ton zu einem pulsierenden Ganzen werden, das eine hypnotische Wirkung entfaltet. So ganz trennen kann ich das nicht. Ich schaue weiter.

Was sind eure MuVi Favoriten?

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ganz schön viel, das alles

Am vierten Tag habe ich aus Versehen den Respekt vor dem Filme-Sehen verloren. Während ich die Filme anfangs ruhig, geduldig und konzentriert in der angedachten Reihenfolge ansah, erwischte ich mich gestern Morgen dabei, wie ich die Website der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen mittlerweile eher wie Netflix behandelte: ich suchte mir irgendetwas aus, was interessant aussah, und wenn es sich nicht innerhalb von drei Minuten als interessant erwies, suchte ich mir ein anderes Video (aber bloß nichts zu langes).
Abends, wenn ein Haufen Filme für immer zu verschwinden droht, werde ich besonders hektisch und unentschlossen. Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, warum das wohl so ist, und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich wohl überfordert bin. 

Ich habe mittlerweile etliche Filme gesehen, und dabei, glaube ich, unterschätzt, dass man die auch irgendwie verarbeiten muss. Alle 15 Minuten eine neue Welt. Wir sind immersive Welten im digitalen Zeitalter gewohnt, und auch viele, und auch lange; aber innerhalb eines Abends von Eisflächen zu Hitzewellen zu wechseln und wieder zurück, Geschwister zu sehen die sich streiten, die sich gerne haben, die sich streiten und sich trotzdem gerne haben, Kinderprobleme, Jugendprobleme, Erwachsenenprobleme, die Liste könnte ewig weitergehen – das ist ein bisschen viel. Selbst die tiefgründigsten Off-Stimmen werden für mich beim 20. Film des Abends zum Hintergrundrauschen.
Bei einem „echten“ Festival würde man ständig im Austausch über die Filme stehen, und wenn man bei einem Film ein besonderes Bedürfnis nach Austausch hätte, dann würde man dem nachgehen. Hier in meinem Zimmer staut sich vieles an. Ich kann meine Träume der letzten Nächte in Elemente der Kurzfilme aufdröseln, die ich gesehen habe: ich zelte, ich fahre Auto ohne Führerschein, ich springe aus einem Boot.
Deswegen habe ich mich gestern Morgen dazu entschieden, eine Pause einzulegen, um dem Festival heute wieder mit „frischen Augen“ begegnen zu können. Die Festival-Website, die ich gerade geöffnet habe, lässt mein Herz jetzt wieder schneller schlagen, anstatt mich zu entmutigen. Ich möchte mir heute Zeit nehmen, und Ruhe, wie sich das an so Sonntagen gehört.
Hat jemand Filmempfehlungen?

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Aus der „Echokammer“

Ich merke, es staut sich ganz schön was an, wenn man die ganze Zeit so im stillen Kämmerlein sitzt und einen Film nach dem anderen sieht.

Am ersten Tag fing ich noch sehr strukturiert an mir Programmreihen nacheinander anzuschauen. Jetzt, wo ständig neue Reihen dazukommen, verliere ich etwas den Überblick und klicke mich irgendwie kreuz und quer durch das Programm. Zwischenzeitlich, meistens in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr gerate ich in leichte Panik, da ich Angst habe, einen Film nicht mehr sehen zu können, den ich vielleicht gern gesehen hätte.

Bei Festivals, die ich bisher besuchte, habe ich mir meistens ein oder zwei Kurzfilmreihen angesehen, aber hauptsächlich Langspielfilme und Dokumentarfilme. Es war immer eine nette Abwechslung, ein buntes Potpurri, bei dem meistens auch was dabei war, was mir gefiel. Jetzt merke ich, dass ich durch die kürzere Dauer der Filme, natürlich viel mehr sehe und viel mehr Input habe.

Hin und wieder habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, mir ein Festival mit einer kleineren Auswahl zu wünschen. Das würde vielleicht den Austausch untereinander leichter machen. Ich finde es eigentlich auch immer ganz spannend mich mit den Entscheidungen der Jurys bei einer solchen Veranstaltung auseinanderzusetzen. Man kann über diese Entscheidungen natürlich besser diskutieren, wenn man das Gefühl hat, einen guten Überblick über die Festivalfilme bekommen zu haben. Ich habe irgendwann aufgegeben, als immer wieder eine neue Kinder-und Jugendreihe mit einer anderen Alterempfehlung erschien (8+, 10+, 12+, 14+… ich stelle mir diese Einteilung irgendwie schwierig vor bei so geringen Alterunterschieden).

Andererseits geht es ja auch nicht wirklich um einen Wettbewerb. Dabei fällt mir gerade auch zum ersten mal auf, dass das Filmfestival „Max Ophüls Preis“ (das ich immer Ophüls-Festival nenne und das ich gut kenne) mit seinem Namen den Aspekts des Wettbewerbs sehr in den Vordergrund stellt. Bei den „Kurzfilmtagen Oberhausen“ habe ich direkt einen anderen Eindruck. Irgendwie erscheinen mir Preise und Wettbewerbe hier irgendwie angenehmerweise hintergründig.

An die Untertitelungen der meisten Filme habe ich mich dann doch wieder schneller gewöhnt als ich dachte. Klar, internationales Festival, verschiedene Sprachen. Da sind Untertitel natürlich notwendig. Aber ich finde es teilweise auch ein wenig schade, dass man sich dabei manchmal nicht mehr richtig auf die Bilder konzentrieren kann. Aber das ist natürlich keine Kritik, sondern irgendwie nur ein Konflikt, den ich öfter mal habe: lieber Originalton oder lieber Konzentration auf die Bildsprache.

Ich habe bisher viele tolle Filme gesehen und viele haben mich auf unterschiedliche Art und Weise abgeholt. Über den so wichtigen Film „Dunkelfeld“ denke ich beispielsweise immer mal wieder nach. Vorallem über die Machart in Verbindung mit dem Thema. Oder die Doku „I signed the petition“, die ein politisches Thema so behandelt hat, dass ich gedanklich total relaten und es auf viele Situationen in meinem Alltag übertragen konnte.

Ich finde es auch immer wieder spannend die Blogeinträge und Impressionen hier zu lesen. In diesen Momenten fühlt man sich tatsächlich nicht mehr ganz so alleine, daheim in seinem stillen Kämmerlein.

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Tiere und andere Arten

… ich komm zwar vom Experimentalfilm & der Videokunst, aber ich mag auch Gegensätze. Actionfilme. Oder eben auch – Tieranimationen. Als Kind habe ich Biene Maja geguckt (die japanisch-deutsche Serie von 1975, da durfte Maja noch pummelig sein). „Die Winzlinge“ mochte ich sehr (basierende auf die frz Serie „Minuscule„) Das Programm 3+ fängt mit so einem Film an: „Der kleine Vogel und die Bienen“. Den habe ich jetzt tatsächlich schon drei Mal angesehen. Die Animation (also die Hintergründe) erinnert mich ein bisschen an die Kinderbücher von Leo Lionni. Und der scheinbar flugunfähige Vogel an den fast ausgestorbenen neuseeländischen Kakapo. Über den Douglas Adams in „Die letzten ihrer Art“ so lakonisch (oder doch einfach nur komisch?) geschrieben hat: „Unter all diesen Vögeln ist der Kakapo der seltsamste. Na schön, wenn man genau darüber nachdenkt, ist wohl auch der Pinguin ein ziemlich sonderbares Geschöpf, nur ist er auf irgendwie robuste Art sonderbar und bestens an die Umgebung angepaßt, in der er lebt, was man vom Kakapo nicht behaupten kann. Der Kakapo ist ein Vogel in der falschen Zeit. Wenn man einem von ihnen in sein großes, rundes, grünlichbraunes Gesicht sieht, wirkt er auf so heitere, unschuldige Art ahnungslos, daß man ihn am liebsten drücken und ihm sagen möchte, daß alles wieder gut wird, obwohl man weiß, daß das wahrscheinlich nicht stimmt.

Der Kakapo ist ein extrem dicker Vogel. Ein durchschnittlicher, ausgewachsener Kakapo wiegt zwischen sechs und sieben Pfund und kann mit seinen Flügeln bestenfalls ein bißchen herumwackeln, wenn er fürchtet, über irgendwas zu stolpern – aber Fliegen ist mit den Dingern vollkommen ausgeschlossen. Traurig ist nur, daß der Kakapo anscheinend nicht bloß vergessen hat, wie man fliegt, sondern zudem vergessen hat, daß er vergessen hat, wie man fliegt. Ein ernstlich beunruhigter Kakapo bringt es zwar fertig, auf einen Baum zu flitzen und von oben abzuspringen, fliegt aber dann wie ein Stein und landet als wenig eleganter Haufen am Boden.“

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Alles neu macht der Mai

(Kurz-)Filmfestivals…meine Erfahrungen beschränken sich dabei auf das Filmfest Düsseldorf, bei dem ich auch organisatorisch mitgewirkt habe und der Berlinale – allerdings als Besucher. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut, dass die wir von der Uni aus zu den Internationalen Kurzfilmtagen nach Oberhausen fahren können.

Tja, doch dann kam Corona und warf unser aller Leben über’n Haufen. Als ich meinen Seminarplan für dieses Semester erstellt habe, war ich kurz davor den Kurs doch nicht zu belegen. Irgendwie war mir klar, dass es keine Kurzfilmtage wie ursprünglich gedacht geben würde. Doch ich hab mich angemeldet und war einige Wochen später sehr erfreut die Mail zu lesen, in der stand, dass das Festival stattfindet, wenn auch nur online.

Einerseits war da diese Vorfreude auf ein Filmfestival, die sofort den typisch leicht muffigen Geruch von Kinosälen und leckerem Popcorn hervorrief. Doch gleichzeitig war da diese große Frage: Ein Filmfestival online?! Wie soll das bitte funktionieren? Denn für mich gehört zu einem Festival der Austausch nach den Filmen in der Vorhalle, das leise Flüstern zwischen den Filmen, oder die Gespräche mit den Filmemachern und die Möglichkeit ihnen selbst Fragen zu stellen. Die Skepsis war dementsprechend groß.

Wie auch die anderen hier, habe ich mir zur Einstimmung und Vorbereitung ein wenig auf dem Blog der internationalen Kurzfilmtage umgesehen. Die Idee an sich finde ich sehr gut, denn die dort angesprochenen Themen finde ich durchaus interessant. Doch auch ich hatte, und habe teilweise immer noch, große Probleme die Homepage von der Seite des Blogs auseinander zu halten und mir eine Übersicht zu verschaffen.

Ich logge mich also mit meinen Zugangsdaten ein und möchte die ersten Filme gucken. Die erste Kategorie die mir angezeigt wird ist: Children’s Film Competition 10+. Zwei Filme schaue ich mir hintereinander an „En route“ und „Têtard“ – gegensätzlicher könnten sie kaum sein. Während „En route“ ein Spielfilm ist, ist „Têtard“ ein Animationsfilm gemalt aus Wasserfarben. Während „En route“ das Leben einer Familie zeigt, die zu wenig Geld hat um sich genug Lebensmittel zu kaufen, handelt „Têtard“ von Geschwistern, die sich nicht leiden können. Beide Geschichten beruhen auf Teilen des wahren Lebens der Regisseure, wie sich im Gespräch nach den Filmen herausstellt. Und dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich den Film „Têtard“ richtig verstanden habe…doch ich kann mich nicht mit jemanden drüber unterhalten – es sei denn einer von euch hat den Film auch gesehen?

Viele Filme habe ich noch nicht sehen können, doch schon jetzt merke ich, dass bei mir kein bisschen das Gefühl aufkommt an einem Filmfestival teilzunehmen. Eher fühle ich mich so, als ob ich zwischendurch eine Folge meiner Serie bei Netflix schaue um eine Pause von meinem Alltag zu machen. Ich hoffe dieses Gefühl verändert sich noch. Und wenn nicht, ist es trotzdem eine einmalige Erfahrung daran teilzunehmen, denn alles neu macht der Mai besonders in Zeiten von Corona, wie Frau Doering uns gestern berichtet hat.

Nina

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wiedersehen

Das Folgende habe ich gerade auf Facebook gepostet. Und dann dachte ich, es kann auch hierher ‚ziehen‘. Ich merke natürlich, dass ich – altersmäßig und professionell ‚deformiert‘ – mit Vielem und Vielen in Oberhausen verbunden bin. Einige der Filmemacher*innen kenne ich seit ihrem Studium, viele begleiten mich – und ich sie – in meiner Arbeit als Kuratorin und Autorin seit Jahren. Eines meiner Hauptthemen ist ja die kritische Migrationsforschung. Promoviert habe ich über Kino und die Perspektiven der Migration. Nicht zufällig daher, dass auch diese im Folgenden genannten Filmemacher*innen mir seit langem vertraut sind, dass wir öfter mal zusammen gearbeitet haben. Daher dieser folgende Eintrag, nicht ohne Pathos:

„Cana Bilir-Meier und Sylvia Schedelbauer side by side im Dritten Programm „German Competition“ bei den Kurzfilmtagen Oberhausen, unterbrochen von sehr schönen Gesprächen mit Gaby Babic. Ich bin ganz angerührt! (Ehrlich gesagt, sind mir Schauer den Rücken runtergelaufen).
Canas „This Makes Me Want to Predict The Past“ habe ich auch letztes Jahr in Hamburg installiert gesehen, aber es haben sich durch das Gespräch und das erneute (anders fokussierte) Sehen nochmal neue Perspektiven aufgetan. Danke auch an den Hamburger Kunstverein (meien ehemalige Kuratorinnenkollegin, Bettina Steinbrügge) für diese erste (?) Einzelausstellung der Arbeiten von Cana. Besonders die Hefte Ihrer Mutter sind mir sehr im Gedächtnis geblieben. Als Medienwissenschaftlerin und Migrations/Rassismusdenkerin war die Ausstellung aber sowieso food for thought. Und ohne Oberhausen und Madeleine Bernstorff hätte ich Cana nie kennen gelernt, eine ebenso wesentliche und anhaltende Begegnung wie mit Sylvia. Auch wenn mir nicht alle ihrer Arbeiten gut zugänglich sind – insbesondere in den letzten Jahren kommen sie mir immer näher (crawling under my skin). Für mein Denken war Sylvias Arbeit aber immer sehr wichtig – eine der Künstler*innen, die mich seit Jahren begleiten. Als ein Film von Sylvia bei Mubi lief, das war mein Mubi turning point. Vorher (und manchmal auch jetzt) war ich oft eher so … naja… von der Auswahl bzw den Filmtexten dazu (das bleibt, mit deren Tonalität werde ich selten richtig warm). Und jetzt – „Labor Of Love“. Schauen! Nicht zuletzt um diese ewigen Technofantasien zu hinterfragen, dass VR Immersion ermöglicht, die sonst nicht gegeben sei. Well – „Labor Of Love“ ist ganz genaues Hineinziehen. Etwas, woran Sylvia seit langem arbeitet (kann man in den letzten Jahren in Oberhausen nachvollziehen). Liebe als Abstraktion und damit sehr präzise Konkretion.“

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Kinder- und Jugendfilme 6+

Da ich ein großer Fan von Kinder- und Jugendfilmen bin, habe ich mir zuallererst das Filmprogramm der Kinder- und Jugendfilme 6+ angesehen. Welcher Film hat mich noch im Nachgang beschäftigt? Ramón. Der Filmtitel ist gleichzeitig der Name des Protagonisten. Ein Film über einen kleinen Jungen, der sich auf die Kickboxing Championships vorbereitet und einen ganz besonderen Hairstyle mag: „mango chupado“.
Der Film hat mich emotional ergriffen. Ich muss zugeben, ich empfinde sehr schnell Empathie. So war ich traurig oder glücklich, als der kleine Ramón es war. Vielleicht umso stärker, weil dieser Film der einzige aus der Reihe mit realen Menschen war. Es hat mich wirklich gefreut zu sehen, wie schnell Kinder Enttäuschungen überwinden und wieder Spaß haben können. – Denn: Das Leben geht weiter und aus jeder Erfahrung lernt man. Das hat mir Ramón noch einmal bewusst gemacht.
Ich wünsche mir jetzt, ich könnte ihn auf seinem sportlichen Weg weiter begleiten. Daher wundert es mich nicht, dass die Regisseurin Ramón zufällig kennengelernt und gefragt hat, ob sie einen Dokumentation über ihn drehen könnte. Denn er ist ein kleiner, großer Sonnenschein und zeigt, einem, dass man immer sein Bestes tun sollte, egal, was passiert.

Ein Film aus diesem Programm, der mich ebenfalls zum Nachdenken gebracht hat, war A Lynx in the Town. Ich hätte nicht gedacht, dass die Idee für den Film tatsächlich dadurch entstanden ist, dass gelegentlich Wildtiere in der Heimatstadt der Regisseurin auftauchen. Warum mich dieser Film zum Nachdenken gebracht hat? Weil er verschiedenste Beziehungen anspricht, die uns immer wieder begegnen: Natur vs. Digitalität, Tiere vs. Menschen, Angst vs. Mut. – Vor allem durch die Rezeption zur Pandemiezeit, erhalten diese Aspekte einen ganz anderen Beigeschmack. Ebenso hat mich wirklich beeindruckt, dass die Animationen mit TVPaint erstellt wurden und keine Zeichnungen waren. Wie ich später nachgelesen habe, handelt es sich bei TVPaint um eine Software. Und dass der Prozess der Erstellung der Bilder mit TVPaint neun Monate gedauert hat, ist wirklich erstaunlich. Zwischen der Filmidee und dem Ende der Produktion sind sogar zwei Jahre vergangen. Verrückt, oder?

Ich habe mir vorgenommen, das nächste Filmprogramm gemeinsam mit meiner Mama anzusehen, da es mir auch wirklich sehr gefehlt hat, mich mit jemandem austauschen zu können. Ich werde später berichten, wie es war!

Meryem

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Berzah

Gestern habe ich die ersten Werke geschaut und bin dabei sehr unsystematisch vorgegangen. Ich habe mir wild Filme rausgepickt, die mich ansprachen, ohne auf die Herkunft zu achten, und einige kurze und längere hintereinander geschaltet. Ich muss ehrlich sagen, dass mich die ersten paar Werke nicht erreichen konnten, bei denen es sich aber auch hauptsächlich um experimentelle Formate handelte. Vielleicht habe ich ihnen nicht den nötigen Platz im Kopf eingeräumt, vielleicht braucht es doch den konsekutiven Ablauf des Programms, vielleicht brauche ich den abgedunkelten Raum des Kinos doch mehr als gedacht.

Doch dann: Berzah war der erste Film, der mich in seinen Bann gezogen und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Möglicherweise dem leicht humorvollen Unterton geschuldet, vielleicht auch der schönen Szenerie – das Fernweh ist dieser Tage besonders groß! – auf jeden Fall hat mich Berzah, so abgedroschen es klingt, auf irgendeiner Ebene erreicht.

Es handelt sich um einen Mini-Episodenfilm, der uns drei kleine Ausschnitte aus einem heißen Sommertag in der Türkei zeigt. Auch wenn die drei Episoden – die einmal eine Hotelbesucherin, einen Vater mit seiner Tochter und einen Möbelpacker zeigen – keinen offensichtlichen Zusammenhang aufweisen, so verbindet sie ein Element: Endurance – for lack of a better german word. Aushalten trifft es nicht ganz. In der ersten Episode sehen wir eine von der Hitze geplagte Frau, die sich, die Haut schon ganz verbrannt, trotzdem noch in die Sonne legt und sich träge von einer Seite auf die andere wirft. Die Kamera zeigt dabei in unglaublich detaillierter und aufmerksamer Weise ihren Kampf mit der Hitze, den Schweiß auf der Stirn – man kann sie praktisch spüren, die gleißende Sonne.

Ähnlich verhält es sich mit den anderen Episoden, ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Die alltäglichen Herausforderungen, die die Protagonisten durchlaufen, werden für den Zuschauer spürbar, sensualisierbar, dass es einem fast unangenehm ist. Und trotzdem möchte man nicht wegschauen – eine interessante Erfahrung!

– Milena –

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gemischtes

Ich musste schmunzeln, als nach der Eröffnung, die ich mir auf Facebook angesehen habe, weil mein Festivalpass einfach nicht laden wollte, zunächst die Server in die Knie gingen. Über alles mögliche konzeptionelle hatte ich mir vorher Gedanken gemacht: was ist, soll, kann ein Filmfestival im Onlineformat? Aber dass die Verbindung einfach abbrechen kann, naheliegend eigentlich, daran hatte ich nicht gedacht. Auch in Zeiten der Pandemie scheint der Katastrophenmodus nicht ständig an zu sein. Eigentlich ganz gut. Ich persönlich hätte mir aber auch mehr glitsch bei der Eröffnung gewünscht (wieviele Männer braucht es, um ein Festival zu eröffnen?). Immerhin: endlich kommen auch mal die Filmfestivalarbeiter*innen ins Blickfeld, die sonst nicht auf die Bühne geholt werden (Vorführer*innen, Untertitelung, Presse, Gästebetreuung usw.).

Ich denke auch immer noch über milenabs Frage nach, wieso von Sektionen (und nicht Kategorien) gesprochen wird. Ich bin ja von der Berlinale und dem Arsenal in Berlin ‚geformt‘ worden, was Kino/Festivalarbeit angeht – da heißt es auch Sektionen. Mir war das daher gar nicht aufgefallen. Wie nennen das eigentlich andere Festivals? Ich weiß, wie es historisch zur ersten Sektion bei der Berlinale kam – aber hieß das gleich so? Oder erst, als diese zahlenmässig zugenommen haben? Wie finde ich solche Unterteilungen überhaupt? Bei milenabs Vorschlag ‚Kategorien‘ muss ich an Preise denken und dann auch an Genres. Was meint Sektionen anderes, meint das etwas anderes? Von den Sektionen und Programmen in Oberhausen dieses Jahr reizt mich der Länderschwerpunkt am wenigstens. Dabei habe ich nichts gegen Portugal, kenne ein paar tolle Kurator*innen aus Portugal, das Filmschaffen ist auch toll. Aber Filme nach dem Pass / dem Produktionsort zu gruppieren – wieviel Sinn macht das, beziehungsweise, welcher Sinn wird dadurch generiert? Oder wie der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger mal gefragt hat: What do We Know When We Know Where Something Is? World Cinema and the Question of Spatial Ordering.

Bisheriger Empfehlungen (komplett subjektiv, ich habe nicht alles gesehen): Deutscher Wettbewerb, 1. Programm: der Film „Dunkelfeld“. Das gesamte erste Internationaler Wettbewerbsprogramm – aber „Chinbin Western…“ unbedingt zusammen mit dem Filmgespräch mit der Filmemacherin schauen. Nicht, dass Verstehen das Wichtigste ist – aber die politischen / historischen Hintergründe des Films sind wirklich interessant und haben mich überrascht. Ich mochte, was das mit meiner vorherigen Seherfahrung gemacht hat. So ein Achso/Hoppla Moment. Auch der erste Film des Programms, „( ( ( ( ( /*\ ) ) ) ) )“, erschließt sich nochmal anders durch die Kommentare der beiden Filmemacher. Von „A Song Often Played on the Radio“ bin ich ganz seltsam fasziniert, berührt, festgehalten. Obwohl das Online-Filmgucken Sachen zulässt, die sonst nicht gehen (vorspulen, unterbrechen, wiederholen, abbrechen) bringt mich die Anordnung dazu – das jeweilige Filmgespräch kann nicht gesondert angewählt werden, ich muss den Abspann laufen lassen – in jedem Fall auch die Credits ganz zu sehen (was ich eigentlich sowieso mache, geschult, das zu tun). Dadurch gibt es wieder einen AHA-Moment: der Darsteller ist Guillermo Goméz Peña. Ein Performancekünstler, von dem ich viel gehört, ihn aber offensichtlich noch nie gesehen habe. Das Dritte Programm des Internationalen Wettbewerbs ist voll von Filmemacher*innen, die ich großartig finde. Ich habe die Reihenfolge ignoriert und mit Nadia Granados angefangen, völlig idiosynkratisch, weil ich sie persönlich kenne. Bei den ehemaligen Kolleg*innen der verschiedenen Experimentalfilm/Videokunstverleihe schaue ich auch vorbei (Arsenal, Light Cone…). Und natürlich – Maya Schweizer. Eine Künstlerin, mit der ich schon oft gearbeitet habe. Und eine Freundin. Seltsam, wie selbstverständlich sich für mich das Persönliche und das Berufliche vermischt.

Erst war ich skeptisch: voraufgezeichnete Filmgespräche? Keine Gelegenheit zur Nachfrage? Aber ich bin dankbar, dass die Filme dadurch gerahmt werden. Ich mag das. Das Diskursive. Aber die Präsenz, der geteilte Moment, das fehlt mir. Mir geht’s da wie ingamo. Ich freu mich auf das Treffen nachher!