Eines der Themen für meine schriftliche Theologie-Prüfung lautete: Der Aufstieg Davids. Hilfsmittel durften nicht benutzt werden, und ich war nicht gut auf das Thema eingestimmt, denn ich hatte gerade Stefan Heyms König David-Bericht gelesen. In diesem Buch kommt David nicht gut weg. Er wird als kleiner rothaariger Mann in Szene gesetzt, der auf nicht geradem Weg an die Macht gelangt. Das war Wasser auf meine Mühlen gegossen, denn seit ich mit den biblischen Geschichten vertraut war, war ich auf der Seite von König Saul. König Saul, über den es in 1 Samuel 9,2 heißt: „Saul war ein junger schöner Mann, keiner unter den Israeliten war schöner als er. Von der Schulter an aufwärts überragte er alles Volk.“ Oder, wie Luther übersetzt: er war „eines Hauptes länger als alles Volk“. Saul verliert seine Königsherrschaft, weil er gegen den Befehl Gottes (1 Sa 15,3) den König der Amalekiter am Leben lässt und das im Kampf erbeutete Vieh und das Vermögen der Amalekiter schont. Das Vieh ist er bereit, Gott zu opfern (1 Sa 15,15), er will es nicht für sich. Samuel, der Prophet Gottes in dieser Zeit, antwortet Saul: „Gehorsam ist mehr wert als Opfer, Folgsamkeit ist besser als das Fett von Widdern.“ Mit diesem Vers (1 Sa 15,22) hatte ich schon früh große Probleme …, und ich fand es schwierig genug einzusehen, warum Gott Saul nicht vergeben konnte. Diesen Groll schrieb ich mir beim „Aufstieg Davids“ im Examen von der Seele. Mein Prüfer benotete die Klausur mit schwach ausreichend. Das verstärkte meinen Groll nur noch. Zur mündlichen Prüfung wurde ein zusätzlicher externer Prüfer bestellt. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, war aber fest entschlossen, „mit aufrechtem Gang“ (in Anlehnung an Gollwitzer, Krummes Holz – aufrechter Gang) in diese Prüfung hineinzugehen. Es wurde heftig argumentiert – aber zum Schluss war das Ergebnis der mündlichen Prüfung exzellent. So bekam ich ein knappes „gut“ als Abschlussnote und das Angebot auf eine Assistentenstelle. Ich hatte nur ein paar Tage Zeit, meine Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Sie wurden von meinem Vorgänger Dr. U.W. gesichtet. Als er meinen Lebenslauf sah, stockte er, blickte auf und sagte: „Oh, sie haben auch am 22.2. Geburtstag …!“ — Pause — „… dann leiden Sie ja auch so an der Welt wie ich …“– Damals habe ich mein Gegenüber nur stumm anschauen können, heute würde ich ihm sagen, dass es nicht die Welt generell ist, an der man leiden muss. Aber die Geschichte mit Saul …
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