Lea Goldberg

Briefe von einer imaginären Reise lautet der Titel eines kleinen Buches von  Lea Goldberg, das 1937 in Tel Aviv unter dem Titel: Michtavim mi-nessia meduma erschien, und aus dem ich hier einige Zeilen zitieren möchte:

„… Ja, auch eine erdichtete Reise ist reich an Begebenheiten und Erlebnissen. Meine Heldin – Ruth – könnte, wie ich, in einer Zeit über dem Abgrund des Nichts leben. Sie weiß, dass sie reisen muss, der Weg jedoch ist ihr versprerrt. Und vorläufig wird alles mehr und mehr zu Vergangenheit. Und sie hält sich an meiner erdichteten Reise fest. Ruth ist kein sentimentales Fräulein. Sie schreibt Liebesbriefe, doch nicht, um sie später im Ofen zu verbrennen. Sie hat ein literarisches Ziel. Wirklich intime Briefe kann man nicht veröffentlichen. Deshalb habe ich eine Heldin gewählt, deren Name nicht meiner ist, und der Name ihres Geliebten ist nicht Dein Name. Wenn Ruth mir ähnelt und der, an den sie sich wendet, Dir, so sind sie dennoch nicht ich und nicht Du  – sie sind Figuren, imaginär wie die Reise.

Ruths Geliebter heißt Immanuel. Sie nennt ihn zärtlich „El“ und kurz „Immanulino“. Oder umgekehrt.

Ihre Beziehungen sind nicht geordnet – erstens, weil sie den unseren ähneln, und zweitens, weil es langweilig wäre, über geordnete Beziehungen zu schreiben….“ (S. 7-8)

„…. In meinen Briefen an Dich war viel Melancholie. Viel sprach ich von Einsamkeit. Dieses Kapitel ist noch nicht beendet, und es wird auch nicht so bald beendet sein, wird wahrscheinlich nie beendet sein. Doch auch der Weg der Einsamkeit ist ein Weg, der zu einem „Vorwärts“ führt. Nun will ich mein Reisegebet mit Freude sprechen und gehen. Hier lasse ich einige Tränen zurück. Es werden nicht die letzten sein, ich weiß es. Und meine Liebe zu Dir lasse ich noch nicht zurück, ich nehme sie mit mir, obwohl sie nicht zu den „notwendigen Dingen“ gehört, meine Schritte nicht zur Ruhe lenkt – und ich an eine Begegnung nicht glaube, Ruth.“ (S. 110-111)

Etwas über die Gedichte von Lea Goldberg finden Sie hier.

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