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Das heilige Dreigestirn


2012
01.07

Ich bin zurück in Spanien. Wurde in Sevilla  mit 20°C, reifen Orangen an den Bäumen und back-in-Spain-feeling beglückt, und nach zwei Tagen ist die Temperatur immer noch die gleiche (in Cádiz etwas geringer, ca. 17°-18°C), aber die erste Feststellung ereilte mich: Temperatur ist eine Kopfsache. In Deutschland kam es mir nicht so kalt vor (ok, es WAR einfach auch nicht so kalt), weil es drinnen im Haus einfach immer immer warm war.

Hier habe ich draußen wunderbar Sonnenschein, kann die Fleecejacke offen lassen und überall ist schon ein bisschen Frühling. Aber drinnen im Haus ist es leider genauso warm, nur dass ich es drinnen plötzlich als kalt empfinden und ich am Schreibtisch die Fleecejacke lieber anlasse, was mir gleich wieder suggeriert, dass es kalt ist – kein Wunder, dass die Spanier Angst vor dem deutschen Wetter haben, wenn sie denken, dass es immer so ungemütlich durch die Fenster reinzieht.

Fazit und Handlungsmöglichkeit: so viel wie möglich rausgehen. Ja. Nein. Ich mein: Jein.

Immerhin habe ich erst 3 Seiten Essay und muss nach jeder halben Seite spanischem wissenschaftlichem Gestammel Siesta machen. Januar ist Klausur- und Arbeitsphase. Und ich dachte, so was hab ich hier nicht, ich bin doch Erasmus? Irgendwo habe ich ein falsches Kreuzchen gesetzt.

Gestern war übrigens der Tag der „Reyes Magos“, die heiligen drei Könige, die hier in Spanien die Geschenke bringen. Am Abend vorher war ganz Cádiz auf den Straßen unterwegs – kein Durchkommen mehr in normalem Schritttempo – um den Königsumzug zu sehen. Das ist wie Karneval, nur an Weihnachten: Könige und Königsgehilfen, Flamencogruppen und Spielmannszüge bilden eine Riesenparade inkl. mehreren großen, prachtvollen Wagen wie in einem Karnevalsumzug. Bonbons werden auch geschmissen. Und wenn das Dreigestirn… äähh die heiligen Drei Könige höchstpersönlich vorbeigeschritten kommen, kreischt die Masse, das Fernsehen bekommt ein Exklusivinterview mit einem der Könige (ohne Witz!!) und die Blitze der Fotoapparate machen aus dem Rathausvorplatz einen roten Teppich. Wir waren mit einer Familie aus Cádiz/Venezuela dort, und die über 40-Jährige Mama ist extra, um die Könige zu sehen, auf die Schultern ihres Sohnes gestiegen und schier ausgerastet als die drei Bärtigen vorbeikamen – „Ich hab ihn geseh´n! Ich hab ihn geseh´n!“ .

In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar kommen die Könige dann in jedes Haus und hinterlassen Geschenke, die die Kinder dann am nächsten Morgen finden. Und sie kommen auch manchmal zu Erasmussen…

PS: Plötzlich gibt es übrigens einen Briefkastenschlüssel! Auch ein Geschenk der Reyes Magos…?

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