Ich bin sicherlich zu ausschweifend, um das Folgende als „Fotostrecke“ bezeichnen zu dürfen – aber ich habe bisher nicht beschlossen, einen journalistisch korrekten Blog zu führen oder Beitragsformen einzuführen. Keine Sorge, ich erspare Euch „Merle mit Felsen 001“, „Merle mit Felsen 002“ und „Merle, lächelnd, seitlich, mit Felsen“ (die bekommt ihr nur per Emailanfrage), aber ein paar Touri-Fotos müssen sein!
Meine Reisebegleiter an diesem Mittwoch: drei kleine Italiener: Emanuele (Reiseleiter), Arianna („Ich kann nicht mehr, wie lange dauert es noch?“) und Ludovica („Gib´ mir jetzt mal die Karte, Emanuele, das wird sonst nichts.“) Übrigens großartig dieser Akzent, tut nicht so in den Ohren weh wie mein deutscher. Die Melodie klingt einfach nach Amooooore, amooore. Und das S wird besonders gern ausgesprochen, also richtig anti-gaditano. „OOOyE, AriAAAna, quieréZZ comerrrrrr(e) un bocadIIIIIIjo? Díiiiigame por favooooRRR(e)”. Am liebsten mag ich es, wenn sie “una veZZZZe” sagen. Die drei sind ziemlich straight und sprechen wirklich die ganze Zeit nur Spanisch (um Meilen besser als ich), auch wenn ich gerade auf dem Klo bin.
Wir sind morgens mit dem Bus bis nach Línea de la Concepción gefahren, von dort läuft man ungefähr 10 Minuten zur Grenze. Passkontrolle, fast wie am Filmset: Die Schilder „EU-Bürger/ Nicht EU-Bürger“ kommen einem wie selbstgebastelt vor, die ganzen Polizisten sind aber echt.
Aus Platzgründen ist der Flughafen einfach mal direkt hinter die Grenze gequetscht und man läuft MITTEN übers Rollfeld, wenn ein Flugzeug landet, gehen halt einfach die Schranken runter, wie bei einem Bahnübergang. Passierte uns auf dem Rückweg. Geht schneller als ich gedacht habe: plötzlich eine lautes Schnarren ohne viel Vorankündigung, und dann schießt eine haushohe Maschine ungefähr 100m an dir vorbei. Klingt spannender, als es ist. Übers Rollfeld zu laufen, während das Flugzeug noch einparkt, war aber wirklich lustig.
Schon von Spanien aus haben wir Gibraltars Riesenfelsen gesehen, von unten sieht man die Äffchen aber nicht, also los! Im Reiseführer (Danke, Anne!) stand: „Nicht vergessen, die Straßen sind sehr steil!“ Klar, wenn man den Nacken in den Kopf legen muss, um den Felsen zu sehen, muss man wohl auch die Füße stramm in die Hand nehmen, um dort hin zukommen… Seilbahn war zu teuer (hätte noch mal so viel gekostet wie die knapp dreistündige Busfahrt her), Muskelkraft ist regenerierbar, war die Ansage. Noch heute, fast drei Tage danach spüre ich meine Wadenmuskulatur vom Treppen steigen ganz zum Schluss.
Ganz bis zum Gipfelkreuz haben wir es nicht geschafft, die letzten Treppen bis zum Affenfelsen haben die Italiennerinnen auch nur besiegt, weil sie sich eingebildet hatte, dass auf dem Schild ein Bistro angekündigt wird.
Und jetzt ein bisschen Rumgeaffe und Aussichtsfrohsinn!
[Alle Bilder werden übrigens groß geöffnet, wenn ihr draufklickt]
Die Stadt unterhalb des Felsens ist nett, aber es gibt nicht viel zu erzählen.
Man kann auch mit Euro bezahlen, außer im Post-Office, siehe Foto, (natürlich auch mit den Klischee-roten-Briefkastentonnen), sich Museen angucken und den Hafen anstaunen.
Der Streit um „Gib“ (wenn das deutschsprachig wäre, ließen sich für die städtische PR großartige Kampagnen, die nur auf Wortspielen aufbauen, kreieren) zwischen Großbritannien und Spanien ist politisch gesehen glaub ich recht albern und für Touristen eigentlich nur witzig, weil wie erwähnt kein Klischee ausgelassen wird, um zu zeigen, dass hier britischer Boden ist (siehe links).
Interessant auch, was in einem Spiegel-Online-Artikel steht, über den „Geschäftssinn“ der Gibraltär/Gibraltesen/ Gibraltanese/ … Einwohner von Gibraltar.
„Mit rechten Dingen geht hier allerdings nicht alles zu. Anders lässt sich schwer erklären, dass auf gut 6,5 Quadratkilometer nicht nur 30.000 gemeldete Bürger kommen, was in etwa der Bevölkerungsdichte von London entspricht, sondern zugleich 60.000 Firmensitze, wie Spaniens Medien gerne herausstellen.“ Andreas Drouve, Spiegel Online
Aber nicht deswegen war „Gib“ Thema in unserem Spanisch-Unterricht. Jährlich kommen hier viele Menschen ums Leben, die versuchen, von Afrika in kleinen Booten nach Europa zu kommen, die engste Stelle ist ‚nur’ 14 Kilometer. Als Entfernung zwischen zwei durch Weltmeere getrennte Kontinente sehr wenig, im Nussschälchen, das von den Radaren der Grenzbeamten nicht so gut gesehen wird, sehr sehr weit, teuer (diese Überfahrt kostet zwischen 500 und 1000 Euro!! Das hat uns Herr Ebbers verschwiegen!) und wirklich lebensgefährlich. Um so berührter war ich, als ich auf der Damentoilette die Liebesbotschaften von „Mélissa“ gelesen habe, die es anscheinend geschafft hat.
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Noch ein paar letzte Blicke über die Stadt (oben stand die Hitze wenigstens nicht so).
I liked.
hey merlita, sehr geil da jetzt hab ich noch ein ziel zu dem ich reisen muss. grüße aus dem klaten deutschland juju
also für extra hinfliegen lohnt es sich wohl nicht ;) aber n FLughafen ist auf jeden Fall trotzdem am Start. Frage mich, wie sich das lohnen kann. Aber ich glaube, wenn man da was tiefer nachgräbt, stellt man sich noch mehr Fragen, siehe Zitat Spiegel Artikel...
nein ich denke auch nicht das ich da so hin fliege aber wenn ich mal in der nähe bin werde ich es mir nicht entgehen lassen. und das ganze ist so skuril und komisch das es schon wieder was hat und da macht dann nen flughafen auch nichts mehr aus :-)